München-Attentäter war Österreicher, geboren in Salzburg 

25.9.2024, 09:10 (CEST), letztes Update: 25.9.2024, 11:04 (CEST)

Ein junger Mann eröffnet in der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München das Feuer und wird von der Polizei erschossen. Schnell heißt es in Sozialen Netzwerken, er sei ein Migrant gewesen.

Nach islamistischen Terroranschlägen in Europa gibt es sie fast immer: Eine Diskussion über Zuwanderung. Nicht nur Rechtspopulisten und –extreme nutzen diese, um gegen Asylwerber und Geflüchtete zu hetzen und Angst zu schüren. In zahlreichen Fällen wurden die Attentäter aber in westlichen Ländern geboren und dort sozialisiert. So auch der 18-Jährige, der während eines mutmaßlich terroristisch motivierten Angriffs in München von der Polizei erschossen wurde. 

Bewertung 

Der Mann, der mutmaßlich einen Terroranschlag in München plante, war österreichischer Staatsbürger. Seine Eltern stammen ursprünglich aus Bosnien.  

Fakten 

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) definiert den Begriff «Migrant» als eine Person, «die ihren gewöhnlichen Wohnsitz innerhalb eines Landes oder über eine internationale Grenze hinweg vorübergehend oder dauerhaft und aus unterschiedlichen Gründen verlässt». Ähnlich lautet die Definition des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR): «MigrantInnen verlassen ihre Heimat, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern oder aus familiären Gründen. In der Regel können sie in ihre Heimat zurückkehren, manchmal sind sie aber auch auf humanitäre Hilfe angewiesen.»

Nach beiden Definitionen war der Angreifer von München jedenfalls kein Migrant. Denn: Wie die deutsche Polizei bereits wenige Stunden nach dem versuchten Attentat bekanntgab, handelte es sich bei dem 18-jährigen Attentäter um einen österreichischen Staatsbürger. Er wurde in Österreich geboren, wuchs in Salzburg auf und wohnte zuletzt mit seinen bosnischstämmigen Eltern in Neumark am Wallersee, wo in Zusammenhang mit der Tat auch eine Polizeiaktion stattfand.  

Rechtsextremer Sellner postete Falschbehauptung

Das Posting mit der Falschbehauptung stammt von dem bekannten Rechtsextremen Martin Sellner. Er war von 2015 bis 2023 Sprecher der vom DÖW als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung in Österreich. Sellner ist für die Verbreitung von völkischen Inhalten bekannt und fiel in der Vergangenheit auch mit antisemitischen Aktionen auf. 

In seinem Telegram-Posting zum Attentat in München bringt Sellner «Remigration» als vermeintliche Lösung für die Migrationsthematik in Europa ins Spiel. Der eigentlich ideologiefreie Begriff wird von Rechtsextremen missbraucht und verharmlosend verwendet. Unter dem Begriff verstehen Rechtsextreme die massenhafte Abschiebung von Menschen ausländischer Herkunft – auch unter Zwang. Das Konzept basiert auf der unter rechten Verschwörungstheoretikern verbreiteten Annahme, dass aktuell ein «Bevölkerungsaustausch» stattfinde und «Remigration» der «Identitätserhaltung» diene.  

(Stand: 24.09.2024) 

Hinweis: Ein Link wurde nachträglich korrigiert.

Links 

X-Posting (archiviert

Deutsche Polizei auf X (archiviert

IOM-Definition von Migration (archiviert

UNHCR-Definition von Migration (archiviert

“SN”-Artikel zu Hintergründen und Polizeiaktion (archiviert

DÖW zur Identitären Bewegung (archiviert

“Presse”-Artikel zu Martin Sellner (archiviert

“Kleine Zeitung”-Artikel zu antisemitischer Aktion Sellners (archiviert

MDR zu Verwendung des Begriffs Migration (archiviert)  

NDR zu “Bevölkerungsaustausch” (archiviert

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