Keine Quelle, kein Beleg

Erfundenes Gewessler-Zitat seit Jahren in Umlauf

26.11.2024, 13:30 (CET)

Politiker und Politikerinnen von Grün-Parteien werden oft als Verbotsfanatiker dargestellt. In diesem Fall ist der Sager zur Haustierhaltung allerdings frei erfunden.

Aussagen von Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, werden stets kritisch beäugt. Vor allem Politiker und Politikerinnen müssen aufpassen, wie sie Dinge formulieren. Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler von den Grünen soll sich kürzlich etwa für die Besteuerung von Haustieren ausgesprochen haben, um deren Bestand zu reduzieren und so CO2 einzusparen. Entspricht das den Tatsachen? 

Bewertung

Das Zitat ist frei erfunden, Gewessler hat sich nie in vergleichbarer Art geäußert. Österreichs Bundesregierung plant weder eine Haustiersteuer noch ein Haustierverbot. 

Überprüfung

Um den menschengemachten Klimawandel in den Griff zu bekommen, werden verschiedene Maßnahmen eingeführt und diskutiert. Etwa die 2022 eingeführte CO2-Bepreisung oder auch die Idee von strengeren Tempolimits auf Autobahnen. Ähnlich emotional aufgeladen wie Diskussionen rund um das Autofahren ist das Thema Haustiere. 

Über zwei Millionen Katzen und Hunde leben laut Statistik Austria in fast eineinhalb Millionen Haushalten – und auch dadurch entsteht selbstverständlich Kohlenstoffdioxid, wie immer wieder auch in den Medien diskutiert wird

Es gibt allerdings bisher keine Maßnahmen oder Pläne der Politik, dem entgegenzuwirken. Bis heute gibt es keine Hinweise, dass Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler die ihr in den Mund gelegte Behauptung öffentlich getätigt haben könnte oder sich auch nur ähnlich geäußert hätte. Das Sharepick gibt keine Quelle an. Wäre das Zitat in einem Interview, einer Talkshow, einer Rede oder auch einer politischen Debatte gefallen, würde eine entsprechende Google-Suche zahlreiche Resultate liefern.

Auf Anfrage des dpa-Faktenchecks teilte die Kommunikationsabteilung des Ministeriums mit: «Das Zitat ist falsch und stammt nicht von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Wir vermuten dahinter eine gezielte Verbreitung von Desinformation.»

Ihren Ursprung dürfte die Behauptung im Jahr 2021 haben. Damals wurde sie mit fast derselben Formulierung der nunmehrigen deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, ebenfalls Grünen-Politikerin, in den Mund gelegt. Das Faktencheck-Team der Deutschen Presse-Agentur überführte die Aussage schon damals als erfunden. Das bestätigten Parteisprecher sowohl 2021 als auch 2024 der dpa. 

(Stand: 25.11.2024) 

Links

Facebook-Sharepic mit Falschbehauptung (archiviert

Informationen zur ökosozialen Steuerreform (archiviert

Umweltbundesamt zu Tempolimits (archiviert

Statistik zu Haustieren in Österreich (archiviert

SZ-Artikel zur Ökobilanz von Haustieren (archiviert

geo.de zu Klimabilanz von Haustieren (archiviert

Google-Suche zum Thema (archiviert

Google-Suche, eingeschränkt nach Zeitraum (archiviert

dpa-Faktencheck aus 2021

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an factcheck-oesterreich@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.