ntv-Artikel verkürzt wiedergegeben: Zählung berücksichtigt nur wenige Staaten

23.11.2020, 17:31 (CET)

Donald Trump würde das wohl allzu gern über sich lesen: Im Rennen um das Weiße Haus soll die Mehrheit der Wahlleute hinter ihm stehen - und nicht hinter Herausforderer und Wahlgewinner Joe Biden. Als Beleg für die in sozialen Medien verbreitete Behauptung (hier archiviert) dient ein angeblicher Online-Artikel des Fernsehsenders ntv vom 21. November 2020, der fast drei Wochen nach der US-Präsidentenwahl erschien.

BEWERTUNG: Der News-Artikel wurde für den Screenshot manipuliert. Die wichtigste Information fehlt: Es handelt sich dabei nur um einen geringen Teil der Wahlleute - nämlich nur die aus den US-Staaten, die das Wahlergebnis bereits beglaubigt haben. Am 20. Januar soll Biden als neuer Präsident vereidigt werden.

FAKTEN: «Kleiner Zwischenstand, nicht erschrecken», heißt es am 21. November um 19.15 Uhr im Live-Ticker auf dem ntv-Online-Auftritt (hier archiviert): Donald Trump führe bei den Wahlleuten vor Joe Biden. «Aber nur, wenn man nur die Wahlleute mitzählt, die aus Staaten kommen, die das Wahlergebnis schon zertifiziert haben», heißt es erklärend im unmittelbar darauf folgenden Satz. «Dann steht es nämlich 63 zu 35 für den Amtsinhaber.» Insgesamt stimmen allerdings 538 Wahlleute ab. Diese Einschränkung aus dem ntv-Text wurde im jüngst verbreiteten Screenshot wegretuschiert.

Im ntv-Artikel geht es also nur um beglaubigte Ergebnisse - vergleichbar mit dem amtlichen Endergebnis in Deutschland. Die sogenannte Zertifizierung wird im jeweiligen Bundesstaat geregelt. In vielen Staaten stand diese Beglaubigung am 21. November noch aus.

Die Bundesstaaten sollen ihre zertifizierten Wahl-Endergebnisse bis zum 8. Dezember nach Washington melden. Am 14. Dezember sollen dann die 538 Wahlleute den Präsidenten wählen. Dieses Ergebnis wird am 6. Januar im Kongress verlesen, dann herrscht Rechtssicherheit. Am 20. Januar wird der neue Präsident in Washington feierlich vereidigt.

Bei der Wahl am 3. November hatte sich Prognosen von US-Medien zufolge Biden 306 Stimmen der Wahlleute gesichert - deutlich mehr als die nötige Mehrheit von 270 Stimmen. Trump kam nur auf 232 Wahlleute.

Der Amtsinhaber weigert sich bislang, seine Niederlage einzuräumen, und behauptet, es habe bei der Wahl Betrug gegeben. Weil er dafür jedoch keine stichhaltigen Beweise vorgelegt hat, haben Richter bereits mehrere seiner Klagen abgewiesen.

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Links:

n-tv-Live-Ticker vom 21.11.2020 (archiviert): http://dpaq.de/DXWxz

Facebook-Post mit manipuliertem Artikel-Screenshot: https://www.facebook.com/gina.sobek/posts/10215185530946649 (archiviert: https://perma.cc/9JH4-U8NM)

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