Virale Infektionskrankheit
Bereits mehr als 1.400 Mpox-Todesfälle gemeldet
20.9.2024, 16:32 (CEST)
Nach der letzten Pandemie bereitet seit Sommer 2024 die Infektionskrankheit Mpox (Affenpocken) Ärzten immer größere Sorgen. Im August hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die höchste Alarmstufe und einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Die Krankheit, die tödlich verlaufen kann, breitet sich zunehmend in Afrika aus. In den sozialen Medien verharmlose manche die Krankheit, etwa mit diesem Sharepic auf Facebook. Hier wird unter anderem behauptet, dass nur fünf Todesfälle durch Mpox gemeldet seien. Dafür werden Millionen Todesfälle anderen Ursachen zugeschrieben, wie Fastfood, Abtreibungen oder Drogen.
Bewertung
Die Behauptung zu Mpox ist nicht richtig. Seriöse Quellen verzeichnen Infektionsfälle im fünfstelligen und Todesfälle im vierstelligen Bereich. Die anderen Behauptungen dieses Sharepics sind auch überwiegend falsch.
Fakten
Am 25. Juni 2024 meldete die WHO bei einer Pressekonferenz in Genf über 9.000 Mpox-Fälle – allein in der Demokratischen Republik Kongo. Laut der WHO-Mpox-Expertin Rosamund Lewis sei die Ansteckungskrankheit eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit. Sie berichtete von über 400 Todesfällen im Jahr 2024, was eine hohe Fallsterblichkeitsrate von fast fünf Prozent ausmache. Kinder seien besonders anfällig, mit noch höheren Todesraten. Lewis empfahl die Nutzung der Mpox-Impfung für gefährdete Personen.
Laut der Africa CDC (Africa Centres for Disease Control and Prevention) waren die Zahlen noch deutlich höher. Zwischen Anfang 2022 und Ende Juli dieses Jahres gab es in den 15 Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union mehr als 37.500 Mpox-Verdachtsfällen und über 1.400 Tote.
Keine politische Einflussnahme durch gesundheitliche Notlage
Der WHO wird immer wieder von bestimmten Online-Usern vorgeworfen, sie versuche politisch Einfluss zu nehmen durch gesundheitliche Notlagen. Die «Notlage von internationaler Tragweite» ist dazu gedacht, höhere Wachsamkeit in den Behörden weltweit zu fördern. Von der Weltgesundheitsorganisation gibt es zeitlich befristete, nicht bindende Empfehlungen ab, um die international organisierte Bekämpfung von Krankheiten zu fördern. Die Organisation hat keine Befugnis, in die Politik und Regelungen ihrer Mitgliedsländer einzugreifen.
Weitere Zahlen im Sharepic
- «Fastfood tötet jährlich 11 Millionen Menschen»
Das stimmt so nicht ganz. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 starben 2017 11 Millionen Menschen an den Folgen ungesunder Ernährung. Das bedeutet zum Beispiel auch zu wenig Gemüse oder zu wenig Ballaststoffe, nicht zwangsweise zu viel Fastfood.
- «Rauchen tötet jährlich 7 Millionen Menschen»
Die Zahl ist inakkurat. Laut der WHO sterben jährlich sogar acht Millionen Menschen an den Folgen von Tabakkonsum.
- «Alkohol tötet jährlich 8 Millionen Menschen»
Hier ist die Zahl wiederum zu hoch. Im Jahr 2019 starben laut Weltgesundheitsorganisation rund drei Millionen Menschen weltweit an den Folgen von Alkoholkonsum.
- «Drogen töten jährlich 11 Millionen Menschen»
Falsch. Laut dem Weltdrogenbericht des UNODC 2023 starben 2019 um eine halbe Million Menschen an den Folgen von Drogenkonsum. Über die Hälfte dieser Todesfälle war auf Hepatitis zurückzuführen, die durch Injektionsnadeln übertragen werden kann.
- «Abtreibungen töten jährlich 73 Millionen Menschen»
Das ist eine Meinungsäußerung der User, die den Sharepic teilen. Die WHO spricht von durchschnittlich 73,3 Millionen Abtreibungen jedes Jahr – nicht von Todesfällen. Etwa 20 Millionen unsichere Abtreibungen jährlich führen schätzungsweise zu etwa 68.000 Tote. Laut WHO sind um die Hälfte aller Schwangerschaften – um die 121 Millionen – ungewollt.
(Stand: 20.9.24)
Links
Facebook-Behauptung (archiviert)
Pressekonferenz der UN in Genf (archiviert)
Africa Centres for Disease Control and Prevention (archiviert)
Bedeutung einer internationalen Notlage der WHO (archiviert)
Lancet Studie zu Fastfood (archiviert)
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