Schwarz-rot-goldene Fahne weht bei der Fußball-EM

Eine europäische Fußballmeisterschaft in Deutschland ohne deutsche Fahnen? Belgischen Facebook-Nutzern zufolge ist das der Fall. Ein Mensch aus Flandern behauptet, einem Beschluss zufolge dürfe in den Stadien «keine einzige deutsche Flagge» zu sehen sein. Stattdessen werde die Regenbogenflagge der LGBTQIA+-Gemeinschaft gehisst. Und ein Nutzer aus der Wallonie meint, anders als bei der Weltmeisterschaft 2006 sei das Schwenken deutscher Fahnen inzwischen verpönt.

Beurteilung

Deutsche Fahnen in den Farben schwarz-rot-gold dürfen innerhalb und außerhalb der Stadien verwendet werden. Sie sind während der EM auch allgegenwärtig. Regenbogenflaggen ersetzen sie nicht.

Fakten

Wer in den vergangenen Wochen Fußball schaute, konnte es nicht übersehen: Mit der deutschen Fahne wurde in den Stadien und anderswo eifrig gewinkt. Die nationale Flagge der Deutschen wird zwar manchmal mit Belgiens schwarz-gelb-roten Nationalfarben verwechselt, aber bei der EM nicht durch die Regenbogenflagge ersetzt. Letztere steht symbolisch für eine diverse und tolerante Gesellschaft, nicht für ein Land oder Volk.

Doch die Deutschen und ihre Flaggen, das bleibt ein schwieriges Thema. Eine kleine deutsche Flaggenkunde kann da helfen.

Die hoheitliche deutsche Flagge, genannt Bundesdienstflagge, zeichnet sich durch ihre schwarz-rot-goldenen horizontalen Streifen in Kombination mit dem Bundeswappen aus. Das ist ein gelber Schild mit schwarzem Adler in der Mitte.

Die Bundesdienstflagge ist etwas anderes als die Bundesflagge, die nur die schwarz-rot-goldenen Streifen trägt. Das ist die Flagge, die gewöhnlich bei Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geschwenkt wird. Das ist bei dieser Europameisterschaft nicht anders. Eine vollständige Übersicht der deutschen Staatssymbole bietet übrigens diese Seite.

Jeder darf die Bundesflagge nutzen

Das deutsche Bundesinnenministerium erklärt zur Flaggenfrage: «Nur amtliche Stellen des Bundes dürfen seine Hoheitszeichen verwenden. Neben dem Bundeswappen und dem Bundesadler gehören dazu auch das Bundessiegel und die Bundesdienstflagge.»

Die gesetzliche Grundlage dafür ist das Ordnungswidrigkeitengesetz: Demnach handelt ordnungswidrig, wer unbefugt «das Wappen des Bundes oder eines Landes oder den Bundesadler oder den entsprechenden Teil eines Landeswappens oder eine Dienstflagge des Bundes oder eines Landes benutzt.» Für Bürger verboten sind neben der Bundesdienstflagge auch solche Wappen, Wappenteile und Flaggen, die hoheitlichen Symbolen «zum Verwechseln ähnlich sehen».

Die Bundesflagge (ohne Adler) darf hingegen jede und jeder benutzen, solange das auf respektvolle Art und Weise geschieht. Die Verwendung sei «vom Grundgesetz gewollt und grundrechtlich durch Artikel 2 und 5 geschützt», schreibt die Bundesregierung.

Ausnahmen bei Großereignissen

Bei Großereignissen - zu denen eine Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land zweifellos gehört - gelten noch weitergehende Ausnahmen. Dann könne die sonst verbotene «Nutzung der Bundesflagge mit dem Bundeswappen jedoch als Ausdruck der nationalen Verbundenheit als "sozialadäquat" geduldet werden», schreibt die Regierung. Darüber werde im Einzelfall entschieden, heißt es.

Die Deutschen sind also sehr präzise, was die Verwendung ihrer nationalen Flagge betrifft, drücken aber auch mal ein Auge zu. Die Absicht, die Nutzung der Bundesflagge zu verbieten oder gar durch die Regenbogenflagge zu ersetzen, besteht nicht.

Pride-Kontroverse gab es bei der WM

Beim vorigen großen Fußballturnier, der Weltmeisterschaft in Katar 2022, hatte es eine breite Diskussion über die Verwendung der Regenbogenflagge innerhalb und außerhalb der Stadien gegeben. Das hing mit den strikten Regeln für Minderheiten in dem Land zusammen. Bei der EM in Deutschland ist das kein großes Thema.

(Stand: 25.6.2024)