Finanzbetrug

Erfundenes ZIB2-Interview mit dem Bundespräsidenten

5.8.2024, 13:00 (CEST)

Wirbt der Bundespräsident für eine Investitionsplattform, die dem Zuseher Einkommen von mehr als 25.000 Euro pro Monat bringen soll? Das klingt nicht nur unrealistisch, das ist es auch.

Schon wieder kursiert ein Video mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, in dem er Vermögenszuwachs in kurzer Zeit, «ohne Wissen und tägliche Arbeit» in Aussicht stellt. Die Versprechungen ähneln jenem kürzlich via Facebook in Umlauf gebrachten, manipulierten Video mit Van der Bellen, das bereits einem Faktencheck unterzogen wurde.

Bewertung 

Das Interview ist nicht echt. Die Aussagen wurden synthetisch generiert, das bestätigte auch die Präsidentschaftskanzlei auf dpa-Anfrage. 

Fakten 

Das Video reiht sich in eine lange Liste von mittels Künstlicher Intelligenz (KI) generierten Fake-Anzeigen ein, die für betrügerische Zwecke missbraucht werden und in zahlreichen Faktenchecks thematisiert wurden. Bundespräsident Van der Bellen war mehrmals in der ZIB2 bei Armin Wolf zu Gast, er hat jedoch nie für eine Finanzplattform geworben. Aktive Politiker sind üblicherweise nicht Teil von Werbekampagnen. 

Bundespräsident Van der Bellen ist neutral und überparteilich, im APA-OGM-Vertrauensindex steht er seit geraumer Zeit mit Abstand an der Spitze der Vertrauenspyramide. Genau dieses Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger scheint das Fake-Video missbrauchen zu wollen, wenn die angebliche Stimme Van der Bellens sagt, dass der schnelle Vermögenzuwachs möglich sei und er «als Präsident persönlich für das Gesagte einstehe». 

Allerdings ist leicht erkennbar, dass die Lippenbewegung – sowohl von Van der Bellen als auch des Interviewers, dem ORF-Anchorman Armin Wolf – nicht immer zu dem Gesagten passen. Außerdem spricht der Präsident in dem Video mit einem deutschen Akzent, den er natürlich nicht hat. Wolf hingegen wechselt in der Anrede zwischen dem formellen «Sie» und dem informellen «Du» («Alexander, stimmt das?»). 

In dem echten Interview spricht Wolf Van der Bellen mit «Herr Bundespräsident» an. Es wurde am Abend der Bundespräsidentenwahl 2022 geführt, nachdem Van der Bellen mit rund 57 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt wurde. Dementsprechend geht es in dem in der Originalfassung 16-minütigen Interview auch um den Urnengang. 

Fragwürdig ist auch der Facebook-Account, durch den das Video in Umlauf gebracht wurde. Er hat nur 43 Follower und gibt als Kategorie «Just for fun» an. Die verlinkte Website des «Unternehmens» führt ins Leere, die Domain ist abgelaufen. Somit besteht im Grunde auch gar keine Gefahr, Opfer der möglichen Betrügerei zu werden, weil Websites oder Formulare zur Dateneingabe (noch) nicht vorhanden sind. 

(Stand: 5.8.2024) 

Links 

Facebook-Posting (archiviert

dpa-Faktencheck zu manipuliertem Video mit Van der Bellen (archiviert

Liste von dpa-Faktenchecks (archiviert

APA-OGM-Vertrauensindex (archiviert

ZIB-2-Interview mit Van der Bellen nach Wiederwahl (archiviert

Facebook-Account des Urhebers (archiviert

Website des “Unternehmens" (archiviert)

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