Drosten-Zitat lässt sich nicht auf die Corona-Pandemie übertragen

4.9.2021, 11:11 (CEST)

Seit Christian Drosten durch die Corona-Pandemie zu einem der gefragtesten Virologen Deutschlands geworden ist, gibt es auch immer wieder Kritik an ihm. Auf Facebook kursiert nun ein Sharepic, das ihm unterstellt, seine Meinung zu PCR-Tests grundlegend geändert zu haben (archiviert). Stimmt das?

Bewertung

Christian Drostens Aussagen 2014 bezogen sich auf die damalige Mers-Epidemie und lassen sich nicht auf Corona übertragen.

Fakten

Für den Nachweis einer Infektion mit Sars-CoV-2 wurde im Januar 2020 ein PCR-Test entwickelt. Daran war auch Christian Drosten beteiligt. Die Methode ist international anerkannt und wird weltweit verwendet, um Corona-Infektionen nachzuweisen, wie die dpa bereits in einem Faktencheck dargelegt hat.

In dem zitierten Interview, das 2014 in der Wirtschaftswoche erschien, geht es um den damaligen Mers-Ausbruch auf der arabischen Halbinsel. Auch dort kam ein PCR-Test zum Einsatz, um Erkrankungen nachzuweisen. Drosten kritisiert die Methode nicht per se, sondern erklärt den plötzlichen Anstieg der Fallzahlen dadurch, dass vermehrt asymptomatische Menschen getestet würden.

Mers wird auch durch ein Coronavirus ausgelöst. Drosten sagte in dem Interview jedoch, dass er bei Mers die Gefahr einer weltweiten Pandemie für gering halte - und behielt damit recht. Mers überträgt sich hauptsächlich von Tieren auf den Menschen - Menschen untereinander stecken sich nur sehr selten und wenn, dann nur durch nahen Kontakt an. Deshalb können Ausbrüche der Krankheit deutlich einfacher eingedämmt werden als bei Covid-19. Drosten kritisiert in dem Interview auch, dass sich die Ärzte damals nicht an das vorgegebene Diagnoseschema hielten.

Sars-CoV-2, das Covid-19 auslöst, überträgt sich leicht von Mensch zu Mensch. Drosten rechnete schon im Januar 2020 mit einer Pandemie. Er betonte, als es um mögliche Evakuierungsflüge für Deutsche aus Wuhan ging, dass alle Insassen solcher Flugzeuge auf das Virus getestet werden könnten, um damit Gefahren auszuschließen - also eine Ausbreitung zu verhindern. Dies steht nicht im Widerspruch zu seinen Aussagen zum Mers-Ausbruch, da damals eine viel geringere Gefahr einer Pandemie bestand.

Drosten sprach sich auch während der Corona-Pandemie dafür aus, nicht ziellos asymptomatische Menschen zu testen. Im NDR-Podcast «Das Coronavirus-Update» am 28. Februar 2020 sagte er, dass sie nur dann mit einem PCR-Test getestet werden sollten, wenn sie nachweislich Kontakt zu bestätigten Fällen hatten.

Im September 2020 spricht er sich im Podcast dafür aus, massenhaft sogenannte Schnelltests - also Antigentests - einzusetzen, um eine mögliche Winter-Welle einzudämmen. Fällt solch ein Schnelltest positiv aus, wird das Ergebnis durch einen PCR-Test überprüft. Drosten weist in derselben Folge darauf hin, dass PCR-Tests sehr «empfindlich» seien.

PCR-Tests werden in Deutschland in der Regel nicht ohne Verdacht auf Corona eingesetzt. Sie kommen bei symptomatischen Personen oder direkten Kontaktpersonen von Infizierten zum Einsatz sowie bei Ausbrüchen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Gefängnissen oder ähnlichem. Dies soll dabei helfen, Infektionsketten zu durchbrechen und die Pandemie dadurch einzudämmen. In die RKI-Statistik gehen nur laborbestätigte Corona-Fälle ein.

Links

Facebook-Post (archiviert)

RKI zu PCR-Test (archiviert)

Charité zu PCR-Test (archiviert)

Drosten-Interview der Wirtschaftswoche (archiviert)

WHO zu Mers 1 (archiviert)

WHO zu Mers 2 (archiviert)

RKI über die Corona-Übertragungswege (archiviert)

Drosten-Interview von tagesschau.de (archiviert)

Coronavirus-Update vom 28.2.2020 (archiviert)

Coronavirus-Update vom 15.9.2020 (archiviert)

Nationale Teststrategie (archiviert)

RKI zur Teststrategie (archiviert)

FAQ zum RKI-Dashboard (archiviert)

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