Klimawandel

Schäden durch Erderwärmung überwiegen Düngeeffekte bei CO2-Zunahme

19.9.2024, 13:06 (CEST)

Immer wieder kursieren in Sozialen Medien irreführend verkürzte Aussagen über den Zusammenhang zwischen CO2 und Pflanzenwachstum. Das System ist jedoch komplizierter, als es oft dargestellt wird.

Die Klimakrise und ihre vielen Facetten sind in Sozialen Medien ein omnipräsentes Thema. Oft werden Behauptungen zum Anlass genommen, um den Anteil des Menschen am Klimawandel zu relativieren oder zu verharmlosen. Pflanzen fühlten sich bei einer höheren Kohlenstoffdioxid-Konzentration in der Luft ohnehin wohler, heißt es etwa in einem Facebook-Posting. Angeblich herrscht derzeit eine «CO2-Knappheit» - «nahe am Minimum für Leben auf der Erde». Stimmt das?

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Es stimmt, für Pflanzen und ihr Wachstum ist Kohlenstoffdioxid (CO2) essenziell. Dessen Anteil in der Atmosphäre sinkt aber nicht, sondern nimmt zu. Unter der damit zusammenhängenden Erwärmung leiden auch die Pflanzen.

Fakten

Im Prozess der Photosynthese verwandeln Pflanzen mithilfe der Energie des Sonnenlichts Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser zu Glucose, die als Stärke gespeichert wird. CO2 ist also neben Wasser tatsächlich die «Hauptnahrung» für Pflanzen.

Allerdings: Auch wenn ein Mehr an CO2 die Photosynthese anrege, haben Experimente gezeigt, dass der «CO2-Düngeeffekt» oft keine oder nur eine vorübergehende Wirkung auf das Wachstum von Pflanzen hat, schreibt die Informations-Plattform «Klimafakten». Denn Pflanzen brauchen nicht nur Kohlenstoffdioxid, sondern auch Nährstoffe aus dem Boden wie etwa Stickstoff und Phosphor. Deren Vorkommen erhöht sich aber nicht parallel zum CO2-Anstieg - dessen Nutzen ist demnach laut einer Studie überschaubar.

Und: Der erwähnte «Düngeeffekt» wird durch die negativen Auswirkungen des hohen CO2-Gehalts in der Luft wettgemacht. «Salopp gesagt wird vielen Pflanzen ein höherer CO2-Gehalt in der Luft auch deshalb keine großen Vorteile bieten, weil sie künftig häufiger versengen und verdorren», heißt es in dem «Klimafakten»-Beitrag.

CO2-Konzentration in der Atmosphäre nimmt zu

Der Anteil von CO2 in der Atmosphäre ist in der jüngeren Vergangenheit stark angestiegen. Lag er zu Beginn der Industriellen Revolution noch bei etwa 280 parts per million (ppm), ist er aktuellen Messungen der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zufolge auf 426 ppm - also fast das doppelte - gestiegen.

Ihren Ursprung könnte die Behauptung und ähnlich gelagerte im Zusammenhang mit dem Klimawandel in einer wissenschaftlichen Publikation aus dem Jahr 2016 haben, der zufolge die Erde seit den 1980er Jahren deutlich grüner geworden ist. Allerdings stellten einige der mitwirkenden Autorinnen und Autoren später klar, dass es unklar sei, wie lange der «Ergrünungs»-Trend bei weiter steigender CO2-Konzentration anhalten werde.

«Die Vorteile einer grüner werdenden Erde» würden «hinter den voraussichtlichen negativen Auswirkungen von Extremwetterereignissen» zurückbleiben. Und tatsächlich macht die Klimakrise extreme Wetter- und Klimaereignisse «wahrscheinlicher und heftiger», berichtet das deutsche Max-Planck-Institut über Studien des europäischen Konsortiums Xaida.

(Stand. 19.8.2024)

Links

Facebook-Posting (archiviert)

FPÖ-Aussendung (archiviert)

Erklärung Photosynthese (archiviert)

Klimafakten zu «CO2-Düngeeffekt» (archiviert)

Forschungsergebnisse zu Pflanzenwachstum (archiviert)

Umweltbundesamt zu CO2 (archiviert)

Aktuelle CO2-Konzentration (archiviert)

Greening of the Earth and its drivers (archiviert)

Klarstellung der Autoren (archiviert)

MPG zum Klima im Jahr 2023 (archiviert)

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