Nahost-Grafik mit vier Karten enthält mehrere Fehler

Mit Landkarten wird gerne Politik gemacht, vor allem in Konfliktgebieten. Mitunter werden Grenzen verschoben, Gebiete dem falschen Staat zugeschlagen oder sogar ganze Länder von Karten getilgt. In einem Facebook-Post (archiviert) wird derzeit eine vierteilige Grafik verbreitet, in der es um Israel und die palästinensischen Gebiete geht. Ihr Titel: «Nur zur Erinnerung, wer die wirklichen Terroristen sind». Ist die Grafik eine akkurate Darstellung der politischen Geografie im Nahen Osten?

Bewertung

Die Karten sind in vielerlei Hinsicht fehlerhaft und irreführend. Es wird zum Beispiel nicht zwischen Landbesitz und Herrschaft über ein Gebiet unterschieden.

Fakten

Die mehrteilige Grafik wird seit Jahren in leicht unterschiedlichen Fassungen verbreitet. Die hier vorliegende Version enthält mehrere Fehler und stellt Zusammenhänge irreführend dar. Einige Punkte:

Im ersten Bild geht es um jüdischen Landbesitz im Jahr 1946 auf dem Gebiet des britischen Mandatsgebiets Palästina. Tatsächlich besaßen Juden oder jüdische Organisationen damals weniger als 10 Prozent der Landfläche. Das in grün markierte «Palestinian Land» gehörte aber nicht vollständig jenen, die heute als Palästinenser bezeichnet werden. Neben Land in Privatbesitz arabischer Eigentümer gab es auch viel Land, das keinen Privatleuten gehörte, sondern von der regierenden Macht verwaltet wurde. Das waren damals die Briten.

Im zweiten Bild soll offenbar der Teilungsplan der Vereinten Nationen dargestellt werden. In dem Plan, als Resolution 181 im November 1947 von der UN-Generalversammlung angenommen, wurde die Aufteilung Palästinas in einen arabischen Staat, einen jüdischen Staat und ein internationales Territorium (Jerusalem und Betlehem) vorgeschlagen. Der Teilungsplan bezog sich also auf die Herrschaft über das Gebiet, nicht auf den Landbesitz. In beiden Staaten, dem jüdischen und dem arabischen, sollten jeweils auch Araber und Juden wohnen können. Der Plan wurde jedoch nie umgesetzt, da Resolutionen der UN-Generalversammlung nicht bindend sind und unter anderem arabische Staaten ihn ablehnten.

Die dritte Karte, auf der die Zahl 1967 steht, zeigt die Region vor dem Sechstagekrieg. Der Gazastreifen ist zwar grün markiert («Palestinian Land») stand damals jedoch unter ägyptischer Verwaltung. Das Westjordanland, hier ebenfalls grün und mit «Palestine» beschrieben, war 1950 von Jordanien annektiert worden.

In der vierten Karte mit der Aufschrift «Heute» ist der Gazastreifen grün markiert, jedoch nicht vollständig. Warum das so ist, wird nicht klar. Die angedeuteten «Grenzen» entsprechen jedoch grob denen der israelischen Siedlungen im Gaza-Streifen, die bereits 2005 geräumt wurden. Teile des Westjordanlands sind grün markiert; sie entsprechen in etwa dem A-Gebiet, also den von der palästinensischen Autonomiebehörde verwalteten Teilen des Westjordanlands, und dem B-Gebiet, das sowohl von palästinensischen als auch von israelischen Behörden verwaltet wird. Auf dem heutigen Staatsgebiet Israels (Jerusalem eingeschlossen) leben aber auch rund zwei Millionen Araber, von denen sich viele als Palästinenser bezeichnen und Nachkommen arabischer Familien sind, die bereits vor der Staatsgründung 1948 dort wohnten. Die Unterscheidung in «Palestinian Land» und «Israel Land» ist auch deshalb hier irreführend.

(Stand: 7.6.2021)