Militärhilfe

Kein Beleg für illegalen Verkauf ukrainischer Waffen an Mexiko

27.2.2025, 15:38 (CET)

US-Kontrollgremien und Berichte sehen keine Anzeichen dafür, dass Ukraine-Militärhilfe bei Drogenkartellen in Mexiko landet. Das hatte der US-Journalist Tucker Carlson ohne jegliche Belege behauptet.

Seit Beginn der russischen Invasion ist die Ukraine auf Waffenlieferungen aus dem Ausland angewiesen. Momentan kursiert in sozialen Medien ein Video, in dem behauptet wird, dass die Ukraine erhaltene US-Waffen unter anderem an mexikanische Drogenkartelle verkauft habe. In seinem Podcast sagte der umstrittene US-Journalist Tucker Carlson am 10. Februar 2025, dass bis zu der Hälfte der Waffen, die die USA an die Ukraine liefere, illegal verkauft werde. Carlson erwähnt, dass es sich bei seiner Aussage um Fakten handele und nicht um Spekulation. Belege dafür liefert er nicht.

Bewertung

Es gibt keine Hinweise darauf, dass für die Ukraine bestimmte US-Waffen weiterverkauft werden. Die USA haben mehrere Kontrollmechanismen eingesetzt, um ihre Unterstützung für die Ukraine zu überwachen.

Fakten

Die US-Regierung hat bereits 2022 einen Ausschuss eingerichtet, der die US-Hilfe für die Ukraine überwacht. Pro Quartal veröffentlicht dieser einen Bericht für den Kongress. Im Februar 2025 erschien der Bericht für das vierte Quartal 2024. Von einem bekannten Weiterverkauf von Waffen ist im gesamten Bericht nichts zu finden.

Auf dpa-Anfrage bestätigt dies auch ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums: «In unserem jüngsten Bericht gibt es keine Beweise, die diese Aussage stützen».

Kontrolle durch die USA

Laut dem Bericht treffen sich Vertreter des Ausschusses regelmäßig mit ihren ukrainischen Kollegen, um etwaige Beschwerden oder Anfragen zu untersuchen und so die US-Hilfen in der Ukraine zu überwachen. Die Kontrolle der USA erfolgt demnach auf verschiedene Art und Weise. Es sind US-Ermittler in Deutschland, Polen und der Ukraine präsent, um Vorwürfe von Betrug, Korruption und möglicher Unterschlagung von Waffen oder Technologie zu untersuchen. Außerdem gibt es eine Telefonnummer, über die Verdachtsfälle von Betrug und Machtmissbrauch gemeldet werden können.

Ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums bezeichnete die Behauptung von Carlson auf X als Lüge und wies darauf hin, dass alle gelieferten Waffen von unabhängigen Stellen überwacht würden. Keine der zahlreichen US-Inspektionen hätten demnach jemals einen Missbrauch aufgedeckt.

Russische Desinformation

Undenkbar ist es allerdings nicht, dass Waffen illegal gehandelt werden: In einem Artikel des «Harvard International Review» von Juni 2024 heißt es, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass im Laufe des Konflikts einige Waffen verloren gehen. Bei der Untersuchung des Verkaufs von illegalen Waffen in der Ukraine müsse man jedoch die russische Desinformation darüber berücksichtigen. Diese übertreibe das Ausmaß illegalen Waffenhandels.

Carlson Tucker, der die Behauptung ohne Belege verbreitete, ist zudem für seine prorussische Haltung bekannt. Die Aussagen von ihm griff etwa auch die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass auf.

Ein Bericht der Globalen Initiative gegen transnationale organisierte Kriminalität (Global Initiative Against Transnational Organized Crime) widerspricht ebenfalls Behauptungen, dass ukrainische Waffen an «finnische Gangster, französische Randalierer, nigerianische Kämpfer und mexikanische Kartelle» verkauft würden.

Unterschiedliche Waffen

Ein weiteres Indiz dafür, dass keine Waffen aus der Ukraine in großem Stil an mexikanische Drogenkartelle verkauft werden: Die beliebtesten Waffen in Mexiko sind Handfeuerwaffen, wie aus Untersuchungen des Wilson Centers hervorgeht, einer US-Denkfabrik. Das passt nicht zu den Waffen, welche die Ukraine vorrangig erhält: Bei der militärischen Ausrüstung, die die USA an die Ukraine liefert, handelt es sich vor allem um Flugabwehrgeschütze, Raketen und Panzer.

(Stand: 27.2.2025)

Links

Facebook-Post (archiviert, Video archiviert)

Tucker Carlson Network (archiviert)

Ukraine Oversight (archiviert)

Bericht 4. Quartal 2024 (archiviert)

X-Post (archiviert)

Wilson Center-Untersuchung (archiviert)

Harvard-Review (archiviert)

Carlson Tucker (archiviert)

Tass-Artikel (archiviert)

Global Initiative Against Transnational Organised Crime-Bericht (archiviert)

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