Tiefere Bodenschichten sind vielerorts noch immer ausgetrocknet

Ist das Problem ausgetrockneter Böden durch das Wetter der vergangenen Wochen überwunden? Ja, suggeriert ein Beitrag auf Facebook (hier archiviert), der eine Grafik des WDR-Wissenschaftsmagazins «Quarks» verbreitet. Darin ist zu sehen, dass die oberste Bodenschicht sich vielerorts in Deutschland von der Trockenheit erholt hat. «Letztes Jahr hieß es noch, es werde Jahre dauern bis sie (sic!) Dürre wieder behoben ist.» In einem anderen Posting (hier archiviert) heißt es: «Es gibt keine Dürre in Deutschland und keine Wasserknappheit.» Ist nun also alles wieder in Ordnung?

Bewertung

In den Facebook-Beiträgen fehlt der zweite Teil der «Quarks»-Grafik: Darin wird darauf hingewiesen, dass die tieferen Bodenschichten weiter sehr trocken sind: «Das Dürreproblem ist damit nicht komplett gelöst», schreibt das Magazin. Wissenschaftler sprechen von beispiellos trockenen Sommern in Europa in den vergangenen Jahren und sehen einen Zusammenhang mit der Klimakrise.

Fakten

Das WDR-Wissenschaftsmagazin «Quarks» hat am 28. Mai 2021 das Thema Dürre und Trockenheit aufgegriffen und auf seinen Social-Media-Kanälen Grafiken dazu veröffentlicht. Nach Wochen mit vergleichsweise viel Niederschlag berichtet «Quarks», dass sich die oberste Bodenschicht vielerorts in Deutschland von Trockenheit erholt habe.

Das Magazin beruft sich auf Daten des Dürremonitors des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung und stellt eine Karte mit Daten vom Mai 2020 einer aktuellen Darstellung gegenüber. Das «Quarks»-Fazit: «Die Landwirtschaft muss erstmal nicht mehr unter der Dürre leiden.»

Die Grafik wurde auch von anderen Facebook-Seiten aufgegriffen und zum Beispiel mit einem begleitenden Text veröffentlicht: «Läuft gar nicht so gut mit der »Klimakatastrophe« vor der Bundestagswahl. Letztes Jahr hieß es noch, es werde Jahre dauern bis sie (sic!) Dürre wieder behoben ist.»

In diesem Facebook-Beitrag fehlt jedoch wichtiger Kontext, über den «Quarks» in seinen eigenen Beiträgen berichtet hat. Im Beitragstext auf Instagram heißt es: «Doch unser Dürreproblem ist damit nicht komplett gelöst. Weil die vergangenen Jahre zum Teil extrem trocken waren, sind die tieferen Bodenschichten ziemlich ausgetrocknet. Es bräuchte auch in den kommenden Monaten immer mal wieder Dauerregen und kühlere Temperaturen, um auch diese Bodenschichten gut zu durchfeuchten.»

Im zweiten Teil der Instagram-Grafik, der im Facebook-Beitrag fehlt, heißt es: «Die tieferen Bodenschichten (1 - 2 m) sind aufgrund der vorherigen Jahre weiterhin sehr ausgetrocknet.» «Quarks» selbst hat auf Facebook und Twitter jeweils nur eine einteilige Grafik veröffentlicht, die um den Hinweis auf die tieferen Schichten ergänzt wurde.

Auch der Helmholtz-Dürremonitor verdeutlicht das Problem in den tieferen Schichten. Eine aktuelle Karte, die Daten für eine Tiefe von rund 1,8 Metern angibt, zeigt vor allem in Ostdeutschland ein Problem mit trockenen Böden.

Der Grund: Die trockenen Sommer in Europa in den vergangenen Jahren. Die Dürre sei «beispiellos» gewesen, schreiben internationale Klimaforscher in einer im März veröffentlichten Studie, an der auch Helmholtz-Wissenschaftler beteiligt waren. Für die Auswertung wurden aus altem Eichenholz Daten zum Sommerklima in Europa gewonnen, die bis ins Jahr 75 vor Christus zurückreichen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, «dass diese Häufung von ungewöhnlich trockenen Sommern sehr wahrscheinlich ein Ergebnis der menschengemachten Klimaerwärmung» ist, wie die Helmholtz-Gemeinschaft schreibt.

(Stand: 31.05.2021)