Angebliches Tinder-Plakat mit Mädchen und Männergruppe gefälscht
16.7.2021, 09:18 (CEST)
Eigentlich wollte Tinder mit der Aktion für interkulturelle Liebesbeziehungen werben. Doch schon seit längerem wird auf sozialen Medien das Foto von angeblichen Plakaten der beliebten Dating-Plattform herumgereicht, auf einem davon ist eine Zeichnung mit fünf Männern und einem Kind zu sehen (archiviert). Der rassistische Begleittext in englischer Sprache erweckt den Anschein, in Deutschland sei die vermeintliche Werbung mit einem blonden Mädchen und fünf Schwarzen gezeigt worden.
Bewertung
Das Foto wurde und Australien aufgenommen und später manipuliert: Auf allen vier Plakaten ist eigentlich jeweils ein erwachsenes Pärchen abgebildet.
Fakten
In Wahrheit zeigt die Zeichnung ein händchenhaltendes Paar anstelle der vermeintlichen Männergruppe. Eine Version der ursprünglichen Szene ist spätestens seit April 2018 in einem mittlerweile gelöschten Tweet zu finden. Die Verfasserin des Tweets gab damals an, das Foto sei in der australischen Metropole Sydney entstanden. Ein Indiz für den Wahrheitsgehalt der Aussage ist, dass die Tinder-Poster offensichtlich über Anzeigen für das Enmore Theatre in Sydney geklebt wurden, die noch schwach durchscheinen.
Seinerzeit hatte Tinder unter dem Hashtag #representlove eine Kampagne mit dem Namen «Emojis mit interkulturellen Paaren» gestartet. Diese zielte darauf ab, neue Bildchen zu entwickeln, die moderne Lebensverhältnisse von heute besser widerspiegeln. Im Rahmen dieser Aktion entstand auch das für die Manipulation genutzte Pärchen.
Für das gefälschte Foto wurde der gezeichnete Mann aus der Originalversion verfünffacht. Seine Partnerin wurde so verkleinert, dass sie aussieht wie ein Mädchen.
Bei der Überprüfung der Aufnahmen mit einem Online-Forensic-Tool zeigt sich, dass die Männergruppe nicht zum Rest auf dem Bild passt. Bei dem Pärchen in der Originalversion gibt es hingegen keine Auffälligkeiten im Vergleich zu den anderen Plakaten auf dem Foto.
Österreichische, spanische und US-Faktenchecker haben in der Vergangenheit bereits auf die Manipulation hingewiesen.
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Berichtigung:
In einer ersten Version des Textes vom 15. Juli 2021 war im letzten Satz die Rede unter anderen von «deutschen» Faktencheckern. Die Plattform «Mimikama» hat ihren Sitz aber in Österreich. Das wurde geändert.
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(Stand: 16.7.2021)
Links
Archivierter Tweet mit Foto der Original-Szene
Tinder-Kampagne «Emojis mit interkulturellen Paaren» (archiviert)
Tinder-Tweet zum Start der Kampagne (archiviert)
Tinder-Tweet mit Emoji des Pärchens (archiviert)
Manipuliertes Foto in Forensic-Tool (archiviert)
Originalversion in Forensic-Tool (archiviert)
«Mimikama-Faktencheck zum manipulierten Foto (archiviert)
«Maldita»-Faktencheck zum manipulierten Foto (archiviert)
«Leadstories»-Faktencheck zum manipulierten Foto (archiviert)
Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com