Mann im Video war nicht offiziell als Sanitäter im Einsatz
25.11.2020, 15:03 (CET)
Wurden Rettungssanitäter bei Demonstrationen in Berlin davon abgehalten, sich um Verletzte zu kümmern? Ein Mann in Sanitäter-Kleidung behauptet das in einem Video (hier archiviert). Die Polizei habe gedroht, «uns zu verhaften, wenn wir weiterhin den Menschen hier helfen».
BEWERTUNG: Der Mann war während der Demonstration nicht offiziell als Sanitäter eingesetzt, sondern privat unterwegs. Nach Angaben der Polizei passierte er mehrfach die polizeiliche Absperrung. Man habe ihm dies an einem Punkt verwehrt, da genügend Einsatzkräfte zur medizinischen Versorgung vor Ort gewesen seien. Dem Mann sei schließlich ein Platzverweis erteilt worden, so die Polizei.
FAKTEN: Am 18. November 2020 demonstrierten in Berlin einige Tausend Menschen in der Nähe des Reichstagsgebäudes. Ihre Proteste richteten sich vor allem gegen das an diesem Tag beschlossene Infektionsschutzgesetz. Es kam vereinzelt zu Rangeleien zwischen Polizisten und Demonstranten.
Bei Protesten wie diesen sind manchmal sogenannte Demo-Sanitäter zugegen: Freiwillige mit einer medizinischen Ausbildung, die Sanitätsdienste leisten. Diese sind nicht offiziell für einen Rettungsdienst im Einsatz. Der Mann im Video war offenbar in Berlin als solcher und damit privat unterwegs. Was für eine medizinische Ausbildung er hat, ist unklar.
Auf seiner Sanitäter-Kleidung ist die Aufschrift des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zu erkennen. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) teilte die Organisation mit, dass es bei der Demonstration keinen Einsatz oder Sanitätsdienst des DRK gegeben habe. Man werde Anzeige wegen des unbefugten Verwendens des Rotkreuz-Zeichens erstatten, so das DRK. Dies schrieb die Organisation auch auf Twitter.
Die Berliner Feuerwehr bestätigte ebenfalls, dass es sich um keinen ihrer Mitarbeiter handle. Ob der Mann vom Veranstalter als Demo-Sanitäter eingesetzt worden sei, könne man nicht beurteilen - ebenso wenig ob er eine Ausbildung als Sanitäter habe, sagte ein Sprecher der Feuerwehr der dpa.
Der Mann im Video spricht von 40 Verletzten und 7 Schwerverletzten. Diese Zahlen konnte die Feuerwehr nicht bestätigen. Es habe zwischen 9 und 15 Uhr zwölf Rettungswagen-Einsätze und einen Notarzt-Einsatz in der Umgebung des Reichstagsgebäudes gegeben, so der Sprecher.
Die Polizei Berlin teilte der dpa auf Anfrage mit, dass man dem im Video zu sehenden Mann einen Platzverweis erteilt habe, «dem er nach mehrmaligen Aufforderungen und Androhungen von Zwangsmitteln folgte». Zuvor habe er wiederholt die vorrückende Polizeikette passiert - was man ihm schließlich verwehrt habe. Er sei darauf hingewiesen worden, dass sich ausreichend Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr sowie der Rettungsdienste und Sanitäter der Polizei Berlin um die medizinische Versorgung kümmerten.
Den Einsatzkräften sei aufgefallen, dass der angebliche Sanitäter mehrfach Verletzte laienhaft versorgte. Einem Sanitätstrupp der Bereitschaftspolizei Berlin gegenüber habe er angegeben, er sei ein Kollege aus einem anderen Bundesland.
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Links:
dpa-Bericht zum Gesetzesbeschluss und den Protesten via «Süddeutsche Zeitung»: https://www.sueddeutsche.de/politik/demonstrationen-berlin-reform-des-infektionsschutzgesetzes-beschlossen-proteste-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-201118-99-379465 (archiviert: https://archive.vn/pQRjP)
DRK-Reaktion auf Twitter: https://twitter.com/roteskreuz_de/status/1329405269084868611 (archiviert: https://archive.vn/CwYRn)
Beitrag: https://www.facebook.com/volker.heibertshausen.75/posts/409363550444524 (archiviert: https://bit.ly/32Y4Q8r)
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