Es gibt keine Belege dafür, dass 85 Prozent aller Tampons Glyphosat enthalten

17.07.2020, 11:22 (CEST)

In einem Blog wird behauptet, 85 Prozent aller Tampons seien mit Glyphosat «verseucht». (http://archive.vn/oKOBr)

BEWERTUNG: Es gibt keinerlei Belege dafür, dass ein Großteil aller Tampons Glyphosat enthält. In mehreren Studien in verschiedenen europäischen Ländern war Glyphosat nicht nachweisbar.

FAKTEN: Der Ursprung der Glyphosat-Behauptung liegt in Argentinien. Auf einer Tagung in Buenos Aires im Jahr 2015 berichtete der argentinische Wissenschaftler Damián Marino von Glyphosat in Hygieneartikeln und in Verbandmaterial. (http://dpaq.de/sJiGX, archiviert: http://dpaq.de/POEJF)

Die Internationale Agentur für Krebsforschung hatte 2015 das Pflanzenschutzmittel Glyphosat als «wahrscheinlich krebserregend» eingestuft. Das konkrete Risiko hängt der Agentur zufolge allerdings von Art und Stärke der Exposition ab. (http://dpaq.de/eSM0J)

Marino sprach in seinem Vortrag davon, in 85 Prozent aller untersuchten argentinischen Produkte Glyphosat nachgewiesen zu haben. Aus dieser Aussage allein lässt sich allerdings nicht ableiten, dass sich auch in 85 Prozent aller Tampons Glyphosat findet. (http://dpaq.de/Gecw2) Außerdem ist Marino Forscher in Argentinien - die Produkte, die er untersucht hat, müssen also nicht europäischen Normen entsprechen.

Tatsächlich haben mehrere Behörden in Europa in den vergangenen Jahren Hygieneartikel auf Glyphosat untersucht. In Schweden (http://dpaq.de/LGf5F, http://archive.vn/eOAKP) in der Schweiz (http://dpaq.de/GJnGB) und in Frankreich (http://dpaq.de/JF6GV) war das Ergebnis stets dasselbe: kein Glyphosat in Tampons nachweisbar.

Auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur im Jahr 2019 verwies das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf zwei weitere Studien: Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat Tampons untersucht, ebenso wie ein Labor in Bremen im Auftrag des ZDF. (http://archive.is/TIkPJ) In beiden Fällen wurde ebenfalls kein Glyphosat in den Tampons gefunden. (http://dpaq.de/FzQIY)

---

Links:

Facebook-Post: https://www.facebook.com/Netzfrauen/posts/1459074717438840?__tn__=-R (archiviert: 

Blogpost: https://netzfrauen.org/2015/12/17/vorsicht-85-aller-tampons-sind-mit-glyphosat-von-monsanto-verseucht-85-of-tampons-contain-monsantos-cancer-causing-glyphosate/?fbclid=IwAR0TNIZke3GbfqC2jivmi356HrHkwEtbE76CXg3JeFqMAS8t-BMADFmt2nk (archiviert: http://archive.vn/oKOBr)

Einschätzung der Internationalen Agentur für Krebsforschung zu Glyphosat: https://www.iarc.fr/featured-news/media-centre-iarc-news-glyphosate/

(archiviert: http://dpaq.de/eSM0J)

Bericht zur Tagung in Argentinien: https://www.telam.com.ar/notas/201510/124194-glifosato-algodon.html (archiviert: http://dpaq.de/Gecw2)

Video des Vortrags von Damián Marino: https://www.youtube.com/watch?v=tW29VL0U3-4 (archiviert: http://dpaq.de/f6TPu, Video archiviert: http://dpaq.de/POEJF)

Suche nach Studien von Damián Marino bei PubMed: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=Dami%C3%A1n+Marino (archiviert: http://archive.is/L8J9C)

Untersuchungen der Hygieneartikel auf Glyphosat:

Schweden: https://www.kemi.se/en/news-from-the-swedish-chemicals-agency/2018/new-report-no-reason-for-concern-about-chemicals-in-menstrual-products/ (archiviert: http://archive.is/fpRMC)

https://www.kemi.se/en/global/rapporter/2018/rapport-3-18.pdf (archiviert: http://dpaq.de/NrmzI)

Schweiz: https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/gebrauchsgegenstaende/hygieneprodukte.html (archiviert: http://dpaq.de/GJnGB)

Frankreich: https://www.anses.fr/fr/system/files/CONSO2016SA0108Ra.pdf (archiviert: http://dpaq.de/JF6GV)

Bremer Untersuchung im Auftrag des ZDF: https://www.zdf.de/assets/laborbericht-pads-tampons-wattestaebchen-etc-100~original?cb=1478230340979 (archiviert: http://archive.is/TIkPJ)

Mitteilung des Bundesinstituts für Risikobewertung: https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/glyphosat-in-tampons-keine-hinweise-auf-gesundheitlich-bedeutsame-rueckstaende.pdf (archiviert: http://dpaq.de/FzQIY)

---

Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com