Kein Zusammenhang zwischen Windpark und Starkregen

22.7.2021, 16:10 (CEST)

Windräder beeinflussen angeblich das Wetter und sollen durch die Bildung von wasserreichen Luftschichten für Starkregen sorgen. Diesen Zusammenhang stellt ein Facebook-Post her (archiviert). Als Beweis wird ein Foto von einem Offshore-Windpark vor der dänischen Nordseeküste angeführt, das die Beeinflussung «durch Kondensation» sichtbar machen soll.

Bewertung

Das Wolkenphänomen auf dem Foto steht in keinem Zusammenhang mit Niederschlägen. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis für den Zusammenhang zwischen lokalem Starkregen und dem Betrieb von Windrädern.

Fakten

Seit den 1990er Jahren werden Windkraftanlagen in Deutschland massiv ausgebaut. Motor dieser Entwicklung ist die Energiewende, die auf erneuerbare Energie setzt. In Deutschland produzieren Windräder inzwischen rund 17 Prozent des Stroms.

Das Foto aus dem Facebook-Post zeigt den Windpark «Horns Rev» vor der Nordseeküste Dänemarks. Astrid Lampert vom Institut der Flugführung der TU Braunschweig erklärt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass das Foto den Windpark im Winter zeigt, und stellt fest: «Wenn feuchtkalte Luft dort über relativ warmes Wasser strömt, entstehen gelegentlich solche Wolkenphänomene, die aber keinen Niederschlag produzieren.»

Diese Einschätzung wird von Stefan Emeis, Professor am Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Karlsruhe, geteilt. Er veröffentlichte bereits 2010 einen wissenschaftlichen Artikel (Download) über die Wolkenbildung, die auf dem Foto zu sehen ist. An dem Tag im Februar 2008 sei kalte und sehr feuchte Luft vom nahen Land über die wärmere Nordsee geströmt. Dies habe zur Bildung einer flachen Dunstschicht dicht über der Meeresoberfläche geführt, welche von den Turbinen aufgewirbelt worden sei. Forschende der Technical University Denmark bestätigen diese Einschätzung in einer eigenen Publikation.

Wetterereignisse wie Starkregen, schwere Gewitter oder Dürre treten in den letzten Jahren vermehrt auf. Ein Grund dafür ist der Klimawandel, wie Carl-Friedrich Schleussner von der Berliner Humboldt-Universität gegenüber dem Deutschlandfunk ausführt: «Wir wissen, dass es aufgrund der Erwärmung zu einer Zunahme von Starkregen kommt und damit auch leider zu häufigeren, verheerenden Flutereignissen wie tragischerweise jetzt in Westdeutschland, Belgien und Luxemburg.»

Die Behauptung, Windräder würden das Wetter beeinflussen, wurde bereits im Kontext von Dürre und Flauten durch die dpa geprüft. Veränderungen von Windgeschwindigkeiten seien im Wesentlichen durch atmosphärische und klimatische Gründe zu erklären.

(Stand: 22.7.2021)

Links

Facebook Post (archiviert)

BMWi über Windkraft als Energieträger (archiviert)

«Horns Rev» Windpark der Firma Vattenfall vor der dänischen Nordseeküste (archiviert)

Stefan Emeis über die meteorologische Erklärung von Wolken über dem Horns Rev Windpark (archiviert)

Technical University Denmark über die meteorologische Erklärung von Wolken über dem Horns Rev Windpark (archiviert)

Deutschlandfunk Artikel: Klimawandel oder «nur» Wetter? - Was die Wissenschaft dazu sagt (archiviert)

dpa-Faktencheck: Windräder sorgen weder für Flauten noch für Dürren(archiviert)

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