Kein Beleg gegen Erderwärmung

Grafik zeigt Temperatur in Grönland nur bis zum Jahr 1885

12.7.2024, 18:02 (CEST)

Eine Studie wird immer wieder als angeblicher Beleg gegen den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel herangezogen. Doch den entscheidenden Zeitraum untersucht sie gar nicht.

Zu sehen ist eine Kurve mit einigen deutlichen Ausschlägen oberhalb der Nulllinie. Diese sind mit roten Kreisen markiert. Angeblich wird damit die Klimageschichte der vergangenen 9500 Jahre abgebildet. Begleitet von den Worten «Die grüne Klimasekte so: "Wir werden verbrennen!"» soll die Grafik Zweifel an der menschengemachten Erderwärmung wecken.

Bewertung 

Diese Schlussfolgerung lässt die Kurve nicht zu. In der Grafik werden nur Temperaturen an einem Ort auf Grönland bis 1885 dargestellt. Die signifikanten Klimaveränderungen seit der Industrialisierung werden ausgespart. 

Fakten

Die Grafik bezieht sich auf Daten aus dem Jahr 1997. In der betreffenden Studie wurden damals Lufteinschlüsse im Eis in der Mitte von Grönland untersucht. Daraus zogen die Forscher Rückschlüsse auf die Temperatur dort - nicht weltweit. Das betonte Gary Clow, einer der teilnehmenden Wissenschaftler, auch gegenüber dem US-Magazin «USA Today»: «Ich muss betonen, dass dieser Ort nicht den gesamten Planeten repräsentiert.»

Abgesehen davon endet die Temperaturkurve bereits im Jahr 1885 und reicht nicht, wie in der Grafik behauptet, «to present», also bis in die Gegenwart. Ein deutlicher Temperaturanstieg fand aber in den mehr als hundert Jahren danach statt. Das belegen etwa Daten der NASA oder auch Informationen aus dem Weltklimabericht.

Die Studienautoren widersprachen bereits mehrfach der Behauptung, dass ihre Untersuchungen den menschengemachten Klimawandel widerlegen würden. Der Wissenschaftler Peter Clark etwa nannte die Grafik gegenüber der Australian Associated Press «kompletten Nonsens». Weil er immer wieder mit der Darstellung konfrontiert wurde, sprach sein Kollege Richard B. Alley von ihr als einem «Zombie, der einfach nicht sterben will». 

Auf den Einfluss des Menschen auf die weltweite Erwärmung verweisen Forschende immer wieder, etwa in einer gemeinschaftlichen Arbeit verschiedener deutscher Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG). Die globale Durchschnittstemperatur lag laut EU-Wetterdienst Copernicus bereits im Februar 2024 zwölf Monate in Folge 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. In Österreich ist der Anstieg der Temperatur etwa doppelt so stark wie im weltweiten Mittel.

(Stand 12.07.2024)

Links

Studie Temperaturhistorie Grönland (archiviert)

Faktencheck von «USA Today» (archiviert)

Temperaturdaten der NASA (archiviert)

Faktencheck der «Australian Associated Press» (archiviert)

Klimaschutzbericht 2023 (archiviert)

IPCC-Bericht aus dem Jahr 2023 (archiviert

Basisfakten zum Klimawandel von DWD und DMG  (archiviert)

Aufzeichnungen von Wetterdienst «Copernicus» (archiviert)

Behauptung auf Facebook (archiviert)

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