Impfstoff wird nicht über FFP2-Masken verabreicht
29.1.2021, 14:20 (CET)
Im Zusammenhang mit Impfungen gegen Covid-19 kursieren eine Menge Gerüchte und Verschwörungsmythen. Ein Beispiel: In einem Facebook-Post (archivierte Version) wird behauptet, dass in FFP2-Masken - die angeblich «alle aus China» kommen - ein Impfstoff eingearbeitet ist, der beim Tragen freigesetzt wird und über die Nase in den Körper gelangt. Die zentrale Befürchtung: «Die verpassen uns jetzt die Impfung mit den Masken !!!!!»
BEWERTUNG: Die Behauptung ist falsch. Es sind ausschließlich Covid-19-Impfstoffe auf dem Markt, die per Spritze verabreicht werden. FFP2-Masken kommen nicht alle aus China.
FAKTEN: In Deutschland und in der Europäischen Union sind zwei Impfstoffe zugelassen: «Comirnaty» von Biontech und Pfizer sowie der Impfstoff «Moderna» (Stand 25. Januar). Sie werden jeweils mit einer Spritze verabreicht. Üblicherweise wird in den Muskel am Oberarm gespritzt. Es gibt zwei Impfdosen im Abstand von drei bzw. vier Wochen.
Auch sämtliche anderen derzeit in anderen Ländern verwendeten Covid-19-Impfstoffe - darunter die in Deutschland aus Medienberichten bekannten Impfstoffe von Astrazeneca und «Sputnik V» - werden gespritzt.
Impfungen durch die Nase gegen die Influenza sind in Deutschland grundsätzlich erhältlich.
Eine «nasale Impfung» gegen Covid-19 ist aber nicht auf dem Markt. Das Pharmaunternehmen Eureka Therapeutics arbeitet an einem Nasenspray, das mit Antikörpern vor Covid-19 schützen soll. Es ist noch nicht zugelassen und wurde bisher nur an Mäusen getestet. Das US-Pharmaunternehmen Codagenix und das Serum Institute of India arbeiten an einem Impfstoff, der über die Nase verabreicht wird. Dieser Impfstoff ist seit 11. Januar in Testphase I von III, wird also erst an wenigen Personen getestet.
In diesen Fällen wird der Impfstoff gesprüht, nicht auf Textilien aufgetragen. Laut dem in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gibt es keine Impfungen, die wie in dem Beitrag beschrieben funktionieren. «Das ist eine so absurde Vorstellung, dass es mich fassungslos macht», schrieb eine PEI-Sprecherin. Impfungen gebe es etwa intramuskulär, subkutan (unter die Haut), intradermal (in die Haut), wie beschrieben als Nasenspray oder als Schluckimpfstoff. Solche habe es früher bei Polio auf einem Stück Zucker gegeben, heute zum Beispiel bei Cholera als Suspension zum Einnehmen.
Bei einer repräsentativen Umfrage gaben Mitte Januar 67 Prozent der Befragten an, sich impfen lassen zu wollen. 40 Prozent wollen das so schnell wie möglich tun. Die derzeitige Impfquote in Deutschland beträgt ungefähr zwei Prozent (Stand 25. Januar). Es würden sich also weit mehr Menschen impfen lassen, als es derzeit möglich ist. Der «Flaschenhals» ist hier die Menge des verfügbaren Impfstoffs.
Auch wenn zu Beginn der Pandemie viele FFP2-Masken aus China beschafft wurden, setzt der Bund laut dem Gesundheitsministerium seit dem Sommer stark auf inländische Produktion. Es gibt sehr wohl deutsche Hersteller.
---
Links:
Facebook-Post: http://dpaq.de/JuOJE (archiviert: https://archive.vn/hJoZC)
Impfstoff «Comirnaty» auf der Seite der European Medicines Agency: http://dpaq.de/JWai3 (archiviert: https://archive.vn/wip/NlSyZ)
Impfstoff «Moderna» auf der Seite der European Medicines Agency: http://dpaq.de/Rz9TZ (archiviert: https://archive.vn/wip/UlMzu)
Übersicht über zugelassene Impfstoffe: http://dpaq.de/FzVfu (archiviert: https://archive.vn/wip/gfFN3)
Influenza-Impfung durch die Nase: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-362012/erstmals-impfung-durch-die-nase/ (archiviert: https://archive.ph/UZ4yG)
Nasenspray von Eureka Therapeutics: http://dpaq.de/hDHvI (archiviert: https://archive.vn/wip/NCQaf)
Test des über die Nase verabreichten Impfstoffs von Codagenix und Serum Institute of India: http://dpaq.de/OH1LN (archiviert: https://archive.vn/wip/8t4n7)
Bericht über Umfrage zur Impfbereitschaft: http://dpaq.de/0L3wt (archiviert: https://archive.vn/wip/6PXeI)
Impfquote laut Robert Koch-Institut: http://dpaq.de/G8Ols (archiviert: https://archive.vn/wip/qXfwf)
Bundesgesundheitsministerium über die Beschaffung von FFP2-Masken: http://dpaq.de/X0tgU (archiviert: https://archive.vn/wip/OcwPR)
Lieferant für Schutzausrüstung mit Angebot von FFP2-Masken deutscher Hersteller: https://www.mr-sanicom.de/ (archiviert: https://archive.vn/wip/UsuT1)
---
Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com