WhatsApp bleibt für Privatnutzer kostenfrei

25.05.2021, 18:49 (CEST)

In einem Kettenbrief, der bei WhatsApp weitergeleitet werden soll, heißt es, der Messenger-Dienst werde künftig kostenpflichtig sein. WhatsApp aktiviere eine Abrechnung und «kostet 0,01 Cent pro Nachricht». Dies könne aber verhindert werden, wenn der Empfänger den Kettenbrief an «10 Personen» weiterleitet, steht auf dem Bild, das zum Teilen auffordert (Sharepic). Dann bleibe der Dienst kostenlos, wird weiter in dem Facebook-Post versprochen (hier archiviert).

Bewertung

Für Privatnutzer ist und bleibt der Dienst kostenfrei. Große Firmen, die WhatsApp Business für ihre Kundenkommunikation nutzen, werden bereits seit geraumer Zeit zur Kasse gebeten.

Fakten

Beim Nachrichtendienst WhatsApp muss zwischen privater und geschäftlicher Nutzung unterschieden werden. Es handelt sich dabei auch um zwei unterschiedliche Apps, nämlich WhatsApp und WhatsApp Business. Der private Chatdienst ist und bleibt kostenfrei. WhatsApp schreibt in einem Blogbeitrag: «Für Geschäftskunden fallen zukünftig Kosten für einige der von uns angebotenen Dienste an.» Weiter heißt es: «Dadurch können wir unser eigenes Geschäftsmodell weiter ausbauen und mehr als zwei Milliarden Menschen weiterhin kostenlose Ende-zu-Ende-verschlüsselte Chats, Videoanrufe und Sprachanrufe anbieten.» Das heißt: Geschäftskunden sollen auch dafür zahlen, dass der Dienst für Privatnutzer kostenfrei bleibt.

Facebook hat WhatsApp im Jahr 2014 für rund 22 Milliarden US-Dollar übernommen. Mit diesem Kaufpreis nahm Facebook zwar einen Rivalen vom Markt, der Dienst trug bisher aber wenig zum Konzerngewinn bei. Zeitweise wurde über Werbung im «Status»-Bereich nachgedacht, wo Nutzer Fotos und Videos für einen Tag mit ihren Kontakten teilen können. Die Idee wurde dann aber auf Eis gelegt. Der aktuelle Plan ist, Geld zu verdienen, wenn Unternehmen mit ihren Kunden über WhatsApp kommunizieren. Voraussetzung dafür sind laut WhatsApp neue Datenschutz-Bedingungen, die seit Mitte Mai in Kraft getreten sind.

Für den Privatnutzer heißt das, er kann künftig direkt aus einem Chat heraus Produkte einkaufen. Eine andere oder weitere App ist für die Anwender nicht notwendig. Anders sieht das bei Unternehmen aus, die die Waren und Dienstleistungen anbieten. Sie setzen die Business-App von WhatsApp ein, um auf die Kundenanfragen zu reagieren. Für größere Firmen bietet WhatsApp statt einer Smartphone-App auch eine Schnittstelle (API) für Kundenbetreuungssysteme oder Warenwirtschafts-Software an.

WhatsApp Business wurde im Januar 2018 ins Leben gerufen. Im vergangenen Sommer übersprang der Dienst die Marke von 50 Millionen kleinen Firmen, die weltweit an Bord sind. Die Nutzer der API - also mittlere und große Unternehmen - werden bereits zur Kasse gebeten. Der Preis pro WhatsApp-Nachricht unterscheidet sich erstens dadurch, wie viele Benachrichtigungen Unternehmen senden und zweitens, in welchem Markt - nach der Landesvorwahl des Empfängers - agiert wird.

Wird eine Nachricht einer Firma an die Ländervorwahl 0049 nach Deutschland geschickt, kostet diese - je nach Menge - zwischen 0,0714 und maximal 0,0858 US-Dollar für die ersten 250 000 Stück. Das hört sich erstmal nach nicht viel Geld an. Beim preiswerteren Modell muss der Kunde jedoch mindestens 25 Millionen Nachrichten verschicken lassen. Das heißt: 25 Millionen Nachrichten kosten 1,785 Millionen Dollar - umgerechnet sind das etwa 1,46 Millionen Euro.

Die Initiatoren des Kettenbriefes nutzen die Tatsache aus, dass viele WhatsApp-Anwenderinnen und -Anwender verunsichert sind, seit sie neuen Nutzungsbedingungen zustimmen sollen. So kursiert auch ein Kettenbrief mit der falschen Behauptung, die Datenschutzeinstellungen für Gruppenchats seien heimlich geändert worden.

Links

Beitrag auf Facebook (archiviert)

WhatsApp-Blogbeitrag unterscheidet zwischen Privat- und Geschäftskunden (archiviert)

F&A der dpa zu neuen Datenschutz-Bestimmungen bei "Zeit Online" (archviert)

WhatsApp zur Business API (archiviert)

Warnung vor gefälschtem WhatsApp-Schreiben (archiviert)

dpa-Meldung zu 50 Millionen Nutzern bei WhatsApp Business bei "heise.de" (archiviert)

Facebook zur Abrechnung bei WhatsApp Business (archiviert)

Preise von WhatsApp Business in verschiedenen Ländern (archiviert)

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