Bundesamt hat bereits vorläufige Sterbezahlen veröffentlicht

03.09.2021, 10:49 (CEST)

«Wie groß sind die direkten und indirekten Auswirkungen der Pandemie auf die Gesamtzahlen der Sterbefälle in Deutschland?» Diese Frage stellt sich nicht nur das Statistische Bundesamt (Destatis), sondern mit anderer Absicht auch Kritikerinnen und Kritiker der Corona-Politik. Die Auswertung der Sterbefälle für das Jahr 2020 wird von Destatis nun später (Mitte Oktober) veröffentlicht als angekündigt und verleitet auf Facebook zu Spekulationen. Ein in den Sozialen Medien verbreiteter Post suggeriert, das Statistische Bundesamt halte Daten bis nach der Bundestagswahl am 26. September absichtlich zurück. Aber stimmt das?

Bewertung

Falsch. Das Statistische Bundesamt hat bereits vorläufige Auswertungen zu den Sterbefällen 2020 mit dem vorhandenen Teil der Daten veröffentlicht.

Fakten

Bereits am 8. Juli hat das Statistische Bundesamt eine vorläufige Auswertung mit 92 Prozent der Sterbefälle in 2020 auf seiner Internetseite publiziert. Am 31. August erschien eine weitere vorläufige Auswertung, bei der «für 98 % der Fälle die Todesursache benannt werden» konnte, wie das Statistische Bundesamt auf Twitter schrieb. Es verzögert sich also nur die reguläre Auswertung mit 100 Prozent der Daten. Die vorläufigen Daten (Stand: 16.08.2021) stellt das Statistische Bundesamt in einer Tabelle auf seiner Homepage zur Verfügung.

Destatis nennt für die Verzögerung außerdem zwei Gründe: Verzögerung bei Daten von Länderseite und Personalengpässe in den Statistischen Landesämtern. Für die auf Facebook unterstellte Absicht, die Daten erst nach der Bundestagswahl zu veröffentlichen, gibt es keinen Beweis, es handelt sich um reine Spekulation.

Auch die in dem Post aufgestellte Behauptung, der Lockdown habe zu mehr Opfern geführt, ist falsch. Studien (etwa hier und hier) haben gezeigt, dass sogenannte «NPIs», also nicht-pharmazeutische Interventionen viele Infektionen und damit auch Todesfälle verhindert haben. Dazu gehören etwa Lockdown, Schulschließungen oder Reisebeschränkungen.

Zwar können dadurch andere Leiden entstanden sein, wie eine Studie zeigt, doch die Forschenden kommen zu dem Ergebnis: «Aus den bisherigen Erkenntnissen geht eindeutig hervor, dass staatliche Eingriffe, selbst restriktivere Maßnahmen wie Hausarrest, unter bestimmten Umständen von Vorteil sind und wahrscheinlich keinen größeren Schaden anrichten als die Pandemie selbst.»

(Stand: 02.09.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Pressemitteilung zur vorläufigen Auswertung am 8. Juli (archiviert)

Tweet zur vorläufigen Auswertung am 31. August (archiviert)

Begründung Destatis für Verzögerung (archiviert)

Jüngster Monatsbericht Destaits Todeszahlen (archiviert)

Studie in "Nature" zu Lockdown-Nutzen (archiviert)

2. Studie in "Nature" zu Lockdown-Nutzen (archiviert)

Studie zu Leiden durch Lockdown (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com