Ukraine-Krieg
Trump-Sprecherin wird unechte Aussage zu Scholz in den Mund gelegt
25.2.2025, 15:00 (CET)
Westliche Politiker, darunter der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz, haben mehrfach betont, dass über mögliche Friedensgespräche und deren Ausgang die Ukrainer selbst entscheiden müssten. Die neue Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, soll laut einem Facebook-Posting darauf mit folgenden Worten reagiert haben: «Scholz, Sie müssen mit Ihren Worten vorsichtig sein, den (sic!) der einzige Platz, den Deutschland in diesen Verhandlungen verdient, ist auf der Anklagebank.» Das Zitat wurde auch ohne Kontext in einem Facebook-Posting verbreitet und unter anderem von dem FPÖ-EU-Mandatar Roman Haider mit einem eigenen Sharepic aufgegriffen.
Bewertung
Das Zitat ist erfunden. Sowohl das deutsche Bundeskanzleramt als auch das Weiße Haus sprechen von einer Fälschung.
Fakten
Sucht man im Internet nach den Stichwörtern aus der angeblichen Aussage, werden keine seriösen Quellen angezeigt. Im Gegenteil, unter den Resultaten findet sich ein Beitrag des russischen Desinformationsnetzwerkes «Pravda». Die Webseite zeigt einen angeblichen Screenshot einer Instagram-Story, das dem Bild und Namen nach zum Profil von US-Präsident Donald Trumps Sprecherin Karoline Leavitt gehört könnte. In dem Screenshot steht das angebliche Zitat auf Englisch.
Instagram-Storys verschwinden nach 24 Stunden automatisch. Daher lässt sich technisch kaum zusätzlich bestätigen, dass ein Inhalt dort nie veröffentlicht wurde. Das fehlende Medienecho, das bei einer solchen provokanten Aussage zu erwarten wäre, ist jedoch ein erster eindeutiger Hinweis darauf, dass es sich um ein unterstelltes Zitat handelt.
Zweitens wurde das Bild von den betroffenen Personen eindeutig als gefälscht entlarvt. Leavitt dementierte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, eine solche Stellungnahme online abgegeben zu haben. «Dies ist ein manipuliertes, gefälschtes Bild. Ich habe das nicht gepostet», teilte sie mit.
Ein Sprecher der deutschen Bundesregierung bestätigte der dpa ebenfalls, dass eine solche Äußerung von Leavitt dem Kanzleramt nicht bekannt sei. Zudem sei auf Instagram keine Markierung des Accounts des Bundeskanzlers aufgefallen. «Die von Ihnen genannte Erwähnung hat die Social-Media-Redaktion des Bundespresseamts nicht wahrgenommen», so ein Regierungssprecher gegenüber der dpa.
(Stand: 25.2.25)
Links
Facebook-Posting I (archiviert)
Facebook-Posting II (archiviert)
Facebook-Sharepic (archiviert)
Suche auf Google nach gefälschter Aussage (archiviert)
Suche auf Google News nach gefälschter Aussage auf Englisch (archiviert)
European Digital Media Observatory (EDMO) über Pravda (archiviert)
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