Lage ist längst anders

Lufthansa-Flüge waren in Coronazeit schlechter ausgelastet

27.11.2024, 18:07 (CET)

Um Stimmung für oder gegen eine Sache zu machen, ist manchen jedes Mittel recht. So wird eine alte Information zum Luftverkehr derzeit in einen Zusammenhang mit Flüchtlingsrückführungen gebracht.

Dass Flugzeuge besonders viel CO2 in die Atmosphäre abgeben, ist hinlänglich bekannt. Urlaubern wird gerne geraten, so gut es geht auf Flugreisen zu verzichten. Da klingt eine im November 2024 in sozialen Netzwerken kursierende Behauptung reichlich absurd: Die deutsche Lufthansa plant demnach «diesen Winter 18.000 "Geisterflüge"» ohne Passagiere. Manche Menschen verbreiten einen solchen Screenshot mit der Forderung, diese Flüge für Rückführungen zu verwenden. 

Bewertung 

Das Posting bezieht sich auf einen Übergangslösung aus der Zeit der Corona-Pandemie Anfang des Jahres 2022. Damals gingen Flugzeuge trotz deutlich schlechterer Auslastung auf die Reise. Von solchen Flügen «diesen Winter» kann keine Rede sein.

Fakten 

Die Information aus dem Sharepic ist nicht wirklich falsch, allerdings schon fast drei Jahre alt und deshalb überholt. Das Sharepic zieren das Logo des ZDF und der Sendung «Terra X». Am Facebook-Account der Fernsehsendung ist auch das Original davon zu finden. Es stammt vom 7. Jänner 2022. Damals entbrannte eine Debatte um vermeintliche Leerflüge der Lufthansa. Hintergrund war tatsächlich der Erhalt der Start- und Landerechte für die Fluglinie. 

Allerdings, so stellte Lufthansa-Chef Carsten Spohr im Tagesspiegel klar, handelte es sich dabei nicht um Geisterflüge, sondern um «nicht notwendige, weil schlecht ausgelastete Flüge». Von leeren Flugzeugen war nicht die Rede. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sprach Spohr von «18.000 zusätzlichen, unnötigen Flügen» zur Sicherung der Start- und Landerechte. 

Die Debatte um die Slotregulierung der EU liegt rund drei Jahre zurück. Die schwierigen Bedingungen von damals herrschen schon lange nicht mehr, Flüge sind wieder deutlich besser ausgelastet. Laut einer Unternehmenssprecherin stieg die Nachfrage ab Mitte 2022 wieder. Die Information aus dem Sharepic ist inzwischen also veraltet.

Unklar ist, ob das Sharepic mit oder ohne Wissen um sein Alter und die seit Jahren überholte Regelung wieder in Umlauf gebracht wurde. Klar ist hingegen, dass es oftmals weiterverbreitet wird, um im begleitenden Text für Rückführungen oder Außerlandesbringungen nicht näher definierter Bevölkerungsgruppen Stimmung zu machen. 

(Stand: 27.11.2024) 

Links

Posting mit Sharepic auf Facebook (archiviert

Originalposting von “Terra X” (archiviert

Spohr-Interview in der “FAS” (archiviert

Reaktion Spohr im “Tagesspiegel” (archiviert

EU zu reduzierten Slotregelungen 2022 (archiviert

Wissenswertes zu Rückführungen (archiviert)

Innenministerium zu Außerlandesbringungen (archiviert)

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