Mädesüß ist kein adäquater Aspirin-Ersatz

4.1.2021, 12:58 (CET)

Gegen Kopf- und Gliederschmerz sei eine Pflanze gewachsen, die Arzneien wie Aspirin überflüssig mache, behauptet ein Heilkundler in einem Video (hier archiviert). Der Name der vermeintlichen Wunderpflanze: Mädesüß. Die darin vorhandenen schmerzstillenden Substanzen seien viel besser und natürlicher und «können alles, was Asprin kann». Selbst zur Vorbeugung gegen Thrombose sei Mädesüß empfehlenwert.

BEWERTUNG: Tatsächlich wird Mädesüß bei Fieber- und Erkältungskrankheiten empfohlen - aber als unterstützende Therapie, nicht als Schmerzmittel-Ersatz. Die Effekte der pflanzlichen Substanzen sind schwächer als jene der in Aspirin enthaltenen Stoffe. Für alle anderen Anwendungen fehlen bis dato ausreichend überzeugende Studien.

FAKTEN: Das Mädesüß (lateinisch: Filipendula ulmaria) ist eine Staude, die bis zu zwei Meter hoch wachsen kann. Sie gedeiht vor allem auf feuchten Wiesen oder entlang von Bächen. Auffällig sind ihre zahlreichen rispigen Blüten, die gelblich-weiß gefärbt sind und süßlich duften.

In diesen Blüten befinden sich die wirksamen Substanzen: Stoffe wie Salicylaldehyd und Salicylsäuremethylester. Diese werden im Körper aufgespalten. Dabei entsteht Salicylsäure, eine Vorstufe des erprobten Schmerz- und Fiebermittels Acetylsalicylsäure, enthalten etwa in Aspirin. Salicylsäure wirkt ähnlich wie jene Substanzen, allerdings nicht so stark.

Die European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP), eine renommierte Organisation, die Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs wissenschaftlich bewertet, ordnet Mädesüß darum nicht als «Aspirin-Ersatz» ein, geschweige denn als «Allheilmittel». Die Pflanze dient der ESCOP zufolge allenfalls der «unterstützenden Therapie bei Erkältungskrankheiten». Bei weiteren Indikationen wie Blasen- und Nierenbeschwerden seien die Studien bislang nicht ausreichend, heißt es.

Dass Mädesüß gar blutverdünnend sei und darum auch vorbeugend gegen Thrombose eingesetzt werden könne, wie im Video ab Minute 0:26 behauptet, wird in dem Gutachten nirgends erwähnt.

Zwar fanden russische Forscher bereits vor gut 30 Jahren heraus, dass Mädesüß auch Heparin-ähnliche Substanzen birgt. In tierischen Organismen hemmen diese die Blutverdünnung. Jedoch wurde Mädesüß nie weiter dahingehend erforscht oder getestet. Das Heilmittel als Thrombose-Prophylaxe anzupreisen, ist darum unbelegt - bisweilen gar fahrlässig.

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Links:

Eintrag auf «pharmakobotanik.de»: http://www.pharmakobotanik.de/systematik/6_droge/filipend.htm (archiviert: https://archive.is/11jLu)

Eintrag auf «Phytodoc»: https://www.phytodoc.de/heilpflanzen/maedesuess (archiviert: https://archive.vn/sUoiK)

ESCOP-Bewertung von Mädesüß: https://escop.com/wp-content/uploads/edd/2016/01/Filipendula.pdf (archiviert: http://dpaq.de/39yak)

Studie zu Heparin in Mädesüß: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1809785/ (archiviert: https://archive.is/5K8dX)

Beitrag auf Instagram: https://www.instagram.com/tv/CIF7eyaHlgi/ (archiviert: https://archive.vn/e7elv; Video: http://dpaq.de/PEig1)

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