Alte Fotomontage

Bild russischer Sportlerin erneut instrumentalisiert

30.7.2024, 14:16 (CEST)

Menschen, die nicht in ein bestimmtes Weltbild passen, werden oft der Lächerlichkeit preisgegeben. Wirklich lächerlich wird es dann, wenn die Beleidigungen jeglicher Grundlage entbehren.

Sportler außerhalb der Kategorien männlich und weiblich sind manchen Beobachtern ein Dorn im Auge. LGBTIQ-feindliche Kreise nutzen sie gerne zur Veranschaulichung eines vermeintlichen Verfalls der Sitten. Um in diese Kerbe zu schlagen, sind ihnen viele Mittel recht – etwa ein Bild der Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa mit der Beschriftung «Stabhochsprung der FRAUEN! Olympia 2024». 

Bewertung 

Das Bild ist manipuliert. Issinbajewa ist bereits 2016 als Sportlerin zurückgetreten. Zudem dürfen auch 2024 keine Athleten unter russischer Flagge an den Olympischen Spielen teilnehmen. 

Fakten 

Vor allem mit dem langen Leidensweg der intersexuellen südafrikanischen Leichtathletin Caster Semenya rückte das Geschlecht von Sportlern stärker in den Fokus der Berichterstattung. 

Bei den derzeit laufenden Olympischen Spielen in Paris ist das Abweichen vom heteronormativen Denken bereits seit der Eröffnungsfeier ein Thema in rechtskonservativen Kreisen. Sie zeigen ihre Abneigung, indem sie Aktive wie kürzlich die Schwimmerin Lia Thomas lächerlich zu machen versuchen. 

Issinbajewa-Fälschung ist alt

Eine noch plumpere Fälschung als bei der Trans-Sportlerin Thomas liegt von Jelena Issinbajewa vor. Die Russin machte sich im Gegensatz zu Thomas allerdings nie für die Rechte von Transgender-Sportlern stark – im Gegenteil. Sie galt lange Jahre als enge Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin. 2023 erhielt sie einen umstrittenen EU-Aufenthaltstitel und zog nach Spanien. Ihr aktuelles Verhältnis zur russischen Staatsspitze ist unklar. 

Das Foto zeigt die Weltrekordhalterin bei einem Sprung. Eine Fotorückwärtssuche datiert das Original auf den 13. August 2013, aufgenommen im Rahmen der damaligen Leichtathletik-WM in Moskau. 2016 beendete Issinbajewa ihre sportliche Karriere. 

Stabhochsprung-Bewerbe kommen erst, aber ohne Russland

Ein weiterer Beleg dafür, dass das Foto nicht von den aktuellen Wettkämpfen stammen kann: Die Stabhochsprung-Bewerbe der Damen starten in Paris erst am 5. August, das vermeintlich dort aufgenommene Foto war aber schon Ende Juli in Umlauf. 

Zudem sind nach der Sperre Russlands durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) russische und belarussische Sportler bis auf wenige Ausnahmen von den Wettkämpfen in Paris ausgeschlossen. Die 15 russischen Sportler treten heuer als Individuelle Neutrale Athleten (AIN) bei Olympia an. Sie alle mussten zuvor eine Genehmigung vom IOC einholen, was nicht ohne Proteste blieb. 

(Stand: 29.07.2024) 

Links

Facebook-Posting mit Bildmanipulation (archiviert

nzz.ch-Artikel zu Semenya (archiviert

Definition Heteronormativität (archiviert

Kommentar zur Eröffnungsfeier (archiviert

AFP-Faktencheck zu Thomas (archiviert

Artikel zu Protesten gegen Thomas (archiviert

Artikel zu Issinbajewas Kritik an Homosexualität (archiviert

ntv-Artikel zu Issinbajewa (archiviert

t-online-Artikel zu Issinbajewas Umzug (archiviert

Tweet mit manipuliertem Foto aus 2016 (archiviert

Eurosport-Artikel zum Weltrekord (archiviert

Originalbild in der Alamy-Datenbank (archiviert

spiegel.de-Artikel zum Karriereende (archiviert

Offizieller Olympia-Zeitplan (archiviert

”The Telegraph” zu Russland bei Olympia 2024 (archiviert

Offizielle Infos zu AIN 2024 (archiviert

Politico-Artikel zu russischen Olympioniken (archiviert)

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