Mediziner: Kinder sterben nicht allein durch Maske - mehrere Todesfälle erfunden

6.10.2020, 16:15 (CEST)

In Corona-Zeiten ist die Alltagsmaske für viele Schulkinder in Deutschland ein treuer Begleiter. Häufig wird die Behauptung vorgebracht, der Mund-Nasen-Schutz gefährde die Gesundheit der Kleinen. Es wird sogar verbreitet, die Maskenpflicht habe bereits bei mehreren Kindern zum Tod geführt.

BEWERTUNG: Falsch. Wenn es sich um eine luftdurchlässige Alltagsmaske handelt, besteht für Kinder keine Gefahr. Es gibt keinerlei Beweise für die vermeintlichen Todesfälle.

FAKTEN: «Unmöglich» sei es, dass ein Kind durch das Tragen einer Alltagsmaske ums Leben kommen könne, sagte der Berliner Mediziner und Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, am 2. Oktober auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Auch kleine Kinder könnten einen Mundschutz tragen. «Das ist gar kein Problem», erklärt der Experte.

Doch selbst angenommen, ein Kind würde tatsächlich nicht genügend Sauerstoff oder zu viel CO2 einatmen, dann würde es müde werden und sich abgeschlagen fühlen, so der Mediziner. In diesem Fall würde das Kind die Maske von allein abnehmen. «Davon stirbt man aber auf gar keinen Fall», erklärt der Experte, denn: «Das CO2 ist ein Gas und bleibt im Stoff nicht hängen.»

Dominic Dellweg, Chefarzt für Pneumologie am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft, veranschaulicht das (2. Oktober 2020): «Wenn Luft durch die Maske geht, gehen auch Sauerstoff und CO2 durch.» Auch er schließt aus, dass ein gesundes Kind durch die Verwendung einer Alltagsmaske stirbt.

Aber warum atmet man mit Mund-Nasen-Schutz schlechter? Eine Maske stellt allgemein - unabhängig von Sauerstoff und CO2 - einen Widerstand für die Atmung dar. Dadurch erhöhe sich die Atemanstrengung, und das Gehirn könne eine Luftnot melden, erklärt Dellweg. Deshalb rät er zu einer «sehr gut durchatembaren» Maske für den Nachwuchs. Im Gegensatz zu den medizinischen Masken gibt es bei Stoffmasken, die in der Regel selbst hergestellt werden, keine Norm für die Durchlässigkeit.

Allgemein gilt für Kinder, die noch nicht das Grundschulalter erreicht haben, eine «Kann-Empfehlung» für Masken, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Säuglinge sollten der Empfehlung zufolge keine Maske tragen.

Bei Kindern, die aufgrund einer Erkrankung in ihrer Herz- oder Lungenfunktion eingeschränkt sind, soll das Risiko der Maske individuell mit dem Arzt abgeklärt werden. Ein Beispiel: Asthmakranke können bei einem Anfall in Atemnot geraten. Dann verschlechtert die Maske nach Dellwegs Worten die Situation.

Die Diskussion um die Gefahr des Kindeswohles durch Tragen von Masken wurde durch Gerüchte über Todesfälle in sozialen Netzwerken entfacht. Eine Auswahl:

  • Büchelberg: Am 7. September brach eine 13 Jahre alte Schülerin in einem Schulbus bei Wörth am Rhein (Landkreis Germersheim) zusammen und starb später im Krankenhaus. Nach den seinerzeit vorliegenden Ergebnissen der rechtsmedizinischen Untersuchung sei die Todesursache noch unklar, teilte die Staatsanwaltschaft Landau am 1. Oktober mit. Weitere Untersuchungen seien in Auftrag gegeben worden. Bei Facebook wird hingegen ohne jegliche Quelle behauptet, das Mädchen sei wegen der «Zwangsmaske» gestorben.
  • Schweinfurt: Zu einem weiteren Todesfall soll es am 28. September in der Nähe von Schweinfurt gekommen sein - «wegen der Maske», heißt es bei Facebook. Vermeintlich soll auch dort ein Mädchen im Schulbus bewusstlos geworden und später im Krankenhaus verstorben sein - in diesem Fall eine Sechsjährige. Die Polizei in Unterfranken nahm am 1. Oktober dazu bereits Stellung: «Das sind Internetmärchen, die seit Dienstag auf verschiedenen Social-Media-Kanälen in der Region verbreitet werden», erläuterte eine Sprecherin.
  • Friesland: Auch von dem angeblich maskenbedingten Tod eines Jungen in Ostfriesland ist in sozialen Netzwerken die Rede. Den Staatsanwaltschaften in Aurich (Stand: 2. Oktober) und Oldenburg (Stand: 28. September) ist jedoch kein solcher Fall bekannt. In einigen Beiträgen wird nicht Ost-, sondern Nordfriesland genannt. Doch auch die dortige Polizei sowie die zuständige Staatsanwaltschaft Flensburg kennen keinen solchen Fall, wie die dpa auf Anfrage am 2. Oktober erfuhr.
  • Wiesbaden: In einigen Beiträgen in sozialen Netzwerken heißt es, auch in Wiesbaden sei ein Mädchen wegen einer Mund-Nasen-Bedeckung gestorben. Als Quelle ist hier «eine befreundete Ärztin aus Weinheim» angegeben. Die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden teilte auf Anfrage der dpa mit, ihr sei kein derartiger Fall bekannt.

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Links:

Maskenempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ): https://www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/Meldungen_2020/200504_DGKJ_Maskenempfehlung_aktualisiert.pdf (archiviert: http://dpaq.de/JfiR0)

Artikel in der «Rheinpfalz» (1. Oktober 2020): https://www.rheinpfalz.de/politik/rheinland-pfalz_artikel,-ursache-f%C3%BCr-tod-von-sch%C3%BClerin-nach-zusammenbruch-unklar-_arid,5117091.html (archiviert: https://archive.vn/3xePw)

Facebook-Beitrag zu Büchelberg: https://www.facebook.com/891481577571738/posts/3265459746840564 (archiviert: https://archive.vn/j3zJT)

Mitteilung der Staatsanwaltschaft Landau: https://stald.justiz.rlp.de/de/startseite/detail/news/News/detail/todesermittlungsverfahren-nach-tod-einer-13-jaehrigen-am-07092020/ (archiviert: https://archive.vn/cukBD)

Facebook-Beitrag «Schweinfurt»: https://www.facebook.com/janett.meyer.5/posts/3331612690293121 (archiviert: http://dpaq.de/SWIv9)

Warnung der Polizei Unterfranken bei Facebook: https://www.facebook.com/PolizeiUnterfranken/posts/3440630375990940 (archiviert: http://dpaq.de/Vs95c)

Blog-Artikel mit «Nordfriesland»: http://www.franziproske.de/2020/09/30/ungeheurer-verdacht-drittes-kind-tot-durch-maskenzwang/ (archiviert: http://dpaq.de/fvsSC)

Facebook-Beitrag «4 MASKENTOTE KINDER»: https://www.facebook.com/daniel.schreiber.tesla/posts/203574124464511 (archiviert: https://archive.vn/kznVs)

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