mRNA-Impfstoffe führen nicht zu Genveränderungen - Moderna hat das nie behauptet
25.3.2021, 14:58 (CET)
Seit Monaten werden Menschen weltweit gegen das Corona-Virus geimpft - die schnelle Entwicklung der Vakzine gegen Sars-CoV-2 hat allerdings auch Sorgen um deren Sicherheit ausgelöst. Wohl auch deshalb kursieren viele Verschwörungserzählungen. Ein Beispiel: Einem Facebook-Post zufolge habe der «Chief Medical Officer» der Firma Moderna zugegeben, dass «MRNA DNA Verändert» (hier archiviert); er habe also behauptet, ein auf der sogenannten Boten-RNA basierender Impfstoff verändere das Erbgut des Menschen. Stimmt das?
BEWERTUNG: Eine mRNA-Impfung gegen das Coronavirus kann das menschliche Erbgut nicht verändern.
FAKTEN: Herkömmliche Impfstoffe wie etwa gegen die Grippe beinhalten meist abgetötete oder geschwächte Viren oder Teile davon. Die Corona-Mittel von Biontech und Moderna funktionieren anders, nämlich erstmals über die sogenannte mRNA (das «m» steht für «messenger», «RNA» für «Ribonukleinsäure»).
Dabei werden keine abgetöteten Sars-CoV-2-Erreger injiziert, sondern nur die Bauanleitung für einen Bestandteil des Virus - das Botenmolekül mRNA. Auf dieser Grundlage stellen die Körperzellen Teile des Viren-Hüllproteins (Spike-Protein) selbst her. Gegen dieses wiederum entwickelt das Immunsystem nun bestimmte Faktoren, so dass es bei einem späteren Kontakt mit dem Coronavirus die Struktur des Proteins wiedererkennen und den Erreger gezielt abwehren kann.
Die Informationen der RNA können dabei nicht in die menschliche DNA eingebaut werden. Das verhindert schon die unterschiedliche chemische Struktur beider. Zudem erreicht die mit der Impfung aufgenommene mRNA gar nicht die Zellkerne, in denen das Erbgut in Form von DNA lagert. Die Botenmoleküle wandern nur ins Zellplasma, wo sie abgelesen und dann rasch abgebaut werden - so schnell, dass es lange als ausgeschlossen galt, sie überhaupt therapeutisch nutzen zu können.
«Eine Integration von RNA in DNA ist unter anderem aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur nicht möglich», heißt es dazu beim Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland Impfstoffe prüft und zulässt. In der EU wurde der mRNA-Impfstoff von Moderna Anfang Januar 2021 zugelassen.
Post und Sharepic beziehen sich nun auf einen Artikel über einen Vortrag von Tal Zaks, der bei Moderna für den medizinischen Bereich zuständig ist. Zaks sprach bei dem Vortrag über die Möglichkeit, die mRNA-Technologie für Impfstoffe gegen Influenza und Krebs zu nutzen.
Zaks sagte wörtlich: «Stellen Sie sich jetzt vor, anstatt das Protein zu geben, würden wir die Anleitung geben, wie man das Protein herstellt, wie der Körper seinen eigenen Impfstoff herstellen kann.»
Genauso funktionieren die neuartigen mRNA-Impfstoffe: Sie enthalten eine mittels Gentechnik hergestellte Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Diese Anleitung wird in Form eines sogenannten mRNA-Moleküls in den Körper geimpft, wo dann die menschlichen Zellen selbst ein Eiweiß des Virus herstellen. Daraufhin wird das menschliche Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen angeregt.
Gentechnik spielt also nur beim Herstellungsprozess des Impfstoffs eine Rolle, wie der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, der «Rheinischen Post» bestätigte: «Die Messenger-RNA, die bei der Impfung eingeführt wird, hat gar nichts mit unserer DNA im Zellkern zu tun. Daher sind Spekulationen darüber, ob dadurch eine genetische Veränderung beim Menschen hervorgerufen werden könne, ziemlich abwegig». (Text kostenpflichtig, Zusammenfassung hier).
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Links:
Post mit Sharepic: https://www.facebook.com/marcel.buchner.1969/posts/237730684751796(archiviert: https://archive.vn/pgidh)
Paul-Ehrlich-Institut zu DNA/mRNA: https://www.pei.de/SharedDocs/FAQs/DE/coronavirus/coronavirus-keine-gefahr-mrna-genom.html(archiviert: https://archive.vn/LyKmV)
Washington Standard Artikel: https://thewashingtonstandard.com/bombshell-moderna-chief-medical-officer-admits-mrna-alters-dna/ (archiviert:http://dpaq.de/QfGxX )
Zu Tal Zaks: https://www.modernatx.com/about-us/executive-committee-leadership#Zaks (archiviert:http://dpaq.de/OOoIt )
Vortrag von Tal Zaks, TedxBeaconStreet, 8. Dezember 2017 «Umschreiben des genetischen Codes: Eine Krebsbehandlung im Entstehen»: https://www.youtube.com/watch?v=AHB2bLILAvM
Advertorial mit Tal Zaks: https://www.nature.com/articles/d42473-018-00103-2 (archiviert: http://dpaq.de/IiLdq)
dpa-Bericht «Impfungen rücken näher - Wie sicher sind die Impfstoffe?», veröffentlicht von «Stuttgarter-Zeitung.de» (3. Dezember 2020):(archiviert: https://archive.vn/TJRWA)
Bericht im «Ärzteblatt» über die Zulassung des zweiten mRNA-Impfstoffs (6. Januar 2021): https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119888/SARS-CoV-2-EMA-macht-Weg-frei-fuer-zweiten-mRNA-Impfstoff (archiviert: https://archive.vn/A1jrK)
Interview der «Rheinischen Post» mit dem Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko): https://rp-online.de/panorama/coronavirus/impf-kommissionschef-ueber-corona-dosen-jeder-kann-ausrechnen-wie-lange-es-dauern-kann_aid-54925113 (kostenpflichtiger Abotext), Zusammenfassung siehe: https://www.presseportal.de/pm/30621/4780488(archiviert: https://archive.vn/5ZiYN)
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