Keine Sprengung: Hochhaus im Gazastreifen von israelischer Luftwaffe zerstört

26.05.2021, 15:05 (CEST)

Palästinenser schießen Tausende von Raketen auf Israel, die israelische Luftwaffe wirft Bomben über dem Gazastreifen ab - nach dem 10. Mai 2021 ist der Nahostkonflikt tagelang eskaliert. Auch ein Hochhaus mit Medienbüros im Gazastreifen wurde dabei zerstört. Journalisten der betroffenen Medien reagierten geschockt. «Ich kann es nicht glauben», twitterte etwa Al-Dschasira-Korrespondentin Stefanie Dekker. Andere wollen jedoch nicht glauben, dass israelische Kampfjets das Haus beschossen haben - und wittern eine Verschwörung der Medien. So verbreiten Nutzer in sozialen Medien die Behauptung, es habe sich um eine Sprengung und keinen Luftangriff gehandelt. «So betrügt die ARD!» heißt es in dem geteilten Video (hier archiviert).

Bewertung

Die Behauptung entbehrt jeder Grundlage. Es gibt zahlreiche Medienberichte über die Zerstörung des Hochhauses im Zuge eines Angriffs der israelischen Luftwaffe. Das israelische Militär und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu haben den Angriff zudem bestätigt und ihr Vorgehen verteidigt.

Fakten

Bei einem Angriff der israelischen Luftwaffe wurde am 15. Mai 2021 ein Hochhaus mit Medienbüros im Gazastreifen zerstört. Zahlreiche Medien haben übereinstimmend darüber berichtet.

Im Gebäude befanden sich unter anderem Büros der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und des katarischen TV-Senders Al-Dschasira (Al-Jazeera), die den Beschuss kritisierten. Auch Journalistenverbände protestierten.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Kritik daraufhin zurückgewiesen und das Vorgehen verteidigt. In dem Gebäude sei «ein Geheimdienstbüro der palästinensischen Terrororganisation» Hamas untergebracht gewesen, das Angriffe auf israelische Zivilisten organisiert habe, sagte Netanjahu dem US-Sender CBS. Es sei also «ein völlig legitimes Ziel» gewesen. Anwesende in dem Gebäude seien von Israel vorgewarnt worden. Das israelische Militär hatte den Angriff zuvor auf Twitter bestätigt.

In Internetbeiträgen wird dagegen eine andere Version verbreitet. Im geteilten Video ist ein Ausschnitt aus der «Tagesschau» zu sehen, die über den Angriff berichtet. Behauptet wird dabei im Netz, dass es sich um eine Sprengung des Gebäudes gehandelt habe, die von der ARD lediglich als Luftangriff «verkauft» werde. Für diese Behauptung gibt es aber keinerlei Belege. Es gibt dagegen Videos vom Vorfall, in denen die Raketen kurz vor der Explosion des Gebäudes zu erkennen sind. Der Vorwurf der «Lügenberichterstattung» gegen die «Tagesschau» ist somit haltlos.

In manchen Postings wird dabei ein Bezug hergestellt zu den Terrorangriffen vom 11. September 2001 in den USA. Auch hierzu wird immer wieder die Behauptung verbreitet, das World Trade Center sei damals durch eine gezielte Sprengung in sich zusammengestürzt und nicht durch die Einschläge der Flugzeuge. Auch hierbei handelt es sich jedoch um Verschwörungserzählungen, für die es keinerlei Belege gibt.

Links

Spiegel-Bericht (archiviert)

Tweet von Al-Dschasira-Korrespondentin (archiviert)

Tagesschau-Beitrag (archiviert)

Video vom Telegraph (archiviert)

Tweet des israelischen Militärs (archiviert)

dpa-Meldung zu Reaktion von Netanjahu (archiviert)

Mitteilung von AP (archiviert)

Mitteilung von Al-Dschasira (archiviert)

Meldung zu Protest von Journalistenverbänden (archiviert)

Stern-Artikel zu Verschwörungstheorie zum 11. September (archiviert)

Bundeszentrale für politische Bildung zu Verschwörungstheorien zum 11. September (archiviert)

AFP-Faktencheck (archiviert)

Facebook-Beitrag (archiviert; archiviertes Video)

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com