Ethylenoxid wird zwar zur Desinfektion verwendet, aber streng kontrolliert

01.04.2021, 18:10 (CEST)

Ein neuer Aufreger im Netz: An den für den Corona-Test verwendeten Stäbchen soll sich ein gesundheitsschädlicher Stoff befinden. Verschiedene Posts warnen mit den Worten: «Krebs erregendes Ethylenoxid an China-Teststäbchen!» (hier archiviert)

BEWERTUNG: Die Teststäbchen werden zwar in der Regel mit Ethylenoxid begast, um sie zu sterilisieren. Der Stoff verflüchtigt sich anschließend allerdings. Möglicherweise verbleibende Rückstände liegen weit unter den zulässigen Grenzwerten.

FAKTEN: Bei Ethylenoxid handelt es sich um ein gasförmiges Desinfektionsmittel, das laut des Gefahrstoffinformationssystems der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung krebserregend ist. Die chemische Verbindung wird häufig zur Sterilisation von Medizinprodukten verwendet.

Das Unternehmen Steris Applied Sterilization Technologies etwa bietet Sterilisations- und Labordienste an. Auf der Webseite des US-Unternehmens wird beschrieben, welche Schritte durchlaufen werden: «Die Sterilisation mit Ethylenoxid nutzt ein dreiteiliges Begasungsverfahren, das aus Vorbehandlung, Sterilisation und Belüftung besteht.»

Nach der Belüftung werden die sterilisierten Objekte auf Rückstände von Ethylenoxid geprüft. So auch die Tupfer, die das Unternehmen Nal von Minden im nordrhein-westfälischen Moers herstellt. Das geschehe nach Vorgaben zur «Biologischen Beurteilung von Medizinprodukten», erklärt eine Sprecherin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die dabei festgestellten Werte liegen nach ihren Worten «ein Vielfaches unter dem vorgeschriebenen Grenzwert». Die Sprecherin weiter: «Hinzu kommt, dass in der Regel Tupfer nicht für 24 Stunden in der Nase verbleiben, sondern meist nur für wenige Sekunden.»

Auch der Kriminalbiologe Mark Benecke bestätigt, dass handelübliche Wattestäbchen für Corona-Tests mit Ehtylenoxid sterilisert werden. Dass Rückstände des Stoffes gefährlich werden könnten, hält er für höchst unwahrscheinlich. In einem Youtube-Video erklärt er: «Selbst wenn da noch etwas dran wäre, wäre die Menge so gering, dass nichts passiert.» Benecke weiter: «Wenn ihr davor Angst habt, dürft ihr nie wieder Zucker, Salz oder Leitungswasser verwenden.»

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Links:

Beitrag: https://www.facebook.com/DK.Nachrichten/photos/a.337947633474781/816318488971024 (archiviert: https://archive.ph/s0qRD)

Ethylenoxid in der GESTIS-Stoffdatenbank: https://gestis.dguv.de/data?name=012000 (archiviert: https://archive.ph/pIkzX)

Text der FU Berlin zur Aufbereitung von Medizinprodukten: https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/9723/05_kap3.3.pdf?sequence=6&isAllowed=y (archiviert: https://archive.ph/yff7E)

Sterilisations- und Labordienste der Firma Steris: https://www.steris-ast.com/de/services/ethylenoxid/?fbclid=IwAR2Z6sm7gEDqpxQQHCYawZOUJrnmc7mMn8nw_dwJ_gcGCW4k15VEvvYUuKI (archiviert: https://archive.ph/squVt)

Forschungsarbeit zur Sterilisation mit Ethylenoxid: http://www.sohf.ch/Themes/Sterilisation/vol4nu1d.pdf (archiviert: https://archive.ph/f22AM)

Webseite des Herstellers von Antigen-Tests Nal von Minden: https://www.nal-vonminden.com/de/ (archiviert: https://archive.ph/DijUo)

Dr. Mark Benecke bei Youtube zu Ethylenoxid auf Wattestäbchen: https://www.youtube.com/watch?v=xxq7A1SpjOg (archiviert: https://perma.cc/6VHA-DSRP)

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