Bundeswehr flog keine alkoholischen Getränke aus Afghanistan aus

26.8.2021, 17:26 (CEST)

Seitdem die militant-islamistischen Taliban die Macht in Afghanistan übernommen haben, versuchen Tausende Menschen aus dem Land zu fliehen. Deutsche Soldatinnen und Soldaten sind im August 2021 über Tage in einer Evakuierungsmission in der Hauptstadt Kabul im Einsatz. Zugleich wird der Bundeswehr vorgeworfen (archiviert), sich mehr um den Abtransport alkoholischer Getränke zu kümmern als um die Menschen.

Bewertung

Die alkoholischen Getränke der Soldaten in Afghanistan wurden bereits bis Mitte Juni 2021 von einem Vertragspartner in einen Anrainerstaat verkauft - und nicht von der Bundeswehr. In ihrer Evakuierungsmission im August flog die Bundeswehr mehr als 5000 Menschen aus Kabul aus.

Fakten

Anfang Juni 2021 berichtet der «Spiegel» von den angeblichen Plänen der Bundeswehr, «Zehntausende Dosen Bier zurück nach Deutschland» fliegen zu lassen: mehr als 20 000 Liter Bier und Wein. Von Soldaten in Afghanistan hieß es damals, so das Magazin, dass der Rücktransport entschieden sei. Doch dazu ist es nie gekommen.

Die Bundeswehr hat die alkoholischen Restbestände eigenen Angaben zufolge «weder auf dem Land- noch auf dem Luftweg» nach Deutschland transportiert, sondern einem zivilen Unternehmen übertragen und in einem Anrainerstaat verkauft, wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am 25. August 2021 mitteilt.

Die Abwicklung der Alkoholika über einen Vertragspartner hatte am 7. Juni auch eine schon eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums bestätigt.

Doch wie kommt es, dass soviel Alkohol für die Soldatinnen und Soldaten zur Verfügung steht? Bei geringer Gefahrenlage ist der Konsum von maximal zwei Dosen Bier (je 0,33 Liter) pro Tag erlaubt («Zweidosen-Regelung»). Anfang Mai befanden sich für etwa 1100 Soldaten noch rund 22 000 Liter an alkoholhaltigen Getränken im Camp Marmal in Masar-i-Scharif, wie der Bundeswehr-Sprecher der dpa mitteilt. Diese Angaben decken sich mit denen im «Spiegel»-Artikel.

Auf Anfrage teilt die Bundeswehr mit, dass seit dem 14. Juni keine alkoholischen Getränke mehr vor Ort gewesen seien. Ein vollständiger Abtransport über einen zivilen Vertragspartner war zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen.

Ein zeitlicher Zusammenhang zu den sieben Menschen, die am 16. August mit der ersten Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr aus Kabul ausgeflogen worden sind, besteht daher nicht.

Mit den letzten geplanten Evakuierungsflügen am 26. August flog die Bundeswehr nach Angaben von Generalinspekteur Eberhard Zorn insgesamt 5200 Menschen aus 45 Nationen aus Kabul aus. Darunter seien 4200 Afghanen und 505 deutsche Staatsbürger.

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Spiegel-Beitrag (kostenpflichtig)

Protokoll der Regierungspressekonferenz vom 7.6.2021 (archiviert)

Bundeswehr über Abzug aus Afghanistan (archiviert)

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