RKI-Präsident Wieler werden erdachte Sätze zur Impfung in den Mund gelegt

13.01.2021, 18:10 (CET)

Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, soll sich angeblich über eine Verteilung von Impfdosen an verschiedene Gesellschaftsschichten geäußert haben. Auf Facebook verbreitet sich dazu derzeit ein Porträt von Lothar Wieler zusammen mit seiner Berufsbeschreibung und der Aussage: «Nach der Impfung der Unter- und Mittelschicht wird sich an den Nebenwirkungen und der Sterberate zeigen, ob der Impfstoff für die "obere" Gesellschaftsschicht geeignet ist oder nicht. Dies werden wir aber frühestens nach 5 bis 7 Jahren wissen.» (hier archiviert)

BEWERTUNG: Die Aussage stammt nicht von RKI-Präsident Wieler. Die Impfung gegen das Coronavirus wird anhand von Kriterien wie Alter, Vorerkrankungen oder Arbeit in einem medizinischen Beruf verteilt - nicht entlang bestimmter Gesellschaftsschichten.

FAKTEN: Der Facebook-Beitrag nennt keine Quelle für den angeblich zitierten Satz. Weder im Archiv der Meldungen der Deutschen Presse-Agentur (dpa), noch über eine Google-Suche ist eine Aussage von Lothar Wieler zu finden, die jener auf Facebook kursierenden auch nur ähnelt. Auf dpa-Anfrage teilte das RKI mit, das Zitat stamme «nicht von Herrn Wieler». Es ist also davon auszugehen, dass der Satz frei erfunden wurde.

In der Vergangenheit hat RKI-Präsident Wieler betont, dass möglichst viele Menschen eine Impfung erhalten sollten. «Wie schnell man das Virus in den Griff bekommt, wird daran liegen, wie schnell sich die Menschen am Impfen beteiligen», sagte er auf einer Informationsveranstaltung im Dezember. Je mehr Menschen geimpft würden, desto geringer sei das Risiko, dass sich das Coronavirus weiter ausbreite.

Wer die Corona-Impfung zuerst erhält, orientiert sich an der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Kriterien sind etwa Alter, Erkrankungen oder die Arbeit in relevanten Berufen. Festgelegt wurden sechs Gruppen mit unterschiedlichen Prioritäten. Zuerst werden etwa Menschen über 80 Jahre, Pflegeheimbewohnerinnen und Pflegepersonal geimpft.

In der zweiten Gruppe ist vorgesehen, Menschen zwischen 75 und 79 Jahren zu impfen sowie Bewohner und Personal in Einrichtungen für Menschen mit Demenz oder geistiger Behinderung.

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Links:

Äußerungen von Lothar Wieler über die Impfung bei einer Informationsveranstaltung (5. Dezember 2020): https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119065/Spahn-bittet-Aerzte-bei-Impfung-gegen-SARS-CoV-2-um-Unterstuetzung (archiviert: http://dpaq.de/pYMiz)

Empfehlung der Ständigen Impfkommission zur Verteilung der Impfdosen: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/02_21.pdf?__blob=publicationFile#page=2 (archiviert: http://dpaq.de/4QEZA)

Facebook-Beitrag mit der erfundenen Aussage (2. Januar 2021): https://www.facebook.com/photo/?fbid=10219696779713300&set=a.1572322951281 (archiviert: https://archive.vn/cn9Lp)

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