Ursachen der Erderwärmung

Menschen verursachen viel mehr CO2-Ausstoß als Vulkane

22.07.2024, 15:20 (CEST)

Bricht ein Vulkan aus, gelangt dabei das Treibhausgas Kohlendioxid in die Atmosphäre. Zur ausgestoßenen Menge und der Rolle von Vulkanen beim Klimawandel zirkulieren regelmäßig falsche Angaben.

Immer wieder wird behauptet, Vulkane produzierten mehr Kohlenstoffdioxid als Menschen. Auf einer österreichischen Facebook-Seite heißt es in einem Posting sogar, dass ein einziger aktiver Vulkan in zwei Sekunden so viel klimaschädliches CO2 ausstoße wie die gesamte Menschheit in einem Jahr. Aussagen wie diese werden oft verbreitet, um damit den Anteil des Menschen an der Erderwärmung kleinzureden. Doch stimmt sie überhaupt? 

Bewertung 

Die Behauptung, Vulkane würden um ein Vielfaches mehr CO2 ausstoßen als die Menschheit, ist falsch. Vulkane emittieren pro Jahr nur etwa ein Hundertstel des Kohlendioxids, das Menschen verursachen. Mehrere Forschungsinstitute haben die falsche Behauptung bereits widerlegt und bezeichnen den Anteil des vulkanischen CO2-Ausstoßes gegenüber dem menschengemachten als unbedeutend. 

Fakten 

Laut dem deutschen Umweltbundesamt betragen die vulkanischen CO2-Emissionen etwa 0,3 bis 0,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr. Das sind etwa 0,8 bis 1,6 Prozent der Emissionen weltweit, die 2023 auf mehr als 37,4 Milliarden Tonnen CO2 stiegen. 

Vulkanausbrüche tragen zwar zu einer Erhöhung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre bei, laut der US-Raumfahrtbehörde NASA übersteigt aber der Einfluss menschlicher Aktivitäten auf den Kohlenstoffkreislauf jenen aller Vulkane weltweit zusammengenommen um mehr als das Hundertfache. Zur Veranschaulichung: Ein Vulkan in der Größe des US-Vulkans Mount St. Helens müsste laut NASA-Berechnungen alle 2,5 Stunden ausbrechen und ein Vulkan in der Größe des philippinischen Mount Pinatubo zwei Mal täglich, um die gleiche Menge an CO2 zu erreichen, die von menschlichen Aktivitäten freigesetzt wird.  

Ein anderes Argument ist ein Vergleich mit der Entwicklung der weltweiten CO2-Emissionen, die seit den 1950er Jahren stark gestiegen sind. Wenn Vulkane tatsächlich so viel Kohlenstoffdioxid ausstoßen würden wie behauptet, müsste auch die vulkanische Aktivität deutlich zugenommen haben. In den vergangenen 70 Jahren wurde jedoch keine gestiegene Vulkanität gemessen. Es lässt sich «eindeutig sagen, dass vulkanische Emissionen praktisch nicht zum beobachteten Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre beigetragen haben», fasst die Helmholtz-Klima-Initiative zusammen. 

Vulkane können Klima beeinflussen

Tatsächlich können Vulkane aber das Klima beeinflussen – allerdings nicht, indem sie die Temperatur erhöhen, vielmehr haben vulkanische Eruptionen laut Geosphere Austria meist den gegenteiligen Effekt. Vulkane stoßen nicht nur Kohlenstoffdioxid, sondern auch vulkanische Asche und Partikel von Aerosolen in die Atmosphäre aus. 

Vor allem Sulfatpartikel reflektieren das Sonnenlicht zurück ins All und können so eine globale Abkühlung verursachen, schreibt die US-Erdbebenwarte USGS. Allerdings müssen die Schwefelverbindungen bis in die Stratosphäre dringen, also in Höhen von mindestens zehn Kilometern, ansonsten ist der Effekt auf das Klima zeitlich sehr begrenzt. 

(Stand: 22. Juli 2024) 

Links

Posting (archiviert

Umweltbundesamt zu Vulkanen und Klimawandel (archiviert

Emissionen weltweit (archiviert

NASA zu Vulkanen und Klimawandel (archiviert

Messungen zu CO2-Anstieg (archiviert

Entwicklung vulkanischer Aktivität (archiviert

Helmholtz-Klima-Initiative (archiviert

ZAMG zu Vulkanen und Klima (archiviert)

USGS zu Vulkanen und Erderwärmung (archiviert

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