Blutspende nach Corona-Impfung erlaubt und mit keiner Gefahr verbunden
20.9.2021, 12:29 (CEST)
Seit Ende Dezember wird in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft. Die Immunisierung hat dazu beigetragen, die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe sowie Todesfälle zu mindern und die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. In den sozialen Netzwerken werden derweil weiter Behauptungen zu vermeintlichen Gefahren verbreitet, die von den Impfungen ausgehen sollen: Eine Facebook-Nutzerin (hier archiviert) fragt etwa: «Liebe Imbflinge, habt ihr euch schon die FRAGE gestellt, wieso ihr KEIN BLUT mehr spenden dürft???» (Sic!). In Kommentaren dazu wird behauptet, die Impfstoffe «verseuchten» das Blut. Zudem könne die Blutspende eines Geimpften andere umbringen.
Bewertung
Die Behauptung, Corona-Geimpfte dürften kein Blut spenden, entspricht nicht der Wahrheit. Die zugelassenen Vakzine enthalten nach Expertenangaben keine vermehrungsfähigen und damit übertragbaren Erreger, die die Empfänger von Transfusionen gefährden könnten.
Fakten
Die Empfehlung des für die Sicherheit von Impfstoffen zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) lautet: Nach einer Impfung mit den bisher zugelassenen SARS-CoV-2-Impfstoffen sei «keine Spenderrückstellung erforderlich». Das bestätigt auch die EU-Gesundheitsbehörde ECDC (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten).
Zum Hintergrund: Die aktuell eingesetzten Corona-Impfstoffe enthalten keine vermehrungsfähigen, übertragbaren Viren, sondern die Bauanleitung für ein Virus-Protein, das in den Körperzellen gebildet wird. Der Körper entwickelt eine Immunantwort und bildet entsprechende Antikörper, die im Infektionsfall das Coronavirus abwehren.
Die Impfung erfolgt zudem in den Muskel, nicht in die Blutbahn. Dadurch seien die im Blut enthaltenen Impfstoffmengen geringer als die zuvor bei der Impfung verabreichten, erklärt Franz Wagner, Transfusionsmediziner und Hauptabteilungsleiter am Institut Springe des DRK-Blutspendedienstes. Auch insofern, so Wagner gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), sei auszuschließen, dass das Spenderblut eines Corona-Geimpften für einen Empfänger «gefährlich» werden könnte.
Eine andere Situation liege vor, wenn ein Impfstoff vermehrungsfähige Viren enthalte - wie etwa die Masern-Mumps-Röteln-Vakzine. «Hier lässt sich nicht vollständig ausschließen, dass einzelne Viren über eine Blutspende in einen Empfänger geraten, der kein funktionierendes Immunsystem hat - etwa ein Patient mit schwerstem Immundefekt», erläutert der Mediziner. Derartig erkrankte Empfänger könnten unter Umständen auch mit den für die Impfung abgeschwächten Viren nicht fertig werden und erkranken. Deshalb sei nach diesen Impfungen eine Blutspende-Pause von vier Wochen vorgesehen - im Gegensatz zu den Corona-Vakzinen.
Blutspendedienste wie das Deutsche Rote Kreuz und große Kliniken empfehlen Corona-Geimpften allerdings, sich nach einer Gabe 24 Stunden lang zu schonen und eventuelle harmlose Impfreaktionen wie Fieber abzuwarten und auszukurieren. Wagner erklärt: «Hier geht es aber allein um das Wohlbefinden des Spenders.»
Links
Posting bei Facebook (archiviert)
Empfehlung des PEI für Blutspenden nach der Coronaimpfung (archiviert)
Wissenschaftliche Daten des ECDC (archiviert)
Dossier des PEI zu Corona-Impfstoffen (archiviert)
DRK zu Blutspenden nach einer Coronaimpfung(archiviert)
UK Aachen zu Blutspenden nach einer Coronaimpfung (archiviert)
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