Kritik von Klimawissenschaftlerin falsch wiedergegeben

Trotz der katastrophalen Auswirkungen zweifeln noch immer Menschen an der globalen Erwärmung. Laut Sharepics auf Facebook, die auf einer Presseaussendung und einem Blog-Artikel basieren, soll auch die Klimawissenschaftlerin Judith Curry behauptet haben, die Klimakrise sei erfunden.

Bewertung

Die Aussagen von Curry werden falsch interpretiert. Sie stellt nicht die gesamte Klimakrise als «erfunden» in Abrede, sondern kritisiert in einem Interview den «fabrizierten» Konsens über deren Details.

Fakten

Judith Curry gilt als kritische Stimme unter Klimawissenschaftlern und befasst sich hauptsächlich mit Klimamodellen und deren Unsicherheiten. Immer wieder kritisiert sie das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Über ihre Kritik am Weltklimarat berichtete der «Spiegel» bereits 2011.

Streitbare Klimaforscherin

Darauf, dass sie nicht immer den wissenschaftlichen Konsens zur menschengemachten Klimakrise vertritt, spielen auch die beiden Sharepics im Posting an. Das linke Bild stammt von einer Presseaussendung zu einem von Curry verfassten Buch, das im Herbst 2023 veröffentlicht wurde. Das rechte Sharepic bezieht sich auf einen Text von «Antiilluminaten TV».

Als Quelle ist darin das US-Meinungsportal «The People’s Voice» angegeben, das wiederum auf einen Artikel von John Stossel in der «New York Post» aus dem August 2023 verlinkt - wenige Wochen nach Veröffentlichung von Currys Buch in englischer Sprache. Der Text beinhaltet Passagen aus einem Interview, das Stossel zuvor mit Curry geführt und bei Youtube veröffentlicht hatte.

Doch «The People's Voice» zitiert falsch. Angeblich soll Curry gesagt haben, es gebe einen überwältigen Konsens, dass die Klimakrise erfunden ist («Overwhelming Consensus Is Climate Crisis Is Manufactured»). Im Interview sagte sie hingegen, dass der Konsens, die Klimaveränderung sei eine Krise, erfunden ist. Sie erklärte also erneut, dass es abweichende Einschätzungen gibt - und nicht, dass die meisten Wissenschaftler davon überzeugt sind, dass die Klimakrise erfunden wurde.

Unabhängige Organisationen belegen menschlichen Einfluss

Curry selbst leugnet die grundlegenden Fakten zum Klimawandel nicht. In einem Interview mit einem südafrikanischen Blog im Jahr 2022 sagte sie etwa: «Die globalen Temperaturen haben sich erwärmt. Der Mensch gibt CO2 in die Atmosphäre ab. CO2 hat ein Infrarot-Emissionsspektrum, das insgesamt zur Erwärmung des Planeten beiträgt.»

Der Weltklimarat veröffentlicht zu den Klimaveränderungen und deren Auswirkungen auf die Umwelt regelmäßig Sachstandsberichte. Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) waren 2015 bis 2024 die wärmsten zehn Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen. Damit einher gingen demnach der Eisverlust der Gletscher, der Anstieg des Meeresspiegels und die beschleunigte Erwärmung der Ozeane, sowie verheerende Schäden durch häufiger auftretende Extremwetterereignisse.

(Stand: 12.2.2025)