Falsche Zuschreibung
Viraler Brief stammt nicht von Mexikos Präsidentin Sheinbaum
13.3.2025, 11:40 (CET)
Rund um den Zollkonflikt mit den USA kursiert ein angebliches Statement der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum in sozialen Netzwerken. Sie soll sich an Präsident Donald Trump und die US-Bevölkerung gewandt haben. In dem Schreiben warne Scheinbaum vor den Folgen einer möglichen Abschottung:
«Wir wissen zum Beispiel, dass, wenn diese 7 Milliarden [restlichen, nicht-US-amerikanischen] Verbraucher Ihre Produkte nicht kaufen, es Arbeitslosigkeit geben wird und Ihre [die amerikanische] Wirtschaft (innerhalb der rassistischen Mauer) in einem solchen Ausmaß zusammenbrechen wird, dass Sie uns anflehen werden, diese hässliche Mauer niederzureißen.»
Stattdessen wünsche sich die Präsidentin eine enge wirtschaftliche Kooperation Mexikos mit den USA. Der Brief ist sehr direkt und undiplomatisch formuliert. Für eine offizielle Stellungnahme ist das ungewöhnlich. Hat Sheinbaum das Schreiben wirklich verfasst?
Bewertung
Claudia Sheinbaum hat den Text nicht geschrieben, wie die mexikanische Botschaft in Berlin auf dpa-Nachfrage erklärt. Schon mindestens seit 2017 verbreitet sich eine englische Version des Textes im Internet.
Fakten
Der Brief ist auf den offiziellen Kanälen Sheinbaums nicht auffindbar. Weder die Regierungswebsite noch Social-Media-Profile (Facebook, X, Instagram) liefern einen Treffer. Die mexikanische Botschaft in Berlin bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass das Statement nicht von Sheinbaum kommt.
Seit Donald Trump wieder US-Präsident ist, hat er die Handelspolitik seines Landes deutlich verändert. Trotz bestehender Freihandelsabkommen sollten ab Anfang März Zölle auf Produkte aus Mexiko und Kanada erhoben werden. Wenig später wurden sie nach einem Telefonat zwischen Trump und Sheinbaum wieder ausgesetzt.
In einem Statement hatte Trump zuvor die Zölle begründet. Mexiko würde eine «Allianz» mit dortigen Drogenkartellen bilden und nicht ausreichend gegen Drogenschmuggel vorgehen. Trump sah Sicherheit und Gesundheit der US-Bevölkerung gefährdet. Sheinbaum reagierte mit deutlichen Worten, nicht jedoch mit dem angeblichen Brief.
Alter Beitrag wiederverwendet
Das Posting greift auf vorhandene Inhalte zurück. Schon ab 2017 wurde der Text auf Englisch in sozialen Medien geteilt. Unterzeichnet war er damals mit dem «Rest der Welt». Sheinbaum ist seit Oktober 2024 als mexikanische Präsidentin im Amt.
Im Brief finden sich Hinweise auf das Alter, spricht er doch von «7 Milliarden nicht-US-amerikanischen Verbrauchern». Im Juli 2024 lag die Weltbevölkerung bei 8,16 Milliarden Menschen, 345 Millionen davon aus den USA. So käme man auf eine Differenz von rund 7,8 Milliarden Personen, deutlich mehr als die genannten 7 Milliarden. Im Jahr 2017 waren es 7,2 Milliarden Menschen ohne die USA, die Rundung wäre hier also nahe liegender.
(Stand: 12.03.2025)
Links
Facebook-Post mit dem Statement (archiviert)
Englische, archivierte Version des Briefs aus dem Jahr 2017
Google-Suche nach dem Brief auf Sheinbaums X-Seite (archiviert)
Homepage der mexikanischen Regierung (archiviert)
Claudia Sheinbaum auf Facebook (archiviert)
Claudia Sheinbaum bei X (archiviert)
Claudia Sheinbaum auf Instagram (archiviert)
Freihandelsabkommen zwischen USA, Mexiko und Kanada (archiviert)
Bericht zum Zollkonflikt (archiviert)
Statement Weißes Haus vom 3. März (archiviert)
Statement Claudia Sheinbaum vom 4. März (archiviert)
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