Ältere Vereinbarung zwischen NIAID und Moderna betrifft andere Coronaviren - nicht Covid-19

16.07.2021, 13:13 (CEST)

Die Entwicklung der Impfstoffe gegen Covid-19 im vergangenen Jahr hat nur wenige Monate gedauert. Das wird in sozialen Medien zum Anlassen genommen, über vermeintlich geheime Vereinbarungen zwischen Behörden und Impfstoffherstellern zu spekulieren. Auf Facebook (archiviert) wird nun sogar behauptet, dass ein Vakzin bereits vor Ausbruch der Epidemie gefunden und entwickelt worden sei. Angebliche «Geheimdokumente» sollen zeigen, dass der Hersteller Moderna bereits im Jahr 2019 Vereinbarungen zur Covid-Impfstoffentwicklung mit Anthony Fauci, dem Direktor des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), unterzeichnet haben soll.

Bewertung

Die Dokumente wurden in einen falschen Kontext gesetzt. Es geht nicht um die Impfung gegen Covid-19, sondern um Vereinbarungen über die Entwicklung einer Impfung gegen andere Coronaviren als Sars-Cov-2 - etwa das Mers-Virus.

Fakten

Die angeblichen «Geheimdokumente» sind seit einem Jahr bekannt: Am 25. Juni 2020 veröffentlichte die US-Nachrichtenseite «Axios» einen Bericht, wonach das Nationale Gesundheitsinstitut (NIH) der USA womöglich geistiges Eigentum an der Covid-Imfpung von Moderna besitzt. Grund dafür sei, dass das NIH bereits in der Vergangenheit gemeinsam mit Moderna an mRNA-Impfstoffen geforscht hat.

Das belegt «Axios» mit der Veröffentlichung einer Vereinbarung zwischen Moderna und dem US-Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), die am 12. und 17. Dezember 2019 unterschrieben wurde. Darin geht es um gemeinsam entwickelte mRNA-Impfstoff-Kandidaten gegen Coronaviren.

Gemeint ist allerdings nicht das Coronavirus Sars-Cov-2, das erst im Januar 2020 weltweit bekannt wurde. In der Familie der Coronaviren gibt es - unter anderem - noch Mers-Cov. Es löst eine Atemwegskrankheit aus und trat im Jahr 2012 im Nahen Osten auf. Mers wurde von Kamelen auf den Menschen übertragen, hat jedoch eine begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch.

Bereits der «Axios»-Artikel von Juni 2020 weist darauf hin, dass es in dem Dezember-Vertrag um Mers geht. Das hat auch die ebenfalls beteiligte Universität von North Carolina der Nachrichtenagentur AFP und das NIAID-Institut gegenüber Faktencheckern von «Lead Stories» bestätigt. In dem veröffentlichten Dokument selbst wird auf Seite 83 erwähnt, dass es um einen Impfstoff-Kandidaten gegen Mers geht.

Vereinbarungen zwischen US-Behörden und dem Impfstoff-Hersteller Moderna waren in der Vergangenheit bereits Gegenstand von falschen Interpretationen, worüber die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Faktenchecks auf Französisch und Niederländisch veröffentlicht hat.

Links

Artikel von «Axios» über die Verträge zwischen Moderna und der US-Behörde NIH (archiviert)

Dokument der Vereinbarung zwischen Moderna und NIAID (archiviert)

Informationen des Robert-Koch-Instituts über das Mers-Coronavirus (archiviert)

AFP-Faktencheck «Moderna had not developed a Covid-19 vaccine in 2019» (archiviert)

«Lead Stories»-Faktencheck «Vaccine 'Candidates' Transferred In December 2019 Were NOT For The Coronavirus That Causes COVID-19 -- They Were For MERS» (archiviert)

dpa-Faktencheck (französisch) über Behauptungen zur Moderna-Impfung

dpa-Faktencheck (niederländisch) über Behauptungen zur Moderna-Impfung

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com