Dubiose Werbeanzeigen

Keine kostenlosen Psychologiekurse vom Bildungsministerium

26.8.2024, 17:47 (CEST)

In bezahlten Facebook-Anzeigen werden kostenlose Psychologiekurse beworben, ganz ohne Altersbeschränkung und Bildungsvoraussetzungen. Doch das Angebot ist zu schön, um wahr zu sein.

Laut einer Erhebung der Plattform aufnahmepruefung.at haben sich im Jahr 2022 beinahe 4.000 Personen für einen Psychologie-Studienplatz an der Universität Wien beworben. Nur jeder achte Bewerber sei genommen worden - die Studienplätze sind entsprechend begehrt. Mehrere Werbeanzeigen auf Facebook versprechen im Namen von renommierten Institutionen kostenlose Psychologiekurse für alle Interessierten, mit denen man einen offiziellen Abschluss machen könne. Sind die Angebote echt? 

Bewertung

Die genannten Institutionen bieten keine kostenlosen Psychologiekurse an. Die Links in den Werbeanzeigen führen lediglich zu Linklisten zum Thema psychologische Ausbildung.

Fakten

Auf Anfrage der dpa teilen alle in den Werbeanzeigen genannten Institutionen - das Bundesministerium für Bildung, der österreichische Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) und das Österreichische Rote Kreuz - mit, dass es bei Ihnen kein solches Bildungsangebot gibt. Die Ausbildung von Psychotherapeuten ist in Österreich laut ÖBVP «durch entsprechende zugelassene Einrichtungen ist im Psychotherapiegesetz genau geregelt».

Was steht in den Anzeigen?

Alle der Anzeigen haben gemeinsam, dass sie kostenlose Psychologiekurse anbieten. Ansonsten unterscheiden sie sich aber in vielen Punkten: So werden unterschiedliche Zertifizierungen versprochen, unterschiedliche Anbieter angegeben, manche versprechen sogar Stipendien oder gar «entsprechende Beschäftigungsmöglichkeiten»

Anzeigen führen zu Linklisten

Bei allen Werbeanzeigen sind keine entsprechenden Angebote verlinkt, sondern lediglich Seiten mit Suchbegriffen, die zu psychologischen oder psychotherapeutischen Bildungsangeboten in privaten Einrichtungen führen. Es ist unklar, ob die Anzeigen von Anbietern aus Österreich in Auftrag gegeben werden. Angegeben werden teils Anschriften aus den USA an, manche gar keine Informationen dazu an. Auch in der Werbebibliothek von Meta wird nicht ersichtlich, welche Personen oder Firmen diese Werbeanzeigen finanzieren.

Psychologe ist nicht gleich Psychotherapeut 

Die in einigen der Werbeanzeigen synonyme Verwendung von Psychologie und Psychotherapie ist inkorrekt. Wer in Österreich Psychologe werden möchte, muss ein Master- oder Diplomstudium absolvieren. Nach dem Abschluss des Psychologiestudiums ist außerdem eine Spezifikation durch Weiterbildung erforderlich, etwa in Gesundheitspsychologie oder Sportpsychologie. 

Um der Tätigkeit als Psychotherapeut nachzugehen, muss man in Österreich nach dem Abschluss eines Bachelorstudiums erst ein Masterstudium Psychotherapie und dann noch eine methodenspezifische Fachausbildung abschließen. Anders als in den Werbeanzeigen beworben, dauern diese Ausbildungswege viele Jahre und sind an Alters- und Bildungsvoraussetzungen gebunden. 

Stand: 26.8.2024

Links

aufnahmeprüfung.at: Psychologie-Studium: Aufnahmeverfahren & Aufnahmetest (archiviert

Werbeanzeige auf Facebook I (archiviert)  

Werbeanzeige auf Facebook II (archiviert)  

Werbeanzeige auf Facebook III (archiviert)  

Linkliste mit Suchreitern (archiviert

Profil aus den USA (archiviert)  

Profil ohne Angaben (archiviert

Werbebibliothek von Meta (archiviert

AMS: Berufslexikon - Psychologe/Psychologin (archiviert)  

AMS: Psychotherapieausbildung (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

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