Fehler wurde korrigiert

Hitze kann Bahngleise verformen

5.8.2024, 08:54 (CEST)

Eine Wortwahl des deutschen Senders ZDF beschäftigt Nutzer des Internets - dabei handelt es sich um einen Fehler, der inzwischen verbessert wurde.

Berichte über Klimakrise oder Extremwetterlagen stoßen immer wieder auf Ablehnung im Netz. So war es auch bei einem Video mit ZDF-Logo, das Ende Juni auf Facebook geteilt wurde. Das ZDF berichtet darin über eine Hitzewelle in Bukarest, der Hauptstadt Rumäniens. Bei 39 Grad wurden die Schienen angeblich schon weich, hieß es in dem Beitrag. Im Facebook-Text zum Video schrieb ein User: «Das ZDF hat den „Klimapropaganda-Stahl“ erfunden, der bei 39° Celsius bereits weich wird (...) Der Schmelzbereich von Stahl liegt zwischen 1.300°C und 1.540°C.» Was steckt dahinter?

Bewertung

Der Beitrag wurde vom ZDF inzwischen korrigiert. Die Schienen werden bei 39 Grad nicht weich, aber sie können sich bei Hitzebelastung ausdehnen und verformen.

Fakten

Der Bericht stammt aus der «heute journal»-Sendung vom 20. Juni 2024. Jedoch hat das ZDF einige Tage nach der Veröffentlichung Stellung bezogen und den Fehler ausgebessert. In dem Betrag steht nun «Video aus redaktionellen Gründen nachträglich geändert» (wird bei Minute 3:14 gezeigt). 

Auf seiner Seite «Korrekturen und Richtigstellungen» schreibt der Sender, dass die Schienen nicht «weich» werden, sondern dass Stahl sich in solchen Fällen «ausdehnen und dadurch die Schienen verformen» könne. Anhand einer Seitenarchivierung ist zu sehen, dass diese Ausbesserung am 3. Juli online war, also einige Tage nach der Erstausstrahlung - und wohl zu spät, um die Verfasser von Facebook-Posts wie den vom 23. Juni noch zu erreichen.

Bahnschienen dehnen sich bei Hitze aus

Bei 60 Grad Celsius kommt es bei Gleisen schon zu Verwerfungen - eine Schienentemperatur, die an heißen Tagen erreicht werden kann. «Da das Gleis fast zur Gänze lückenlos verschweißt ist, entstehen im Sommer bei hohen Temperaturen aufgrund der Ausdehnung der Gleise Druckspannungen in den Schienen», sagten die österreichischen Bundesbahnen ÖBB zur futurezone im Sommer 2023.

Die Spannung wird in den Untergrund geleitet, wo ein sogenannter Querverschiebewiderstand aktiviert wird. Aber wenn es zu heiß wird, vermindert sich der Widerstand, und das Gleis kann knicken. Diese Verwerfungen bedeuten, dass Streckenabschnitte schwer bis gar nicht befahrbar werden.

Weich werden die Gleise dabei nicht. «Auch bei heißem Wetter können Schienen weder schmelzen noch weich werden», erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage der dpa. Stahl schmilzt erst bei etwa 1500 Grad Celsius und kann bei 1250 Grad in Form gebracht werden, aber diese Temperaturen werden auch an den heißesten Sommertagen bei weitem nicht erreicht. 

Weiße Farbe als Abhilfe?

2019 starteten Projekte in Österreich und Deutschland mit dem Ziel, Gleise zu kühlen und den Verkehr aufrechtzuerhalten. Der sogenannte «Albedo-Effekt», den man von weißen Straßen oder Häusern in warmen Teilen der Welt kennt, sollte die Schienen um bis zu acht Grad kühler halten. Die österreichischen Bundesbahnen ÖBB nutzten dazu unter anderem eine Sprühvorrichtung an einem Zug sowie umweltverträgliche Farbe. Laut der Deutschen Bahn war der kühlende Effekt aber nach einigen Monaten schon nicht mehr vorhanden.

(Stand: 05.08.2024)

Links

Facebook-Bericht (archiviert, Video)

ZDF «Korrekturen und Richtigstellungen» (am 3. Juli 2024, Screenshot von Korrektur)

ZDF-Beitrag bereits korrigiert (archiviert)

Futurezone-Artikel «Wie die Hitze Strom, Straßen und Schienen stresst» (archiviert)

ÖBB: Projekt Weiße Schienen (archiviert)

DB: Die Weiße Schiene (archiviert)

Stadt Wien: Albedo-Effekt (archiviert)

BMK Infothek zu weiße Gleise (archiviert)

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