Kein Mord durch Berliner Polizisten - Demonstrant wieder aufgestanden

4.12.2020, 14:42 (CET)

Regelmäßig gehen in Deutschland Menschen gegen die staatlichen Corona-Beschränkungen auf die Straße - nicht immer friedlich. Am 25. Oktober 2020 etwa brachen am Alexanderplatz in Berlin Protestierende aus der Menge heraus, die Polizei ging dagegen vor. Anhand eines Videos (hier archiviert) wird nun behauptet, ein Beamter habe dabei einem Demonstranten das Genick gebrochen - und ihn vorsätzlich getötet. In dem Clip ist zu sehen, wie ein Mann von einem Polizisten gepackt wird und dann auf den Boden fällt. «Mord vor laufender Kamera!!», heißt es.

BEWERTUNG: Der Demonstrant kam nicht ums Leben, Sanitäter kümmerten sich um ihn. In weiteren Videos ist der Mann später wieder stehend zu sehen.

FAKTEN: Am 25. Oktober 2020 sind der Polizei zufolge rund 2000 Protestierende am und um den Alexanderplatz zusammengekommen.

Bei dem Video mit der besagten Szene handelt es sich um einen kurzen Clip der türkisch finanzierten Rundfunkanstalt TRT Deutsch (Clip archiviert). Dabei wird über die Proteste berichtet, von einem Genickbruch oder Todesfall ist an keiner Stelle die Rede.

In einem weiteren Video des Vorfalls aus anderer Perspektive ist zu sehen, dass der Mann nach seinem Sturz kurz seinen Kopf bewegt und ein Polizist ihn in die stabile Seitenlage manövriert.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) teilte die Polizei Berlin mit, dass der Festnahme des Mannes ein Faustschlag gegen einen Beamten vorausgegangen sei. Während des Freiheitsentzugs sei der Beschuldigte dann plötzlich zusammengebrochen.

Weitere Aufnahmen (hier und hier) zeigen, dass der betroffene Mann später zu einer Gebäudewand gezogen wurde. Dort bewegte er sich auch, während um ihn herum Polizisten standen. Bei der Ankunft eines Rettungswagens der Berliner Feuerwehr war der Mann wieder stehend zu sehen.

Die Polizei sagte der dpa: «Die Erstversorgung wurde umgehend von den Einsatzkräften eingeleitet und ein Rettungswagen angefordert.» Die Vitalfunktionen bei dem Mann seien durchweg vorhanden und äußerliche Verletzungen nicht erkennbar gewesen. «Er wurde anschließend den eintreffenden Einsatzkräften der Berliner Feuerwehr übergeben und von diesen weiter versorgt.»

Die Berliner Feuerwehr sagte auf dpa-Anfrage, dass es am 25. Oktober keinen Einsatz von Rettungswagen am Alexanderplatz gegeben habe, bei denen eine Person gestorben sei.

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Links:

Post mit Video: https://gloria.tv/post/SmQo66VShQuj486oubjei8jRH (archiviert: http://dpaq.de/UbArn)

Meldung zur Demo am 25.10.2020: https://www.idowa.de/inhalt.corona-demo-in-berlin-rund-2000-menschen-protestieren-in-berlin-gegen-corona-auflagen.50dc2d6e-2bdf-442a-a0f3-7af9f2ebb10a.html (archiviert: https://archive.vn/d8LlI)

Post von TRT Deutsch auf Facebook mit kurzem Clip: https://www.facebook.com/268397135558/videos/643897299570382/ (archiviert: https://archive.vn/j4eSq; Video archiviert: http://dpaq.de/F20Ah)

Youtube-Video mit anderer Sicht auf den am Boden liegenden Mann (ab 2:11 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=ioURRGRpzx4

Youtube-Video, in dem der Mann an die Gebäudewand getragen wird (ab 1:11:00 Std.): https://www.youtube.com/watch?v=t9Pro-Ucv_k

Youtube-Video, in dem Rettungssanitäter den Mann betreuen (ab 4:55 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=NdUh1xOdoVE

Faktencheck auf Mimikama: https://www.mimikama.at/aktuelles/kein-genickbruch-durch-polizisten/ (archiviert: https://archive.vn/vEbeN)

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com