Jobangebot: Diakonie sucht keine Fachkraft für Corona-Kindesentzug

12.8.2020, 11:34 (CEST)

In Corona-Verdachtsfällen müssen Betroffene unter Umständen in Quarantäne. Im Internet kursiert dabei die Behauptung, Ämter wollten Kinder in solchen Fällen getrennt von ihren Eltern in eine Isolation schicken. Angeblich würden sogar schon Mitarbeiter gesucht, um die Kleinen zur Umsetzung einer Corona-Quarantäne aus ihren Familien zu holen. Als angeblicher Beleg dient die Stellenanzeige einer Diakonie für den Bereich der «Inobhutnahme».

BEWERTUNG: Die Stellenanzeige ist echt. Falsch ist jedoch, dass es eine der Aufgaben ist, Kinder bei einem Corona-Verdacht ihren Eltern zu entziehen. Vielmehr geht es bei dem Jobangebot um die Betreuung von Kindern und Jugendlichen, die zum Beispiel bereits in einer Einrichtung der Jugendhilfe untergebracht sind und sich möglicherweise infiziert haben.

FAKTEN: Die Diakonie Michaelshoven hat eine Stellenanzeige für den Bereich ihrer «Inobhutnahme» veröffentlicht. Dies bezieht sich auf Kinder und Jugendliche, die vom Jugendamt nach einem Gerichtsbeschluss in Obhut genommen wurden. Bei einem Corona-Verdacht werden sie übergangsweise in einer Gruppe versorgt, bevor sie etwa einen Platz in einer Wohngruppe erhalten.

«In unserem Angebot geht es nicht darum, Kinder und Jugendliche aus einem intakten Elternhaus zu nehmen», stellt die Diakonie klar. Stattdessen sei das Ziel, bei einem Corona-Verdacht «denjenigen zu helfen, die entweder durch ihr häusliches Umfeld akut gefährdet sind oder bereits in einer Jugendhilfeeinrichtung leben».

Um Missverständnisse zu vermeiden, hat die Diakonie ihre Stellenanzeige am 10. August überarbeitet. Ergänzt wurde dabei, dass es um Kinder und Jugendliche geht, «bei denen entweder eine akute Kindeswohlgefährdung vorliegt oder die bereits in einer Jugendhilfeeinrichtung leben und bei denen zusätzlich noch der Verdacht auf eine Infizierung mit dem Corona-Virus besteht». Außerdem wurde die Ortsangabe korrigiert, da die gesuchte Fachkraft künftig in Köln-Porz eingesetzt werden soll.

Zuvor hatten amtliche Quarantäne-Anordnungen für Kinder bereits für Kritik von Eltern gesorgt, weil in diesen Schreiben für den Fall einer Weigerung auf mögliche Sanktionen hingewiesen wurde. Darin heißt es, dass Betroffene bei Nichteinhaltung der Quarantäne-Anordnung «zwangsweise in einer geeigneten geschlossenen Einrichtung abgesondert werden können».

Das kann zum Beispiel eine abgetrennte Krankenhausstation sein, die dazu dient, dass Infizierte keine anderen Menschen anstecken. Das Landratsamt Karlsruhe etwa verweist darauf, dass es sich bei seinen Schreiben am Wortlaut des Infektionsschutzgesetzes orientiert hat.

Eine solche Zwangsmaßnahme sei Extremfällen vorbehalten und müsse von einem Richter angeordnet werden, erläutert das Landratsamt. An eine Trennung des Kindes von den Eltern sei dabei nicht gedacht. Gegebenenfalls werde es zusammen mit einem oder beiden Elternteilen untergebracht.

Auf Facebook wurde daraufhin fälschlicherweise verbreitet, Betroffenen drohe die Zwangsweisung in die Psychiatrie.

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Links:

Beitrag: https://www.hallo-meinung.de/da-hilft-auch-kein-dementi-der-gesundheitsaemter-kinder-sollen-von-eltern-getrennt-werden/ (archiviert: http://archive.vn/VUjBk)

Beitrag auf Facebook: https://www.facebook.com/nico.davinci.56/posts/1688626601295206 (archiviert: http://archive.vn/1hRVw)

Anzeige der Diakonie: https://jobs.diakonie-michaelshoven.de/job/K%C3%B6ln-P%C3%A4dagogische-Fachkraft-%28mwd%29-in-einer-Inobhutnahme-f%C3%BCr-Kinder-und-Jugendliche-in-Quarant%C3%A4ne/601328601/ (archivierte überarbeitete Anzeige: http://archive.vn/pjkTx - archivierte Original-Version: http://archive.vn/iCIlZ)

Mitteilung der Diakonie: https://www.diakonie-michaelshoven.de/aktuelles/presse/meldung/stellungnahme (archiviert: http://archive.vn/H4pjc)

dpa-Faktencheck zur Falschbehauptung über eine Einweisung in die Psychiatrie: https://dpa-factchecking.com/germany/200806-99-64622/

Infektionsschutzgesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/index.html#BJNR104510000BJNE004703116 (archiviert: http://archive.ph/y8Brc)

Mitteilung des Landratsamts Karlsruhe: https://corona.karlsruhe.de/aktuell/statement-zur-aktuellen-berichterstattung-ueber-das-gesundheitsamt-karlsruhe (archiviert: http://archive.vn/QNWo7)

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