Es gab Corona-Ausbrüche in Restaurants

31.08.2021, 14:51 (CEST)

Auch an den jüngsten Corona-Beschlüssen gibt es vereinzelt Kritik. Auf Facebook kursiert derzeit ein Post, der sich auf die sogenannte 3-G-Regel bezieht und diese kritisiert. Die Regel besagt, dass Besucher beispielsweise eines Kinos oder eines Restaurants bei einer Inzidenz über 35 entweder geimpft, genesen oder getestet sein müssen. «ES REICHT!», findet der Verfasser und stellt die Behauptung auf: «Die Gastronomie war seit Beginn an sicher!» (archiviert)

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Diese Aussage ist in ihrer Absolutheit nicht haltbar, es gab bereits Corona-Ausbrüche in Gaststätten. Auch Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass in Restaurants ein Ansteckungsrisiko besteht. Es variiert jedoch von Gastraum zu Gastraum und hängt von vielen Faktoren ab.

Fakten

Mehrere Studien und Untersuchungen haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sehr Ansteckungen in Restaurants zum Infektionsgeschehen beitragen und wie hoch das Ansteckungsrisiko in Gaststätten ist. Die Untersuchungen kommen allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Eine Studie der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) stellte etwa fest, dass das Ansteckungsrisiko im Restaurant im Vergleich zu einem Einkauf im Supermarkt oder einem Frisörbesuch merklich höher ist. Demnach steckt ein Infizierter im Restaurant, in dem jeder zweite Platz besetzt ist, durchschnittlich mehr als zwei Personen an.

Beim Einkauf steckt ein Infizierter im Schnitt eine weitere Person an, beim Friseur sogar nur 0,6 Menschen - jeweils wenn Masken getragen werden. Auch eine Untersuchung der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC legt nahe, dass das Risiko einer Ansteckung im Restaurant durchaus gegeben ist.

Aus einem Bericht im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) geht hingegen hervor, dass sich vergleichsweise wenige Menschen in Restaurants infiziert haben. Die Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn bei den meisten der untersuchten Fälle war unklar, wo sich die Menschen angesteckt haben.

Für den Bericht hat das RKI Informationen der Gesundheitsamtsämter abgefragt und versucht, bei etwa 200 000 Corona-Infektionen den Hintergrund der Ansteckung zuordnen zu können. Ergebnis: Rund 30 000 Infektionen fanden dort statt, wo die Menschen leben, also in Wohnungen, Flüchtlings- oder Altenheimen. Deutlich weniger, nur rund 300 Ansteckungen, fanden demnach in Restaurants statt.

Fakt aber ist: Es gibt mehrere Berichte über Ansteckungen in Restaurants. So haben sich Medienberichten zufolge beispielsweise bis zu 23 Menschen in einer Gaststätte in Ostfriesland angesteckt, bis zu 18 Menschen in einem Brauhaus in Berlin und bis zu 17 bei dem Besuch eines Restaurants in Düsseldorf.

Außerdem ist bei der Fragestellung generell zu beachten, dass laut Robert Koch-Institut (RKI) das Ansteckungsrisiko in Innenräumen höher liegt als draußen, vor allem wenn diese eher klein und schlecht belüftet sind sowie wenn keine Masken getragen werden und laut gesprochen wird.

Denn so können sich infektiöse Aerosole besser verbreiten, ansammeln und halten. Demnach dürfte die Gefahr, sich in einem Restaurant mit dem Coronavirus zu infizieren, von Lokalität zu Lokalität variieren - je nach Größe des Raums, Belüftung, Zahl und Abstand der Gäste sowie deren Aufenthaltsdauer.

(Stand: 27.8.2021)

Links

Facebook-Post (archiviert

Studie der TU Berlin (archiviert)

Studie der CDC (archiviert)

Epidemiologisches Bulletin des (RKI) (archiviert)

Zeitungsbericht über Corona-Infektionen in Ostfriesland nach Restaurantbesuchen (archiviert)

Zeitungsbericht über Corona-Infektionen in Berlin nach Restaurantbesuchen (archiviert)

Zeitungsbericht über Corona-Infektionen in Düsseldorf nach Restaurantbesuchen (archiviert)

Informationen des RKI zur Verbreitung des Coronavirus (archiviert)

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