Kein Beleg für Forderung nach E-Auto-Pflicht von Greta Thunberg

22.04.2021, 14:04 (CEST)

Über die Klimaaktivistin Greta Thunberg von der Bewegung Fridays for Future (FFF) wird in sozialen Medien viel geschrieben. Die einen bewundern die 18-Jährige für ihren Einsatz gegen den Klimawandel, andere sehen die Schwedin kritisch. In einem Facebook-Post wird ihr etwa vorgeworfen, sie habe eine Elektroauto-Pflicht gefordert (hier archiviert). Der Beitrag suggeriert dabei, sie fördere damit gefährliche Kinderarbeit für die Produktion von E-Autos. Dazu sind auf einem Foto Kinder abgebildet, die in einer Schlammgrube arbeiten.

BEWERTUNG: Thunberg hat zwar gelegentlich Strecken mit E-Autos zurückgelegt. Es gibt aber keine Belege dafür, dass sie eine Pflicht für Elektrofahrzeuge gefordert hat. Das untere Foto des Posts passt zudem nicht in den Kontext. Es zeigt Kinder in Afrika beim Abbau von Gold und nicht von giftigen Materialien für die E-Auto-Produktion.

FAKTEN: Greta Thunberg fliegt laut eigener Aussage grundsätzlich nicht mehr und fährt stattdessen meist Zug. In seltenen Fällen lässt sie sich mit einem Elektroauto fahren. So stellte ihr der frühere kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger bei einer Reise durch die USA ein Elektroauto der Marke Tesla zur Verfügung. Auch bei der UN-Klimakonferenz in Madrid wurde Thunberg mit einem E-Auto zum Veranstaltungsort gebracht, wie auf einem Video zu sehen ist.

Das Foto in dem Post zeigt Thunberg bei dieser Konferenz. Bei ihrer Rede sprach sie allerdings nicht über E-Autos. Auch ansonsten gibt es keine Beweise dafür, dass sie eine Elektrofahrzeuge-Pflicht gefordert hat.

Die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung, mit der Thunberg schon mehrfach gemeinsam aufgetreten ist, fordert auf ihrer Internetseite ebenfalls keine derartige Pflicht. Dort heißt es, dass FFF sich nicht explizit für eine Förderung der Elektromobilität einsetzt. Der Bewegung sei es nicht so wichtig, welche Maßnahmen zu einer Reduktion der klimaschädlichen Emissionen führen, sondern dass sie gesenkt würden.

Der Vorwurf, dass Fahrer von E-Autos für mehr Kinderarbeit sorgen, kursiert schon länger im Netz, wie die Faktenchecker von Mimikama bereits in einem Text von 2019 gezeigt haben. Dabei geht es vor allem um den Kobaltabbau im Kongo.

Das zweite Foto, das auf dem Post zu sehen ist, wurde in den vergangenen Jahren ebenfalls schon einige Male in diesem Zusammenhang gezeigt. Kobalt ist ein Metall, das unter anderem für Batterien in E-Autos benötigt wird, aber auch für Handy- und Laptop-Akkus. Der Kongo hat die weltweit größten Kobalt-Vorkommen. Er wird dort oft auch von Kindern unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut, wie etwa die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert.

Auch bei anderen Materialien wie Lithium, die für die Batterien von E-Autos verwendet werden, ist der Abbau oft problematisch. Autobauer wie VW wollen laut eigener Aussage in Zukunft verhindern, dass ihre Materialien unter solchen Bedingungen abgebaut werden.

Das Foto ist im Kontext des Postings jedoch irreführend. Es wurde 2014 von einem Fotografen der französischen Nachrichtenagentur AFP aufgenommen und zeigt Kinder in einer Goldmine in Afrika.

Kritik an der Herstellung von Batterien gibt es also durchaus - das gilt jedoch nicht nur für E-Autos, sondern auch etwa für Elektrogeräte. Der erweckte Eindruck, Thunberg sorge mit ihren Forderungen für mehr Kinderarbeit, ist jedoch nicht richtig.

Links:

Facebook-Post:
https://www.facebook.com/interessantefakten777/posts/1930862687053117
(Archiviert: https://archive.ph/OBmCJ)

Artikel über Schwarzenegger, der Tesla zur Verfügung stellte:
https://teslamag.de/news/tesla-model-3-fuer-klimaaktivistin-greta-thunberg-von-arnold-schwarzenegger-25385(Archiviert: http://dpaq.de/I3uEz)

Video von Thunbergs Ankunft in Madrid:
https://www.youtube.com/watch?v=0WyMpKLo0wg
(Archiviert: https://perma.cc/EU3W-SAEJ)

Thunbergs Rede in Madrid:
https://www.youtube.com/watch?v=pVtmaOGKz44
(Archiviert: https://perma.cc/Z94B-REBV)

Forderungen Fridays for Future Deutschland:
https://fridaysforfuture.de/forderungen/faq/
(Archiviert: http://dpaq.de/oTVKm)

Verbraucherzentrale NRW zu E-Autos:
https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/umwelt-haushalt/umweltvorteil-der-eautos-24928
(Archiviert: http://dpaq.de/yufDl

Statista zu weltweiten Kobalt-Vorkommen:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38455/umfrage/weltweite-reserven-an-cobalt/
(Archiviert: http://dpaq.de/WELbs)

Amnesty International zu Batterien in E-Autos:
https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/unternehmensverantwortung-wertschoepfungsketten-batterien-umweltstandards(Archiviert: http://dpaq.de/Oi1qL)

Volkswagen zu Arbeitsbedingungen:
https://www.volkswagenag.com/de/news/2020/11/Volkswagen-engages-in-improving-working-conditions-in-artisanal-cobalt-mines-in-the-Democratic-Republic-of-Congo.html
(Archiviert: http://dpaq.de/NaY6p)

Foto von Goldmine im Kongo:
https://www.gettyimages.de/detail/nachrichtenfoto/child-gold-miner-poses-on-may-5-2014-while-other-nachrichtenfoto/488917415 (Archiviert: https://archive.ph/Jnmty)

Faktencheck von Mimikama:
https://www.mimikama.at/aktuelles/kinderarbeit-kobalt-elektroauto/ (Archiviert: http://dpaq.de/vODr9)