Kriege verursachen Schulden

Grafik zur Verschuldung der USA zeichnet irreführendes Bild

26.06.2024, 07:43 (CEST)

Kriegerische Auseinandersetzungen haben meist viele Gründe. Wer meint, Kriege allein aus der Verschuldung eines Staates vorhersehen zu können, macht es sich zu einfach.

Angesichts der Konflikte in der Ukraine und in Nahost haben viele Menschen Angst vor einer möglichen Eskalation. Einige machen sich diese Angst zunutze. Eine Zeichnung, die derzeit in den Sozialen Medien kursiert, stellt die vermeintliche Verschuldung der USA dar. Dreimal sei diese gewachsen und wieder gefallen. Jeweils kurz nach den Höchstständen soll es demnach zu Kriegen gekommen sein - namentlich dem Bürgerkrieg sowie dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Am rechten Ende, das die aktuelle Situation zeigen soll, steigt die angebliche Verschuldung stärker als je zuvor. Der Kommentar dazu: «Bald ist es wieder soweit...» (Schreibweise im Original). Sind die Daten korrekt?

Bewertung

Die Abbildung zeigt keine realistische Darstellung der Verschuldung der USA. Beispielsweise war diese nach dem Bürgerkrieg höher als davor.

Fakten

Die nationale Schuldenlage berechnet sich anhand von Schulden des Privatsektors und der öffentlichen Verschuldung, was hier im Bericht des deutschen Bundesfinanzministeriums zur internationalen Entwicklung der Verschuldung und der Vermögenspreise zu erkennen ist.

Eine Visualisierung der Zürcher Kantonalbank belegt, dass die Verschuldung der USA gerade mit Beginn einiger großer Kriege drastisch angestiegen ist. Demnach war nicht vor, sondern unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ein Höchststand erreicht. Die Daten sind beim Congressional Budget Office abrufbar.

Auf einer Grafik der Deutschen Bank sieht man zudem, dass die Verschuldung der USA seit 1945 stetig gestiegen ist und nicht wieder auf einen bestimmten Wert zurückgefallen ist, wie in der Behauptung dargestellt.

Der amerikanische Bürgerkrieg

Die bei Facebook verbreitete Grafik zeigt links im Bild eine vermeintliche Verschuldung der USA vor dem «Bürgerkrieg». Vermutlich gemeint ist dabei der amerikanische Bürgerkrieg, also der Krieg zwischen den Staaten des Nordens und des Südens der heutigen USA von 1861 bis 1865.

Da es sich bei den Staaten zu diesem Zeitpunkt nicht um eine Nation mit einer ganzheitlichen Wirtschaft handelte, ist es schwierig, eine Gesamtverschuldung der USA zu zeichnen. Im Norden dominierte damals bereits die Industrie, während der Süden noch durch Plantagenarbeit und Sklavenhandel wirtschaftete.

Die Frage nach der Einheit der Nation - auch im wirtschaftlichen Sinne - war, neben der Sklaverei, einer der Hauptgründe für den Krieg. So nannten sich die Staaten, die sich abspalten wollten, «Konföderation» und hatten einen eigenen Finanzplan, auch für die Finanzierung des Kriegs.

Nach dem Krieg waren die Schulden der USA drastisch erhöht, wie die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung erklärt. Im Gegensatz zu der bei Facebook verbreiteten Zeichnung heißt es hier: «Durch Kriege wurde die öffentliche Verschuldung jeweils explosionsartig nach oben getrieben.» Verkürzt gilt also eher, dass der Krieg die Schulden bringt - nicht umgekehrt.

(Stand: 25.6.2024)

Links

Facebook-Beitrag (archiviert)

Deutsches Bundesfinanzministerium (archiviert)

Deutsche Bank (archiviert)

Bundeszentrale für politische Bildung (archiviert)

HP-Magazin (archiviert)

HIWEPA - Plattform für historische Wertpapiere (archiviert)

Bundeszentrale für politische Bildung (archiviert)

Grafik Zürcher Kantonalbank (archiviert)

US-Daten

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