Reportage in italienischem Krankenhaus zeigt Covid-Patienten
20.11.2020, 18:48 (CET)
Gegner der Corona-Maßnahmen behaupten immer wieder, die Pandemie sei nur inszeniert. Im Internet kursiert nun ein Video (hier archiviert), das als Beleg für diese These geteilt wird. Darin sieht man einen Covid-Patienten, der beatmet werden muss und von medizinischem Personal in Schutzanzügen behandelt wird. Das Ende des Clips macht auf den ersten Blick jedoch stutzig: Im Hintergrund taucht für einen kurzen Moment ein Mann gänzlich ohne Schutzausrüstung auf. Ist die Szene also gestellt?
BEWERTUNG: Der Ausschnitt zeigt echte Covid-Patienten in einem Krankenhaus. Er stammt aus einer Kurzreportage des italienischen Fernsehsenders Rai 1.
FAKTEN: Das verbreitete Video zeigt einen von einem Fernseher abgefilmten Ausschnitt einer Kurzreportage. Diese wurde im Rahmen der italienischen Fernsehsendung «La vita in diretta» des Senders Rai 1 am 16. November 2020 ausgestrahlt und soll die Lage während der Corona-Pandemie in einem Zimmer zur sogenannten subintensiven Behandlung zeigen.
Der Zustand von Patienten in subintensiver Therapie ist weniger kritisch als derer auf Intensivstationen - dennoch werden ihre Vitalfunktionen hier ständig überwacht und sie können bei Bedarf nicht-invasiv beatmet werden.
Im Beitrag halten sich ein Reporter des Senders, ein Arzt, ein Pfleger und zwei vom Reporter erwähnte Patienten mit Covid-Erkrankung in einem Zimmer des Krankenhauses Amedeo di Savoia in Turin auf. Der eine trägt helle, der andere im Hintergrund dunkle Kleidung.
Der Reporter und das medizinische Personal tragen Schutzanzüge und Mund-Nasen-Schutz. Die beiden Patienten hingegen sind nicht geschützt - schließlich sind sie schon mit dem Coronavirus infiziert.
Auf den im Hintergrund auf seinem Bett liegenden Patienten wird zwar nicht näher eingegangen, er ist aber immer wieder im Bild zu sehen. Es ist also kein Versehen, dass der Mann im Beitrag auftaucht.
Das Krankenhauspersonal behandelt hingegen den anderen Covid-Patienten, der als Signore Luciano, 68 Jahre, vorgestellt wird.
Während der Mann am Anfang des Beitrags noch eine Atemmaske trägt, wird ihm im Zuge der Behandlung ein Helm zur nicht-invasiven Beatmung der italienischen Firma Dimar aufgesetzt. Den Helm muss er für einen Teil des Tages und in der Nacht tragen, wird in der Reportage erklärt.
Über den Beitrag eingeblendete Textbänder weisen darauf hin, dass Plätze in der Intensivtherapie in der Region Piemont knapp werden («Piemonte, quasi finiti posti in terapia intensive») und die Notversorgung dort in Gefahr ist («Piemonte, a rischio le urgenze extra - Covid»).
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Links:
Facebook-Post: https://www.facebook.com/originalbachmannlutz/videos/1575304402631604/ (archiviert: http://dpaq.de/Q3lEw)
Kurzreportage aus Krankenhaus des Senders Rai: https://www.youtube.com/watch?v=OuacGa-EiA8 (archiviert: https://perma.cc/T4NP-TSDE)
Facebook-Beitrag zur Sendung: https://www.facebook.com/lavitaindiretta/posts/2090095231120981 (archiviert: https://archive.ph/ZDh8o)
Google-Standort des Krankenhauses: http://dpaq.de/nVbco (archivert: http://dpaq.de/vYtav)
Erläuterungen zur subintensiven Therapie (auf italienisch): https://www.hsr.it/news/2020/aprile/terapia-intensiva-cosa-e (archiviert: https://archive.ph/Tvftg)
https://www.inmi.it/servizio/divisione_rianimazione (archiviert: https://archive.ph/rMA2w)
Helme für nicht-invasive Beatmung der Firma Dimar: http://www.dimarsrl.com/eng/macrocategoria/helmets_2 (archiviert: https://archive.ph/m03fD)
Produktbeschreibung Dimar NIMV Helm: http://peakmedical.eu/wp-content/uploads/2017/05/NIMV-Helmet-2014.pdf (archiviert: http://dpaq.de/oyO7p)
Faktencheck Mimikama: https://www.mimikama.at/aktuelles/mann-ohne-schutz-krankenhaus/ (archiviert: https://archive.vn/QGmNd)
Faktencheck aus Italien: https://www.bufale.net/paziente-in-terapia-sub-intensiva-senza-mascherina-durante-la-vita-in-diretta-possibili-spiegazioni/ (archiviert: https://archive.vn/VxYeJ)
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