Technisches Problem

IT-Panne führt kurzfristig zu astronomischem Strompreis

1.8.2024, 16:50 (CEST)

Die Lebenshaltungskosten der vergangenen Jahre bereiten vielen Verbrauchern Sorge. Als manche jüngst über hohe Strompreise erschraken, waren die jedoch von kurzer Dauer.

Börsenmärkte sind für Laien oft sehr unübersichtlich, und die länderübergreifenden Märkte, wo Energiemärkte verhandelt werden, sowieso. Ende Juni wurde ein Screenshot von einer Day-Ahead-Markt-Seite auf Facebook geteilt, worin stand, dass am 26. Juni 2024 die Strompreise in Deutschland 492,04 Euro erreichten. Im Vergleich dazu fielen die Preise in Frankreich auf 2,96 Euro. 

Bewertung

Den enormen Preisunterschied hat es wirklich gegeben - allerdings war er auf einen IT-Fehler im Börsensystem zurückzuführen. Von dem Screenshot und der weiteren Entwicklung der Märkte sind aber keine allgemeinen extremen Änderungen der Preise abzuleiten. Die Preise normalisierten sich schon am nächsten Tag, es handelte sich um eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Computerpanne. 

Fakten

Am 26. Juni 2024 erlitt die Strombörse Epex, wo Strom für Österreich, Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Teile Skandinaviens gehandelt wird, eine Panne.

Üblicherweise werden Energiepreise in Auktionen am Nachmittag festgelegt. Diese gelten dann am nächsten Tag (Day-Ahead-Märkte). Am Dienstag den 25. geschah eine technische Störung. Infolgedessen schossen die Preise in die Höhe - und zwar gleich in der Früh, wo die Nachfrage generell hoch ist.

In Deutschland stiegen die Preise von 75 Euro pro Megawattstunde am Tag davor auf 492 Euro am 26. Juni. In Frankreich passierte das Umgekehrte, und die Preise fielen auf 2,96 Euro, laut FAZ der größte Preisunterschied zwischen den Ländern, der je verzeichnet wurde.

Was ist genau passiert?

Die Strommärkte innerhalb Europas sind seit über einem Jahrzehnt miteinander verbunden. Die Marktkopplung bedeutet unter anderem, dass die Unterschiede von Verbrauch und Erzeugung besser angeglichen werden. An jenem Mittwoch entkoppelten sich jedoch die Märkte infolge eines technischen Problems, erklärte die Börse EPEX der FAZ.

Weil es keine gemeinsame Auktion der Länder gab, war auch der Stromaustausch blockiert, und somit war die Preisfindung, die aus den verschiedenen Angeboten und Nachfragen besteht, gestört. Weil jedes Land eine eigene Auktion hatte, klaffen die Preisverhältnisse plötzlich weit auseinander. Das Problem war schon bei der nächsten Auktion am Mittwoch behoben, und tags darauf hatten sich die Day-Ahead Preise für Deutschland laut Tagesschau wieder bei 92 Euro eingependelt. 

Auswirkungen auf Endverbraucher und Firmen

Laut den deutschen Medienberichten hatten sowohl private Haushalte mit flexiblen Tarifen als auch Unternehmen kurzfristig höhere Kosten. Manche Unternehmen stoppten ihre Produktion, um profitabel zu bleiben. Mehrere Energie-Informationsseiten warnten ihre Kunden zeitnah vor der Fluktuation (hier, hier und hier).

Für Haushalte mit fixen Tarifen, also die meisten in Deutschland, stellte die Panne kein Problem dar.  

Energiekosten eine zunehmende Belastung für alle

Auch wenn dieser Kostenausschlag nach oben kurzfristig war: Energie wurde in Europa in den vergangenen Jahren teurer. Dafür gibt es mehrere Gründe - etwa den Ausfall russischer Gaslieferungen in die EU im Zuge des Krieges gegen die Ukraine, oder auch die höheren Kühlanforderungen aufgrund extremer Hitze im Sommer. 

(Stand: 1.8.2024)

Links

Facebook-Claim (archiviert)

FAZ-Bericht zum 26.6.2024 (archiviert)

Ispex-Empfehlungen zum 26.6.2024 (archiviert)

Energie Bau-Empfehlungen (archiviert)

Energie-Charts in Woche 26 (archiviert)

Tagesschau (archiviert)

Agrar Heute Warnung (archiviert)

SMARD-Wiki zu Stromhandel (archiviert)

Europäischer Rat zu steigenden Strompreisen seit 2021 (archiviert

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