Studien zeigen: Masken tragen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bei

29.10.2020, 14:14 (CET)

Die Mund-Nasen-Maske, Symbol der Corona-Pandemie, sorgt weiter für Diskussionen. In den vergangenen Tagen tauchten in den sozialen Medien wieder vermehrt Behauptungen auf, das Tragen von Masken helfe nicht, die Pandemie einzudämmen. Die an vielen Orten geltende Maskenpflicht sei darum unsinnig. Auch der Nutzen anderer Maßnahmen wie etwa der Einsatz von Desinfektionsmitteln wird infrage gestellt.

BEWERTUNG: Eine Vielzahl aktueller Studien belegt: Das Tragen von Gesichtsmasken trägt bedeutend zur Eindämmung der Corona-Pandemie bei. Masken können auch vor schweren Krankheitsverläufen bewahren.

FAKTEN: Am 26. März 2020, die Pandemie war bereits seit zwei Wochen ausgerufen, verbreitete die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Twitter-Nachricht, die sich später als Irrtum erweisen sollte. Behauptet wurde nämlich: Masken seien eher Gefahr denn Schutz für die Bevölkerung. Sie könnten selbst zum Infektionsquell werden und verbreiteten außerdem ein falsches Gefühl von Sicherheit, so dass sich Menschen nicht mehr an andere Verhaltensregeln wie Abstandhalten oder Händewaschen hielten.

Auch nationale Einrichtungen wie das Robert Koch-Institut (RKI) positionierten sich seinerzeit ähnlich: keine Masken. Die Begründung: Es gebe noch keine Studien, die den Nutzen von Masken beim Sars-CoV-2-Virus belegten. Publik waren aber bereits damals Daten dazu, wie Masken gegen die Erreger der Sars- oder Mers-Ausbrüche gewirkt hatten, also gegen eng mit Sars-CoV-2 verwandte Coronaviren.

Als im Juni 2020 eine Meta-Analyse dieser vorliegenden Daten veröffentlicht wurde, änderte die WHO ihre Empfehlung. Der Analyse zufolge reduziert das Masketragen das Risiko, sich zu infizieren, um 80 Prozent.

Doch die veraltete WHO-Einschätzung kursiert vor allem in sozialen Netzwerken noch immer.

Mittlerweile wurde der Effekt von Masken auch vielfach für Sars-CoV-2 bestätigt – in Beobachtungs- und Laborstudien. So überraschte im Juni der Fall zweier Friseure im US-Bundesstaat Missouri, die positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. In ihren Haushalten, wo sie sich unmaskiert bewegt hatten, infizierten sie mehrere Menschen; in ihren Salons hingegen steckten sie keinen Kunden an – wohl weil sie bei der Arbeit eine doppelschichtige Bauwoll- oder OP-Maske getragen hatten.

Ebenso bemerkenswert: Bereits im April 2020 rief Jena als erste deutsche Stadt eine Maskenpflicht aus; anders als in den Nachbarstädten fielen die Infektionszahlen dort in den folgenden Wochen steil ab.

Auch strenge wissenschaftliche Analysen zum Thema liegen inzwischen vor: In US-Bundesstaaten mit Maskenpflicht stieg in der ersten Jahreshälfte die Zahl der Corona-Fälle signifikant langsamer als in denen ohne; bis zu 450 000 Infektionen hätten wohl abgewendet werden können, hätten gleiche Regeln für alle gegolten, so die Wissenschaftler.

Masken werden vor allem dort wichtig, wo das Einhalten anderer Vorsichtsmaßnahmen wie Abstandhalten schwierig ist, also in Räumen oder auf vielfrequentierten öffentlichen Plätzen. Sie senken das Risiko, andere anzustecken, ganz gleich, ob man hochwertige Labor- oder einfache Alltagsmasken trägt.

Und wahrscheinlich schützt die Maske auch den Träger selbst vor einer Infektion sowie vor schweren Krankheitsverläufen. Denn die Schwere der Infektion hängt wohl auch damit zusammen, wie viele Viren man abbekommt. Masken dienen als Barriere; ein Forschungsteam schätzt, dass selbst einfache Varianten bis zu zwei Drittel der Viren abwehren.

Nicht zu unterschätzen ist zudem der psychologische Effekt der Maske. Sie kann daran erinnern, einander nicht zu nahe zu kommen und Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten; auch das kann zu weniger Ansteckungen führen.

Wie die Studien zeigen, hilft das Tragen von Gesichtsmasken erheblich, die Pandemie einzudämmen. Doch nur alle Vorsichtsmaßnahmen zusammen bewahren vor einer ungebremsten Ausbreitung des Virus - also neben dem Masketragen auch das Abstandhalten und das Einhalten von Hygieneregeln beim Niesen und Husten.

Weitere Maßnahmen sind gründliches Händereinigen sowie Desinfektion. Früh zeigte eine chinesische Studie, dass ein Gros der Infektionen innerhalb eines Haushaltes stattfindet. Durch die tägliche Desinfektion vielbenutzter Türgriffe oder Flächen ließ sich das Infektionsrisiko um 77 Prozent senken.

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Links:

Twitter-Meldung der WHO, 26. März 2020: https://twitter.com/WHOWPRO/status/1243171683067777024 (archiviert: https://archive.vn/XSAXH)

Video der Pressekonferenz des RKI, 28. März 2020, auch zum Thema Masken: https://www.youtube.com/watch?v=qhRF0ZhEOto (archiviert: http://dpaq.de/IwVoL)

Pressemitteilung zur «Masken-Studie» in Jena: https://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/11532_DEU_HTML.php (archiviert: http://dpaq.de/UcSfJ)

Metaanalyse älterer Studien zum Zusammenhang Masketragen-Virusausbreitung: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)31142-9/fulltext (archiviert: https://archive.vn/23EpN)

Studie zur Virusausbreitung nach Infektion zweier Friseure: https://www.cdc.gov/mmwr/volumes/69/wr/mm6928e2.htm?s_cid=mm6928e2_w (archiviert: https://archive.vn/oX9Dh)

Vergleichsstudie zum Zusammenhang Masketragen-Virusausbreitung in 200 Ländern und Regionen: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.22.20109231v5 (archiviert: https://archive.vn/BIxTI)

Studie zum Zusammenhang Masketragen-Virusausbreitung in US-Bundesstaaten: https://www.healthaffairs.org/doi/10.1377/hlthaff.2020.00818 (archiviert: https://archive.vn/nH08U)

Studie zum Schutzeffekt unterschiedlicher Masken: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7108646/ (archiviert: https://archive.vn/wDE0G)

Studie zum Zusammenhang Viruslast-Krankheitsverlauf: https://link.springer.com/article/10.1007/s11606-020-06067-8 (archiviert: https://archive.vn/7YpfB)

Metastudie u.a. zum Schutzeffekt von Masken: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32497510/ (archiviert: https://archive.vn/C9mwO)

Studie zum psychologischen Effekt des Masketragens: https://arxiv.org/abs/2005.12446 (archiviert: https://archive.vn/0Sbeb)

Studie zur Bedeutung u.a. von Desinfektion: https://gh.bmj.com/content/5/5/e002794 (archiviert: https://archive.vn/GKRVF)

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