Erfinder falsch zitiert

PCR-Tests können Coronavirus-Ansteckungen belegen

29.7.2024, 08:01 (CEST), letztes Update: 1.10.2024, 15:22 (CEST)

Obwohl die Corona-Pandemie vorbei ist, kursieren im Internet weiter Falschinformationen. Mitunter wird der Sinn von PCR-Tests für die Diagnostik in Zweifel gezogen - zu Unrecht.

Während der Corona-Pandemie ab 2020 wurden weltweit PCR-Tests verwendet, um Ansteckungen mit Covid-19 nachzuweisen - auch in Österreich. Doch Nutzer sozialer Medien zweifeln den Nutzen dieser Tests in der Diagnostik an. Aktuell wird behauptet, sogar ihr Erfinder habe zugegeben, dass sie bei Viren wirkungslos seien. Ist da etwas dran?

Bewertung

Nein. Es gibt keine Belege dafür, dass der Erfinder des PCR-Tests, Kary Mullis, deren Nutzen als Virusbeweis bestritt. Die PCR-Methode wird seit Jahren für die medizinische Diagnostik verwendet.

Fakten

PCR steht für «Polymerase Chain Reaction» (auf Deutsch: Polymerase-Kettenreaktion). Die Methode wurde vom US-amerikanischen Biochemiker Kary Mullis (1944-2019) entwickelt. 1993 erhielt er dafür den Chemie-Nobelpreis. 

Die PCR-Methode wird verwendet, um bestimmte Partikel aus kleinsten Mengen DNA (Erbgut) zu reproduzieren - so oft, bis genug vorhanden ist, um sie zu analysieren. Da ein Virus ein kleines Teilstück genetischen Materials wie zum Beispiel DNA und RNA ist, kann es auch mit einem PCR-Test identifiziert werden. 

Die Quelle der Falschbehauptung stammt wahrscheinlich aus einem Blogbeitrag von 1996. Er steht auf einer Internetseite, die sich mit Verschwörungsmythen befasst. Dort heißt es unter anderem, dass das HI-Virus kein Aids auslöse. Mullis, der laut Medienberichten im Laufe seiner Karriere auch wissenschaftliche Mythen verbreitete, hat an diese Falschinformation geglaubt und wurde dafür scharf kritisiert

Im Blogartikel steht folgender Satz: «Obwohl es ein verbreitetes Missverständnis ist, dass der Viruslast-Test tatsächlich die Anzahl der Viren im Blut misst, können diese Tests überhaupt keine freien infektiösen Viren nachweisen.» Allerdings wird das nicht als Zitat von Mullis gekennzeichnet, sondern stammt vom Autor des Artikels.

Dieser schreibt weiter: «Bei PCR ist es die Absicht, Substanzen qualitativ zu identifizieren, aber es ist von seiner Natur aus nicht geeignet, um Zahlen zu ermitteln». PCR-Tests sind tatsächlich nicht dazu geeignet, Viren im Körper zu «zählen»  - dennoch können sie die Existenz von Viren nachweisen - zum Beispiel über deren RNA.

Das soll nicht heißen, dass PCR-Tests unfehlbar sind. Auch während der Pandemie gab es Berichte und Diskussionen über manche ihrer Schwächen(hier, hier und hier). Das führte aber nicht zu grundsätzlichen Zweifeln am Verfahren.

Bereits im Jänner 2020 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Empfehlungen über den Nachweis vom damals neuartigen Coronavirus mit PCR-Tests. Auch in den Jahren 2002/2003 wurden PCR-Tests erfolgreich während der SARS-Pandemie zur Diagnose herangezogen. 

(Stand: 26.7.2024)

Links

Facebook-Behauptung (archiviert)

Kurier zu PCR-Tests (archiviert)

Tagesschau-Bericht (archiviert)

MDR Wissen zu PCR-Tests und Corona (archiviert)

Nobelpreiskomitee über Kary B. Mullis (archiviert)

Blogartikel über HIV-Mythen (archiviert)

WHO-Empfehlungen (archiviert)

Intolerable Genius: Berkeley’s Most Controversial Nobel Laureate (archiviert)

Artikel in der New York Times (archiviert)

WHO zur Sars-Diagnose (archiviert)

Pfitzer zu Viren (archiviert)

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