Staatsanwaltschaft: Mund-Nasen-Schutz nicht Ursache für Tod einer 13-Jährigen

22.10.2020, 15:17 (CEST)

Im Oktober 2020 steigen in Deutschland die Zahlen der Corona-Infizierten wieder stark an. Die Regierungen von Bund und Ländern reagieren darauf unter anderem mit der Pflicht für Bürger, an immer mehr öffentlichen Orten eine Maske zu tragen. In sozialen Netzwerken wird gleichzeitig immer wieder die Behauptung verbreitet, der Mund-Nasen-Schutz gefährde die Gesundheit von Kindern. So heißt es in einem Facebook-Post: «Erstes totes Kind wegen Maskenpflicht obwohl sie ein Attest hatte.» (sic)(hier archiviert). Bezug genommen wird auf den Fall einer 13-jährigen Schülerin in Rheinland-Pfalz.

BEWERTUNG: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Posts war die Todesursache unklar. Mitte Oktober teilte die zuständige Staatsanwaltschaft mit, dass laut rechtsmedizinischem Gutachten das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in keinem ursächlichen Zusammenhang mit dem Todeseintritt der 13-Jährigen gestanden haben könnte.

FAKTEN: Am 7. September 2020 brach eine 13 Jahre alte Schülerin in einem Schulbus bei Wörth am Rhein (Landkreis Germersheim) zusammen und starb später im Krankenhaus. Die Todesursache war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Facebook-Posts (17. September) unklar. Das geht etwa aus einem Artikel vom 1. Oktober hervor, in dem die für den Fall zuständige Staatsanwaltschaft Landau zitiert wird. Woran die 13-Jährige konkret gestorben ist, steht noch immer nicht fest, teilte die Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur am 22. Oktober auf Anfrage mit.

Ein erstes rechtsmedizinisches Gutachten schloss jedoch einen Zusammenhang mit der Maskenpflicht aus: «Nach den Ausführungen der rechtsmedizinischen Sachverständigen liegen keine Hinweise darauf vor, dass das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in ursächlichem Zusammenhang mit dem Todeseintritt gestanden haben könnte», so die Staatsanwaltschaft am 20. Oktober in einer Pressemitteilung.

Sie führte zudem aus, «dass ein normal getragener Mund-Nasen-Schutz auch nicht zu einer übermäßigen Ansammlung von Kohlenstoffdioxid wie beispielsweise bei einer Rückatmung aus einer Tüte führe, da eine Maske seitlich offen und der Stoff teilweise luftdurchlässig sei».

Eine ähnliche Einordnung haben mehrere Mediziner der Deutschen Presse-Agentur bereits für einen Faktencheck von Anfang Oktober gegeben. Es sei «unmöglich», dass ein Kind durch das Tragen einer Alltagsmaske ums Leben kommen könne, sagte etwa der Berliner Mediziner und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske.

Auch eine amerikanische Studie, die Anfang Oktober veröffentlicht wurde, ergab, dass es beim Tragen einer Maske nicht zu einer übermäßigen Ansammlung von Kohlenstoffdioxid kommt.

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Links:

Beitrag: https://www.facebook.com/15071969ela/posts/3272484612820552(archiviert: https://archive.vn/02ZbD)

Artikel über Vorfall mit altem Stand zur Ursache (1.10.2020):
https://www.rheinpfalz.de/politik/rheinland-pfalz_artikel,-ursache-f%C3%BCr-tod-von-sch%C3%BClerin-nach-zusammenbruch-unklar-_arid,5117091.html (archiviert: https://archive.vn/3xePw)

Mitteilung der Staatsanwaltschaft Landau vom 20.10.2020 zum Obduktionsbericht: https://stald.justiz.rlp.de/de/startseite/detail/news/News/detail/todesermittlungsverfahren-nach-tod-einer-13-jaehrigen-am-07092020-1/

Faktencheck der dpa vom 6.10.2020: https://dpa-factchecking.com/germany/201005-99-829014/

Pressemitteilung über Studie aus den USA:
https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-10/ats-fmu093020.php (archiviert: https://archive.vn/AYtD7)

Link zur Studie: https://www.atsjournals.org/doi/pdf/10.1513/AnnalsATS.202007-812RL (archiviert: http://dpaq.de/b6IaQ)

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