Keine Bestechungsversuche

Madagaskars Präsident sprach in Interview lediglich über Covid-19-Mittel

8.7.2024, 13:42 (CEST)

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte der madagassische Präsident für ein Mittel namens «Covid-Organics» geworben. Seidem heißt es, er habe Millionen Dollar erhalten. Doch dafür gibt es keinen Beleg.

Die Corona-Pandemie ist schon vor einiger Zeit abgeflaut, doch die Diskussion im Internet reißt nicht ab. Zuletzt hieß es etwa auf Facebook, dass Madagaskar die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen eines «Covid-19 Skandals» verlassen habe. Es wird eine alte Behauptung wieder aufgewärmt, wonach die WHO dem madagassischen Präsidenten 20 Millionen Dollar angeboten habe, damit er ein Mittel gegen Covid-19 vergiften lasse.

Bewertung

Madagaskar ist weiterhin ein Mitgliedsstaat der WHO. Es gibt keine Hinweise für Bestechungsversuche seitens der WHO. Die Behauptung geht auf eine falsche Interview-Headline zurück.

Fakten

Zunächst ist festzuhalten, dass Madagaskar die WHO nicht verlassen hat. Das Land ist auf der Webseite der WHO unter den 194 Mitgliedsstaaten angeführt. Der Vertreter der WHO in Madagaskar heißt Laurent Musango und sitzt in der Hauptstadt Antananarivo.

Für das Zitat, das dem madagassischen Präsidenten Andry Rajoelina in dem Posting zugeschrieben wird, finden sich keine seriösen Belege. Der Faktencheck-Organisation «Africa Check» zufolge stammt es von der Webseite «Ibarapa Parrot». Das Online-Portal ist aber nicht mehr auffindbar. Archivierungen des angeblichen Artikels führen nur zur Startseite von September 2020, nicht aber zum Artikel. Wie der Faktencheck aber zeigt, verbreitete sich dieselbe Behauptung bereits vor vier Jahren und wurde damals schon als falsch entlarvt.

Die Behauptung geht nämlich auf falsche Artikel-Headlines der Zeitschriften «Zambian Observer» und «Tanzania Perspective» zurück. Die letztgenannte Zeitung dürfte eingestellt worden sein. Es finden sich keine aktuelleren Ausgaben als von Juni 2021.

Und auch der Beitrag des «Zambian Observer» ist online nicht mehr auffindbar. Klickt man auf den Link, wird man zur Startseite umgeleitet. In einer archivierten Fassung des Artikels lässt sich noch erkennen, dass die Headline auf ein Interview des französischen Fernsehsenders France 24 mit Präsident Rajoelina zurückgeht. Darin spricht er zwar von einem umstrittenen madagassischen Mittel gegen Covid-19, nicht aber davon, dass die WHO ihm 20 Millionen Dollar angeboten habe, um es zu vergiften.

Der französischen Nachrichtenagentur AFP hat zudem im Mai 2020 die damalige Leiterin des Präsidenten-Büros, Lova Ranoramoro, gesagt, der Präsident bestreite die Vorwürfe.

(Stand: 4.7.2024)

Links

Mitgliedsstaaten der WHO (archiviert)

WHO-Vertretung in Madagaskar (archiviert)  

Faktencheck von «Africa Check» (archiviert)

Archivierung von Online-Portal «Ibarapa Parrot»

Cover mit Headline von «Tanzania Perspective» (archiviert)

Letzte Cover von «Tanzania Perspective» (archiviert)

Archivierung von Beitrag von «Zambian Observer»

Interview France 24/RFI (archiviert)

Faktencheck von AFP (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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