Coronavirus
Während der Pandemie gab es auch bei Amischen Übersterblichkeit
10.7.2024, 15:03 (CEST), letztes Update: 10.7.2024, 15:08 (CEST)
Kaum ein Thema sorgte für so viele Falschbehauptungen wie die Corona-Pandemie. Einige Gerüchte halten sich hartnäckig. So behauptet der US-Unternehmer Steven Kirsch im Interview mit einem Online-Medium, das auch in Sozialen Medien diskutiert wurde, dass in der Glaubensgemeinschaft der Amischen in den USA viel weniger Menschen an Covid-19 gestorben seien als in der restlichen Bevölkerung. Er sagt außerdem, dass die Amischen weder Corona-Maßnahmen befolgt, noch Impfungen oder sonstige Behandlungen erhalten haben. Stimmt das?
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Es ist nicht belegt, dass die Covid-Sterberate unter Amischen in den USA besonders niedrig war. Mehrere Studien zeigen, dass die Gruppe auch von der Pandemie betroffen war und zeitweise sogar eine Übersterblichkeit beobachtet wurde. Teilweise gab es sogar eine höhere Zahl an zusätzlichen Todesfällen als in der gesamten US-Bevölkerung.
Fakten
In puncto Übersterblichkeit zeigt eine 2021 veröffentlichte Studie der West Virginia University, dass diese in den Religionsgemeinschaften der Amischen und Mennoniten zu Beginn der Pandemie ähnlich der Sterberate in der restlichen US-Bevölkerung war. Im November 2020 verzeichneten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sogar einen signifikanten Anstieg der Übersterblichkeit bei den Amischen um 125 Prozent.
Nach Einführung der Impfstoffe gegen das Coronavirus konnte in einer weiteren Studie nachgewiesen werden, dass die Impfung in der allgemeinen Bevölkerung zu einem Rückgang der zusätzlichen Todesfälle führte. In der impfkritischen Amisch-Gemeinschaft blieb die Sterberate hingegen gleichbleibend hoch. Allerdings kommt eine Penn State Studie vom August 2023 zu dem Resultat, dass die Impfrate unter Amischen inzwischen höher ist als bisher angenommen.
Die Behauptung, dass die Religionsgemeinschaft keinerlei Corona-Maßnahmen befolgt hat, wurde von einem Experten in einem anderen Faktencheck bereits dementiert. Zumindest während der ersten Monate seien Anordnungen durchaus ernst genommen worden.
Steve Kirsch, Unternehmer und Erfinder der optischen Maus, fiel schon in der Vergangenheit wegen der Verbreitung von Desinformation im Zusammenhang mit Covid-19 auf. So behauptete er etwa, dass Covid-Impfstoffe die Fertilität negativ beeinflussten und mehr Menschen töten würden, als sie zu retten. Seine Aussagen sind durch mehrere Faktenchecks widerlegt worden.
(Stand: 9.7.2024)
Links
Penn State Studie zu Impfungen (archiviert)
Studie zu Übersterblichkeit 2020 (archiviert)
Studie zu Übersterblichkeit und Impfung (archiviert)
Faktencheck Kirsch (archiviert) und hier (archiviert)
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