Kein Frischluftmangel durch Corona-Maske - Körper reguliert Atmung

14.10.2020, 17:13 (CEST)

Im Internet kursiert eine Grafik, wonach Masken zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Atmung deutlich beeinträchtigen (hier archiviert). Demnach kann sich bei Kleinkindern die Frischluftzufuhr durch eine Mund-Nasen-Bedeckung um bis zu 61 Prozent reduzieren. Bei Kindern betrage der Wert bis zu 32 und bei Erwachsenen bis zu 16 Prozent. Grund sei, dass Masken den sogenannten Totraum künstlich erweitern, in dem kein Austausch mit frischer Luft stattfindet. Stattdessen sammele sich unter der Maske ausgeatmete Luft, die wieder eingeatmet wird.

BEWERTUNG: Die Rechnungen in der Grafik sind irreführend. Zum einen erzeugen Alltagsmasken keinen vollständigen Totraum. Da sie nicht luftdicht sind, vermischt sich unter ihnen die ausgeatmete Luft mit frischer von außen. Zum anderen lässt die Grafik außer Acht, dass der Körper die Atmung entsprechend anpasst, falls er zu wenig frische und sauerstoffreiche Luft erhält. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist für gesunde Menschen grundsätzlich unbedenklich und führt nicht zu Sauerstoffmangel.

FAKTEN: Die Luft unter der Maske macht nur einen kleinen Teil der Luft aus, die man insgesamt einatmet. Ein gesunder Erwachsener habe im Ruhezustand ein Atemzugvolumen, das von knapp 500 Millilitern bis zu knapp unter einem Liter reicht, erklärt Michael Achenbach, Mediziner und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Bei Belastung sei dies ohne weiteres auf mehrere Liter steigerbar.

Die Luft unter der Maske mache dagegen deutlich weniger als 50 Milliliter aus. Die Grafik geht hier von einem erweiterten Totraum von 80 Millilitern bei Erwachsenen und Kindern aus - dieser Wert ist dem Mediziner zufolge aber zu hoch angesetzt.

Zudem handele es sich dabei nicht um ein reines Totraumvolumen. Damit wird der Raum in den Atemwegen bezeichnet, in denen es keinen Austausch mit frischer, sauerstoffreicher Luft gibt. Denn die Luft unter einer Alltagsmaske vermischt sich mit der Luft von außen. Bei solchen Masken wird durch den Stoff geatmet, Luft dringt aber auch von den Seiten her ein.

Auch Kinder könnten solche Masken tragen. Im Krankenhaus sei das schon lange üblich. «Bei Kindern auf einer Krebsstation etwa ist das ganz alltäglich, dass sie eine Maske tragen. Das war noch nie ein Anlass zur Sorge», sagt Achenbach. Von komplett geschlossenen Masken wie etwa Staubschutzmasken aus dem Baumarkt rät der Arzt bei Kindern dagegen ab.

In dem Internet-Beitrag wird darüber hinaus die Gefahr eines Sauerstoffmangels angedeutet. So heißt es, dass Kinder einen derartigen Mangel nicht lange vertragen.

Ein solcher Sauerstoffmangel droht dem Experten zufolge durch eine Corona-Alltagsmaske aber nicht. Zum einen enthält selbst die ausgeatmete Luft immer noch etwa 17 Prozent Sauerstoff, während es bei Frischluft knapp 21 Prozent sind.

Außer Acht lässt die Grafik zudem, dass der Körper entsprechend reagiert, falls er nicht genügend sauerstoffreiche Luft erhalten sollte. «Dafür gibt es Rezeptoren im Gehirn, man atmet dann einfach tiefer und schneller», erläutert Achenbach.

«Denken Sie an Reinhold Messner», gibt der Kinderarzt ein Beispiel. Ihm ist es schließlich gelungen, den Mount Everest zu besteigen, ohne zusätzlichen Sauerstoff zu verwenden. Dies zeige, zu welchen Kompensationsleistungen der Körper fähig ist.

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Maskenempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ): https://www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/Meldungen_2020/200504_DGKJ_Maskenempfehlung_aktualisiert.pdf (archiviert: http://dpaq.de/JfiR0)

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