Corona-Schutzmasken können Legionärskrankheit nicht auslösen

20.8.2020, 15:11 (CEST)

Bei Facebook kursiert ein Artikel der österreichischen Zeitung «Wochenblick» mit der Überschrift «Knapp dem Tod entronnen: Legionärskrankheit aus Corona-Maske». Im Text geht es um ein Interview mit dem Wissenschaftler Roy Spencer. Er berichtet darin von einem Fall, in dem Ärzte bei einer Patientin aufgrund ihrer Symptome die Erkrankung am Coronavirus angenommen hätten - letztendlich habe sie jedoch an der Legionärskrankheit gelitten. Er behauptet, dass sich die Erreger in der Maske gebildet hätten. Ist das möglich?

BEWERTUNG: Die Legionärskrankheit kann nicht durch einen Mund-Nasen-Schutz ausgelöst werden. Die Feuchtigkeit, die sich durch das Atmen in der Maske bildet, reicht nicht aus, damit sich Legionellen bilden können.

FAKTEN: Die Legionärskrankheit, auch Legionellose genannt, ist laut Robert Koch-Institut (RKI) eine schwere Form der Lungenentzündung (Pneumonie), die durch das Einatmen winziger Wassertröpfchen mit Legionellen verursacht wird. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) bilden sich diese Bakterien meist in stehenden, warmen Flüssigkeiten zwischen 30 und 50 Grad Celsius. Das RKI hatte zuletzt vor Legionellen gewarnt, da wegen coronabedingter Schließungen in vielen Gebäuden kaum Trinkwasser entnommen wurde.

Die Experten sind sich einig, dass die durch die Atmung entstehende Feuchtigkeit in einem Mund-Nasen-Schutz die Legionärskrankheit nicht auslösen kann. «Legionellen brauchen stehende Flüssigkeit über mehrere Tage in größeren Mengen», sagt Lungenexperte Michael Barczok vom Bundesverband der Pneumologen (BdP) der Deutschen Presse-Agentur. Davon könne in einem Mund-Nasen-Schutz jedoch nicht die Rede sein. «Lediglich Schimmel kann sich durch Feuchtigkeit bilden. Deshalb muss die Maske oft heiß gewaschen oder gewechselt werden», sagt Barczok.

Auch die gemeinnützige Organisation Legionella.org, die Informationen über die Krankheit zur Verfügung stellt, bestätigt auf ihrer Website: «Man kann sich nicht durch das Tragen von Gesichtsmasken mit der Legionärskrankheit anstecken.» (unter «Can I get Legionnaires' disease from wearing a face mask?»)

Mögliche Verbreitungswege von Legionellen seien hingegen Klimaanlagen, Schwimmbecken, oder Duschköpfe. «Aus diesen kontaminierten Wasserquellen muss es zur Aerosolbildung kommen und zu einer Einatmung dieser Aerosole», erklärt Pneumologe und DGP-Experte Dominic Dellweg.

DGB und BdP bestätigen, dass die Symptome der Legionärskrankheit und des Coronavirus dieselben sein können: Fieber, trockener Husten oder grippeähnliche Symptome. Es sei also durchaus vorstellbar, dass Ärzte die Legionärskrankheit mit Covid-19 - so wie im Interview behauptet - verwechseln können.

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Links:

«Wochenblick»-Artikel: http://www.wochenblick.at/knapp-dem-tod-entronnen-legionaerskrankheit-aus-corona-maske/ (archiviert: http://archive.vn/RF7Ef)

Artikel über Radio-Interview: https://www.rushlimbaugh.com/daily/2020/07/17/whats-really-behind-mask-mandate-mania/ (archiviert: http://archive.vn/87O6m)

RKI über Legionellen: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Legionellose.html (archiviert: http://archive.vn/5DMeu)

RKI warnt vor Legionellen: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/24_20.pdf?__blob=publicationFile (archiviert: http://dpaq.de/kmbrW)

Legionella.org: https://legionella.org/faqs/general-public/disease-sources/ (archiviert: http://archive.vn/kCmL8)

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